Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Scheiß mache ich nicht. Ich würde eher einfach gehen und alles zurücklassen, was ich besitze, bevor ich eine Frau schlage.«
Die Augen des Polizisten verengten sich, und er fixierte Vin mit seinem Adlerblick. Dann nickte er. »Das werden wir sehen. Der Vorfall fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, aber es würde mich nicht wundern, wenn sich herausstellte, dass noch eine dritte Person beteiligt war. Ich habe schon so einige Schläger vor mir gehabt, und Sie gehören nicht zu der Sorte.«
De la Cruz sah auf die Uhr. »Hey, alle Achtung. Jetzt haben Sie sich schon fast eine halbe Stunde lang nicht mehr übergeben. Das ist ein gutes Zeichen, vielleicht können Sie diesen Ort des Grauens schon bald verlassen.«
Vin streckte ihm die freie Hand entgegen, obwohl seine Schulter davon nicht so sonderlich begeistert war. »Sie sind wirklich in Ordnung, Detective, wissen Sie das?«
Ein fester Händedruck. »Und ich wünsche Ihnen beiden alles Gute. Ich melde mich.«
Nachdem der Mann gegangen und der Vorhang wieder zugefallen war, atmete Vin tief durch. »Wie lange, glaubst du, muss ich noch warten, bis sie mich entlassen?«
»Warten wir noch eine halbe Stunde, und wenn sich bis dahin keiner blicken lässt, gehe ich diese Ärztin suchen.«
»Okay.«
Doch abwarten und Tee trinken war Vin noch nie gut bekommen. Innerhalb von fünf Minuten war er kurz davor, nach der Schwester zu klingeln, doch da teilte sich der Vorhang wieder.
»Perfektes Timing …« Vin runzelte die Stirn. Statt einer Schwester oder der Ärztin war es Eddie, der ein so finsteres Gesicht zog wie ein Mann, der gerade einen Freund verloren hatte und aus einem Fenster gestürzt war.
Vins erster Impuls war, sich aufzusetzen, aber das war überhaupt keine gute Idee. Seine Schulter stieß ein Opernsängergeheul aus, und er konnte gerade noch die Hand vor den Mund halten, sonst hätte er sich auf den Latz gespuckt - aber wenigstens lag es diesmal nicht am Demerol.
Während Gretchen nach einem neuen Spucknapf rannte und Eddie abwehrend die Hände in die Luft hielt, kämpfte Vin mit dem Brechreiz.
Gott sei Dank legte er sich bald wieder, und sein Magen entspannte sich.
»Sorry«, sagte er krächzend. »Ich bin ein bisschen angeschlagen.«
»Kein Problem. Überhaupt kein Problem.«
Vin atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. »Das mit Jim tut mir so leid.«
Jetzt trat Gretchen neben Eddie und umschlang seinen massigen Oberarm. Neben ihm wirkte sie gleichzeitig winzig und unbeirrbar. »Ich verdanke ihm mein Leben.«
»Wir beide verdanken ihm unser Leben«, fiel Vin ein.
Eddie umarmte Gretchen kurz, Vin nickte er zu. Er war eindeutig der Typ Mann, der seine Gefühle unter Kontrolle hatte - was Vin respektieren konnte.
»Danke euch. Und jetzt zum Grund meines Kommens.« Eddie fasste in seine Tasche und förderte den Diamantring und den goldenen Ohrring zutage. »Adrian hat getan, was er tun musste, und ihr die Sachen abgenommen. Ihr seid beide frei wie die Vögel, und ab jetzt seid ihr außerdem tabu für sie, so lauten die Regeln. Ihr müsst euch keine Sorgen machen, dass Devina je zurückkehrt. Passt nur gut auf diese Sachen auf, ja?«
Als Gretchen die beiden Schmuckstücke entgegennahm und Eddie noch einmal drückte, hielt Vin sich zurück und überließ es Gretchens Umarmung, alles auszudrücken, was er sich nicht zu sagen traute. Er spürte einen Kloß im Hals, und dieses Mal hatte es nichts mit einem Räumungsbefehl für seinen Magen zu tun. Akute Dankbarkeit konnte einen ähnlichen Effekt haben. Was Vin allerdings einfach nicht kapierte, war, was diese Männer eigentlich davon hatten, ihm und Gretchen zu helfen. Jim war tot, Eddie sah grauenhaft aus, und was Devina mit Adrian angestellt hatte, wollte er gar nicht wissen.
»Ihr beiden passt gut auf euch auf, okay?«, murmelte Eddie jetzt und wandte sich zum Gehen. »Ich muss los.«
Vin räusperte sich. »Noch mal wegen Jim … ich weiß ja nicht, was du mit der Leiche vorhattest, aber ich würde ihm wahnsinnig gern ein anständiges Begräbnis ausrichten. Nur das Beste und Edelste.«
Eddie blickte sich über die Schulter, seine eigenartig rotbraunen Augen hatten einen feierlichen Ausdruck. »Das wäre super - ich überlasse ihn ganz dir. Und ich bin mir sicher, dass er das zu schätzen wüsste.«
Vin nickte zur Bestätigung, es war also abgemacht. »Möchtest du wissen, wann und wo? Hast du vielleicht eine Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann?«
Die
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