Fallen Angels 01 - Die Ankunft
gedacht hatte.
Als er aus der Dusche stieg, wartete Devina mit einem Handtuch auf ihn. Er ließ sich nicht von ihr abtrocknen, obwohl sie das zweifellos gründlicher als er gemacht hätte, und zog sich eine Pyjamahose an, obwohl er normalerweise nackt schlief.
Dann legten sie sich nebeneinander ins Bett, aber ohne sich zu berühren. Das Flimmern des Fernsehers sah aus wie ein Kamin mit blauen Flammen. In einem kurzen Aufflackern von Wahnsinn überlegte er, ob auch hier die Wände schmelzen würden, aber nein. Alles blieb, wie es war.
Im Fernsehen tanzten Fred und Ginger durch die Gegend, ihr Kleid schwang durch die Luft, seine Frackschöße hinterher.
Entweder hatte Vin nicht besonders lange geschlafen, oder auf diesem Sender lief die ganze Nacht lang Astaire.
»Willst du mir denn nicht erzählen, was passiert ist?«, fragte Devina.
»Nur eine Kneipenschlägerei.«
»Aber nicht mit Jim, hoffe ich?«
»Er war auf meiner Seite.«
»Oh. Gut.« Schweigen. Dann: »Musst du zum Arzt?«
»Nein.«
Noch mehr Schweigen. »Vin … wovon hast du geträumt?«
»Lass uns schlafen.«
Als sie nach der Fernbedienung griff, um den Film auszumachen, sagte er: »Lass ihn an.«
»Aber du schläfst nie, wenn der Fernseher läuft.«
Mit einem Stirnrunzeln betrachtete er, wie Fred und Ginger in perfekter Harmonie über den Tanzboden kreisten, die Blicke aufeinander geheftet, als könnten sie nicht ertragen, sie abzuwenden. »Heute schon.«
Sechzehn
Ein Hämmern an seiner Tür weckte Jim am nächsten Morgen.
Obwohl er gerade noch im Tiefschlaf gelegen hatte, war er sofort hellwach … und richtete den Lauf einer Vierziger quer durch sein Apartment. Da die Vorhänge vor dem großen Fenster und den beiden kleinen über der Küchenspüle geschlossen waren, hatte er keine Ahnung, wer das sein konnte.
Und bei seiner Vergangenheit war es möglicherweise kein Freund.
Hund, der sich dicht an ihn gekuschelt hatte, hob den Kopf und stieß ein fragendes Geräusch aus.
»Keinen Schimmer, wer das sein mag«, erklärte Jim, warf die Decke zur Seite und tapste splitternackt zum Fenster. Er zog den Vorhang einen winzigen Spalt auseinander und entdeckte den M6 in der Einfahrt.
»Vin?«, rief er.
»Mhm«, kam gedämpft die Antwort.
»Einen Moment.«
Jim steckte die Pistole zurück in das Holster, das am Bettpfosten hing, und zog sich Boxershorts über. Vor der Tür fand er Vin diPietro in desolatem Zustand: Zwar hatte er sich geduscht und rasiert und arschteure lässige Klamotten angezogen, aber sein Gesicht war grün und blau und seine Miene finster wie die Hölle.
»Haben Sie schon die Nachrichten gesehen?«
»Nein.« Jim trat von der Tür zurück, um den Mann eintreten zu lassen. »Wie haben Sie mich gefunden?«
»Chuck hat mir verraten, wo Sie wohnen. Ich hätte ja angerufen, aber er hatte die Telefonnummer nicht.« Vin ging zum Fernseher und schaltete ihn an. Während er durch die Sender zappte, trippelte Hund zu ihm hinüber und schnüffelte ihn ab.
Der Kerl musste den Test bestanden haben, weil sich das kleine Tier auf seinen Schuh setzte.
»Mist … ich kann es nicht finden … es war in allen Lokalnachrichten«, murmelte Vin.
Jim warf einen Seitenblick auf den Wecker am Bett. Sieben Uhr siebzehn. Eigentlich hätte das Ding um sechs Uhr klingeln sollen, aber er hatte wohl vergessen, es anzustellen. »Was war in den Nachrichten?«
In dem Moment gab es auf The Today Show ein Update, und die beinahe schöne Moderatorin des Studios Caldwell richtete ihren ernsten Blick in die Kamera.
»Die Leichen zweier heute in den frühen Morgenstunden auf der Tenth Street aufgefundenen jungen Männer wurden inzwischen als Brian Winslow und Robert Gnomes identifiziert, beide einundzwanzig Jahre alt.« Fotos der College-Trampel, die er und Vin versohlt hatten, wurden rechts über dem blonden Kopf auf dem Bildschirm eingeblendet. »Offenbar erlagen die beiden ihren Schussverletzungen. Gefunden wurden die Leichen gegen vier Uhr morgens von einem weiteren Gast des Clubs. Laut Sprecher der örtlichen Polizei teilten sich die beiden ein Wohnheimzimmer an der State University of New York und wurden zuletzt auf dem Weg ins Iron Mask, einem beliebten Szenetreffpunkt in der Innenstadt, gesichtet. Bislang gibt es nach offiziellen Angaben noch keine Verdächtigen.« Eine andere Studiokamera übernahm, und die Nachrichtensprecherin wandte sich der neuen Linse zu. »Im Fall der Rückrufaktion für Erdnussbutter …«
Vins Miene, als er sich über
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