Fallen Angels 01 - Die Ankunft
ja, und manchmal waren es auch nicht die Worte, die ein Mann sagte. Allein das Gefühl seiner Handfläche auf dem eigenen Handgelenk reichte, um ihren gesamten Körper zu erhitzen.
»Ihre Pancakes.« Die Kellnerin zerbrach den Zauber und stellte einen Teller sowie einen Krug aus Edelstahl und Glas vor ihm ab. »Noch Kaffee?«
Marie-Terese lehnte sich zurück und warf einen Blick in ihren Becher. »Für mich ja, bitte.«
Vin machte sich mit dem Sirup zu schaffen, goss ein dünnes, honigfarbenes Rinnsal über drei dicke, fette, goldene Kreise.
»Meine gehen nicht so auf«, sagte Marie-Terese. »Wenn ich Pancakes mache … werden sie nicht so golden oder so dick.«
Vin nahm seine Gabel und widmete sich dem Essen. »Ich bin sicher, dass Ihr Sohn sich nicht beklagt.«
»Nein, das tut er nicht.« Der Gedanke an Robbie verursachte ein Brennen in ihrer Brust, deshalb versuchte sie, die Erinnerung an seinen Blick voller Liebe und Ehrfurcht, als sie das letzte Mal für ihn am Herd gestanden hatte, wegzuschieben.
Die Kellnerin kehrte mit der Kaffeekanne zurück, und nachdem sie nachgegossen hatte und wieder gegangen war, sagte Vin: »Ich hoffe wirklich, dass Sie meine Frage beantworten.«
Marie-Terese konnte nicht aufhören, an Robbie zu denken. Er war ein unschuldiges Kind, das sie mit sich in ein raues Leben gezerrt hatte, zuerst wegen des miserablen Ehemanns, den sie sich ausgesucht hatte, und dann wegen des Weges, den sie eingeschlagen hatte, um ihre Schulden zu tilgen. Bei Vin war es ähnlich; das Letzte, was er brauchen konnte, war, in das schwarze Loch gesaugt zu werden, aus dem sie sich verzweifelt zu befreien suchte - und er hatte bereits bewiesen, dass er einen Helferkomplex hatte. Zumindest in Bezug auf Marie-Terese.
»Es war nur Unsinn«, murmelte sie, als die Frau gegangen war. »Was Sie gesagt haben, war Unsinn.«
»Dann gibt es ja keinen Grund, es mir nicht zu erzählen.«
Wieder betrachtete Marie-Terese den Fluss … und nahm all ihre Kraft zusammen. »Sie sagten Stein, Schere, Papier.« Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen und zu lügen. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Um ehrlich zu sein, war es mehr Ihr Blick währenddessen, der mich beunruhigt hat.«
Vin sah sie eindringlich an. »Marie-Terese … ich habe eine hohe Trefferquote in solchen Dingen.«
»Inwiefern?«
Er aß weiter, als bräuchte er eine Beschäftigung, um die Spannung zu durchbrechen. »Wenn ich früher solche Zustände hatte und Sachen gesagt habe … es geht immer in Erfüllung. Wenn Sie es also aus privaten Gründen für sich behalten möchten, dann respektiere ich das. Aber ich rate Ihnen dringend, es ernst zu nehmen, was auch immer es war.«
Ihre kalten Hände umschlossen den Henkel des Bechers fester. »Sind Sie eine Art Wahrsager?«
»Sie gehen einer gefährlichen Arbeit nach. Sie müssen vorsichtig sein.«
»Ich bin immer vorsichtig.«
»Gut.«
Erneut sprach lange keiner von ihnen; Marie-Terese starrte in ihren Kaffee, er konzentrierte sich aufs Essen.
Es war nicht schwer zu erraten, dass sich das mit der »Vorsicht« nicht nur auf widerliche Freier bezog, die ihr nachstiegen. Es ging auch um andere Aspekte ihres Jobs.
»Ich weiß, was Sie sich fragen«, meinte sie schließlich ruhig. »Wie kann ich das überhaupt tun, und warum höre ich nicht einfach damit auf.«
Seine Stimme klang tief und achtungsvoll, ohne Vorurteile. »Ich kenne Sie ja nicht, aber Sie kommen mir nicht vor … also nicht so wie einige andere Frauen dort in dem Club. Deshalb gehe ich davon aus, dass irgendetwas in Ihrem Leben verdammt schiefgelaufen sein muss, wenn Sie dieser Arbeit nachgehen.«
Auf dem Fluss trieb ein Ast vorbei. »Ich bin anders als die meisten meiner Kolleginnen. Und dabei sollten wir es belassen.«
»Ist gut.«
»War das letzte Nacht Ihre Freundin?«, fragte sie, während er noch mehr Sirup auf den Teller tröpfelte.
Er runzelte die Stirn und hob den Becher an die Lippen. Nach einem langen Schluck zog er eine Augenbraue hoch. »Sie dürfen also Geheimnisse für sich behalten und ich nicht?«
Schulterzuckend dachte Marie-Terese, dass sie lernen musste, ihren Mund zu halten. »Sie haben Recht, das ist ungerecht.«
»Ja, sie ist meine Freundin. Zumindest … tja, sie war es gestern Abend noch.«
Marie-Terese musste sich buchstäblich auf die Lippe beißen, um nicht nachzufragen. Hatten die beiden sich getrennt? Und wenn ja, warum?
Vin aß weiter, doch seine breiten Schultern lockerten sich nicht. »Darf
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