Fallen Angels 02 - Der Dämon
dann war es in der Wand verankert. Durch die Ritzen blickte sie lsaac nach, wie er leise wie ein Schatten aus dem Zimmer huschte.
Sie sah auf die Uhr. Horchte angestrengt.
Angst quetschte sich zu ihr in das enge Versteck, nahm mehr Platz in Anspruch als sie selbst, blies das Bild von lsaac als Fremdem so groß auf, dass sie nichts anderes mehr wahrnehmen konnte.
Stille.
Noch mehr Stille.
Die prompt von einer lärmenden Paranoia in ihrem Kopf angefüllt wurde.
Oh Gott ... was, wenn das alles eine Falle war? Was, wenn lsaac nur geschickt worden war, um herauszufinden, wie weit ihr Vater gehen würde, um die Organisation zu entlarven?
Allerdings war Grier es ja gewesen, die das vorgeschlagen hatte.
Oder hatte er sie das nur glauben machen wollen?
In seinem Profil hatte aber doch gestanden, er brauche eine moralische Notwendigkeit - oder war das eine Lüge? Und machte ihn damit zum perfekten V-Mann? Was, wenn das nur ein Spiel war, um ihren Vater aus der Reserve zu locken ... bevor sie ihn ermordeten?
Trotzdem hatte lsaac sie extra in dieses Kabuff gesteckt, um sie zu beschützen.
Wobei sie ihn in dem Augenblick nicht wiedererkannt hatte ...
Lieber Himmel, der Notrufsender - das Lämpchen war aus gewesen, nicht wahr? Als er ihr das Gerät am Morgen in der Küche unter die Nase gehalten hatte, da hatte das Licht nicht mehr geleuchtet. Was hatte das zu bedeuten? Und eigentlich war die große Zeitspanne von dem Moment, in dem er den Knopf gedrückt hatte, bis jetzt doch ziemlich verwunderlich.
Sie musste aus diesem Loch raus. Hilfe holen.
Grier drehte sich vorsichtig um und quetschte sich hinter die aufgestapelten Bestandteile der Schaltzentrale ihrer Alarmanlage. Die verborgene Treppe, die durch die Mitte des Hauses verlief, war schon bei seiner Erbauung angelegt worden, weil Misstrauen und Argwohn gegen die Engländer damals 1810, dreißig Jahre nach der Revolution, immer noch stark gewesen waren.
Wie man sah, hatten die Tricks dieses Hauses auch in der Gegenwart noch ihren Nutzen.
Der elektronische Schein der Alarmanlage sorgte für ausreichend Beleuchtung, um die von Staub bedeckte Taschenlampe zu finden, die an einem Nagel am oberen Absatz der geheimen Treppe hing. Grier schaltete sie ein und tapste dann leise die uralten, handgeschnitzten Stufen hinunter, Spuren im Staub hinterlassend. Spinnweben blieben in ihren Haaren hängen, und ihre Schultern schrammten über den rauen Mörtel zwischen den Ziegeln.
Im Erdgeschoss blieb sie stehen. Natürlich konnte sie durch die stabilen, dicken Wände nichts hören, aber ihr Vater hatte ein Lüftungsgitter aus Eisen eingebaut, das genau wie alle anderen aussah, in Wirklichkeit aber als versteckter Beobachtungsposten diente.
Grier stieg eine Stufe höher und beugte sich zur Seite, um die Augen auf die richtige Höhe zu bringen, wobei sie sich an zwei Ziegeln festhielt, die etwas weiter als die anderen hervorstanden.
Blinzelnd spähte sie durch die Ritzen in den vorderen Flur. Wenn sie sich noch ein bisschen weiter verbog und den Hals reckte, könnte sie Richtung Küche ...
Grier ließ die Taschenlampe fallen und schlug sich die Hände vor den Mund.
Um nicht laut zu schreien.
Achtunddreißig
Nachdem lsaac dafür gesorgt hatte, dass Grier in Sicherheit und aus dem Weg war, schlich er aus dem begehbaren Kleiderschrank in ihr Schlafzimmer und lauschte. Da weder Schritte noch Schüsse noch sonstige Geräusche zu hören waren, ging er weiter in den Flur hinaus. Wieder Pause. Sollte er die hintere Treppe nehmen? Oder lieber die vordere?
Vorne. Es war eher zu vermuten, dass der Eindringling aus dem Garten gekommen war. So konnte lsaac sich unauffälliger anpirschen.
Shit, er hoffte, es wäre Jim Heron, aber eigentlich glaubte er nicht, dass der Bursche einfach so reinplatzen würde. Und Griers Vater konnte die Anlage deaktivieren, das hatte er ja schon bewiesen. Also hatte er ganz offensichtlich nicht die Tür aufgemacht.
Verdammt, wenn es Matthias' Handlanger war, warum war dessen Ankunft nicht über den Sender angekündigt worden? Andererseits hätte lsaac ihn garantiert nicht hineingelassen, und das wusste er im Zweifelsfall auch: Matthias hatte zwar verlangt, dass Grier und ihr Vater im Haus blieben, aber lsaac würde sich nicht vor ihren Augen umbringen lassen.
Das würde sie niemals verwinden.
Bitte, lieber Gott, dachte er. Lass sie bleiben, wo sie ist
Den Rücken flach an die Wand gedrückt, ging er lautlos die Treppe hinunter, die Waffe vorgestreckt.
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