Fallen Angels 02 - Der Dämon
perfekt sitzendes Kostüm und einen langen, streng wirkenden Mantel. Allein ihre Handtasche und die Aktenmappe waren mehr wert als Billys gesamte Lebensversicherung.
Von der dicken goldenen Kette um ihren Hals einmal ganz abgesehen.
Zwei Wärter, die ihr entgegenkamen, strafften ebenfalls die Schultern und senkten die Stimmen ... Sie blickten sich sofort, nachdem sie vorüber waren, über die Schultern, um einen Blick auf ihre Rückseite zu erhaschen.
Als sie vor der Plexiglasscheibe vor Billy stehen blieb, war er froh, dass er das Trennfenster schon zur Seite geschoben hatte, denn so konnte er ihr Parfüm riechen.
Mmm ... Es war immer dasselbe - der Duft von reich und teuer.
»Hallo, Billy, wie geht es Tom auf der Polizeischule?«
Wie bei vielen dieser Leute aus dem Nobelstadtteil Beacon Hill klang allein durch die Sprachmelodie ein simpler Satz von Grier Childe schöner als ein Sonett von Shakespeare. Aber im Gegensatz zu den üblichen geizigen Säcken war sie kein Snob und ihr Lächeln echt. Sie fragte ihn immer nach seinem Sohn und seiner Frau und sah ihn dabei wirklich an, suchte Blickkontakt, als wäre er so viel mehr als nur ein Schreibtischhengst.
»Dem geht's prima.« Billy grinste und verschränkte die Arme über der aufgeplusterten Brust. »Macht im Juni seinen Abschluss. Dann fängt er in Southie an. Er ist ein Meisterschütze wie sein Papa - der Junge könnte eine Dose auf einen Kilometer Entfernung treffen.«
Das erinnerte ihn unglücklicherweise an Cola-Girl, aber er schob das Bild gleich wieder beiseite. Lieber den Anblick von Miss Childe genießen.
»Überrascht mich nicht, dass Tom ein Ass ist.« Sie trug sich in die Besucherliste ein und lehnte die Hüfte gegen den Tresen. »Wie Sie schon sagten, er kommt nach Ihnen.«
Selbst nach mittlerweile zwei Jahren konnte er immer noch nicht fassen, dass sie sich die Zeit nahm, sich mit ihm zu unterhalten. Klar, die Heinis von der Staatsanwaltschaft und die üblichen Pflichtverteidiger quatschten ihn auch an, aber diese Frau hier kam aus einer der uralten Traditionskanzleien - und diese Leute beschränkten sich normalerweise darauf, zu fragen, wo ihr Mandant war.
»Und wie geht es Ihrer Sara?«, fragte sie jetzt weiter.
Während sie sich unterhielten, tippte er ihren Namen in den Computer ein, um zu sehen, wem sie zugeteilt worden war. Ungefähr alle sechs Monate war sie turnusgemäß mit einer Pflichtverteidigung dran. Das bedeutete für sie natürlich, dass sie ohne Honorar arbeitete. Ihr normaler Stundensatz lag zweifellos so hoch, dass die Mandanten, die sie hier bekam, sich garantiert nicht mehr als zwei Minuten ihrer Zeit leisten könnten, geschweige denn eine ganze Stunde ... oder gar den Arbeitsaufwand für einen ganzen Prozess.
Als er den Namen, der neben dem ihren stand, las, runzelte er die Stirn.
»Alles okay?«, fragte sie.
Nein, eigentlich nicht. »Ja. Alles in bester Ordnung.«
Weil er dafür sorgen würde.
Er gab ihr einen Stapel Akten. »Hier ist der Papierkram für Ihren Mandanten. Gehen Sie bitte in Nummer eins, wir holen ihn für Sie hoch.«
»Danke, Billy. Sie sind der Beste.«
Nachdem er die Tür zum Empfangs- und Abfertigungsbereich des Gefängnisses für sie freigegeben hatte, ging sie in den Raum, den er ihr zugeteilt hatte - und der rein zufällig unmittelbar neben seinem Büro lag. Er machte einen Vermerk im Computer, nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der U-Haft im Keller.
Als Shawn C. abhob, sagte er: »Bring bitte Nummer fünf-vier-acht-neun-siebzig rauf, Nachname Rothe. Für unsere Miss Childe.«
Kurzes Schweigen. »Das ist ein ganz schöner Brocken.«
»Ja, und ich wollte dich bitten ... könntest du kurz mit ihm plaudern? Ihn vielleicht daran erinnern, dass es die ganze Sache leichter für ihn macht, wenn er nett zu seiner Strafverteidigerin ist.«
Noch eine Pause. »Und ich warte dann vor der Tür, solange er bei ihr drin ist. Tony kann mich hier unten vertreten.«
»Gut. Ja, das wäre gut. Danke.«
Als Billy aufgelegt hatte, drehte er den Rollstuhl zu den Überwachungsbildschirmen herum. Im linken oberen konnte er beobachten, wie Miss Childe sich an einen Tisch setzte, eine Akte aufschlug und sich die Berichte darin ansah.
Er würde ein Auge auf sie haben, bis sie wohlbehalten den Raum wieder verlassen hatte.
Im Gefängnis gab es nämlich zwei Sorten Mensch: Insider und Outsider. Outsider wurden höflich behandelt und so weiter, aber auf Insider ... besonders nette, junge weibliche
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