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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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der Zimmerdecke prangten Wasserflecken in der Farbe von Urin. Keine Möbel weit und breit, nicht einmal ein Stuhl oder Tisch oder Fernseher. Nur ein Schlafsack, ein Paar Springerstiefel und einige Klamotten in exakt gefalteten Stapeln.
    lsaac Rothes Kissen bestand nur aus einem Sweatshirt.
    Bei diesem Anblick musste sie unwillkürlich an die letzte Wohnung ihres Bruders denken. Wenigstens war die ihres Mandanten sauber, und es lagen nicht überall Spritzen und schmutzige Löffel herum. Die Kargheit war offenbar nicht das Ergebnis der verschobenen Prioritäten eines Suchtkranken.
    Aber du lieber Himmel, es war trotzdem ein Schock, an den Ort erinnert zu werden, an dem Daniel gestorben war. Der Dreck ... die Kakerlaken ... das verfaulende Essen ...
    Sie zwang sich, in die Gänge zu kommen, ging in die Küche und fand dort erwartungsgemäß sämtliche Schränke und Schubladen ebenso wie den Kühlschrank leer vor. Im Badezimmer lagen ein Rasierer, Rasierschaum, Zahnbürste und Seife.
    Im Schlafzimmer, das überhaupt nicht genutzt wurde, leuchtete sie mit der Taschenlampe, die an ihrem Schlüsselbund hing, in den begehbaren Kleiderschrank. Das Stück Täfelung, das lsaac beschrieben hatte, war auf der linken Seite und problemlos herauszunehmen.
    Und ja, in dem staubigen Zwischenraum zwischen den Holzbalken fand sich tatsächlich eine Plastiktüte von Star Market mit fünfundzwanzigtausend Dollar in bar darin. Oder zumindest sahen die nicht sortierten Scheine so aus und wogen ungefähr soviel wie ...
    Knarz.
    Grier erstarrte.
    Lauschte angestrengt.
    Mit angehaltenem Atem sah sie über die eigene Schulter. Aber sie hörte nur das Hämmern ihres Herzens.
    Als die Stille andauerte, schob sie die Tüte zurück in den Hohlraum, brachte das Brett wieder an und schloss die Schranktür. Dann stellte sie sich ans Fenster gegenüber. Die Scheibe war so trüb vor Dreck, dass man von außen bestimmt nicht hineinsehen konnte, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden ...
    Etwas blitzte, und sie beugte sich näher an das Glas.
    Am oberen Rand des Fensters hatte jemand zwei winzige Metallplättchen an die abblätternde Farbe geklebt, eins auf den Rahmen, das andere an eine Fenstersprosse. Unten entdeckte sie weitere zwei, die Dinger waren dem Anschein nach aus einem matt lackierten Kupfer. Wäre sie nicht näher herangetreten, hätte sie sie nicht bemerkt.
    Grier suchte Wohnzimmer, Küche und Badezimmer ab und fand die gleichen Plättchen an jedem einzelnen Fenster. Oben und unten, jeweils zwei Paar. Auch die Türen waren gleichermaßen ausgestattet - alle, sowohl die innen, als auch die außen.
    Sie wusste nur zu gut, was das für Plättchen waren.
    In ihrem eigenen, mehrere Millionen Dollar teuren Haus am Louisburg Square in Beacon Hill klebten sie an jedem Fensterrahmen und Türpfosten. Das waren Alarmkontakte auf dem allerneuesten Stand der Technik.
    Sie stand mitten in der Wohnung und dachte fieberhaft nach: Leer wie eine Bowlingbahn, Schlafsack für vierzig Dollar als Bett, kein Telefon ... aber einbruchsicher verkabelt wie ein Banksafe.
    Zeit, sich mal etwas näher umzusehen.
    Mithilfe des weichen Tuchs, das sie zum Reinigen ihrer Sonnenbrille benutzte, durchsuchte sie die persönlichen Gegenstände ihres Mandanten, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen - und fand den Empfänger der Alarmanlage in den Falten des Schlafsackes. Nebst zwei Pistolen Kaliber 40 einschließlich Schalldämpfern, aber ohne Seriennummer, sowie einem Jagdmesser, das zwar abgenutzt, aber höllisch scharf aussah.
    »Großer ... Gott«, flüsterte sie und legte alles dorthin zurück, wo sie es gefunden hatte.
    Sie erhob sich aus der Hocke und lief vom »Bett« in die Küche. Systematisch ging sie von Griff zu Griff und wischte ihre Fingerabdrücke ab, dann warf sie einen Blick unter das Spülbecken und hinter den Kühlschrank. Nächste Haltestelle war das Bad, ihre Hände zitterten leicht, während sie jegliche Spuren, die sie möglicherweise hinterlassen hatte, beseitigte und zusätzlich mit der Taschenlampe in dunkle Ecken leuchtete.
    Trotz des Eifers, ausgelöst durch ihr Misstrauen, war ihr durchaus bewusst, dass sie gerade die Privatsphäre ihres Mandanten verletzte, aber der Bluthund in ihr konnte nicht aufhören - die hektische Jagd war wie ein Muskel, der lange nicht benutzt worden war und die Bewegung brauchte. Sie hatte das oft mit Daniels Wohnungen und Autos gemacht. Als sie lsaac Rothes Behausung schließlich fertig durchsucht hatte,

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