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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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nicht doch.
    Immer noch kopfschüttelnd, drosselte sie das Tempo vor einem dreistöckigen Haus, das in mehrere Wohnungen aufgeteilt worden war. Meilenweit kein freier Parkplatz zu sehen - das war ja klar. Ärgerlich fuhr sie ein paarmal um den Block und überlegte schon, in zweiter Reihe zu parken, als - Halleluja - auf der gegenüberliegenden Straßenseite jemand herausfuhr. Sie brauchte zwei Sekunden für ein unerlaubtes Wendemanöver und setzte ihre Limousine in die Lücke. Einen Anwohnerparkausweis besaß sie natürlich nicht, aber sie würde ja nicht lange brauchen, und wenigstens stand sie nicht vor einem Hydranten.
    Beim Aussteigen kuschelte sie sich in ihren dünnen Wollmantel. April an der Küste Neuenglands hieß dreißig Tage bitterkalter, feuchter Wind, der einem bis in die Knochen kroch und eine verheerende Wirkung auf die Frisur hatte. Und das war noch nicht das Schlimmste - überall gab es Pfützen, selbst, wenn es nicht geregnet hatte. Alles schien zu tropfen, als wäre die Stadt ein Schwamm, der seine Aufnahmefähigkeit überschritten hat ... Die Autos, die Häuser, die dürren Bäume, alles saugte die Feuchtigkeit aus der Luft und leitete sie hinunter auf den dauernassen Asphalt unter den Füßen.
    Definitiv mehr Wetter für Gummistiefel als für Louboutins.
    An der Tür entdeckte sie eine Gegensprechanlage aus den Siebzigern mit drei kleinen Knöpfen. Isaacs Anweisungen folgend, drückte sie den untersten.
    Einen Moment später machte eine Frau in einem sich in die Netzhaut brennenden, bestickten Retro-Flokatimantel in der Größe eines Viermannzelts die Tür auf. Ihre Haare hatte sie zu kürbisfarbenen Korkenzieherlocken gedreht, und zwischen den bemalten Fingerspitzen ihrer rechten Hand hielt sie eine Zigarette.
    Ganz offensichtlich stammte ihr Look aus demselben Jahrzehnt wir die Gegensprechanlage.
    »Sie sind Isaacs Freundin?«
    Grier streckte die Hand aus, ohne die Mutmaßung zu korrigieren. »Ich bin Grier.«
    »Er hat hier angerufen.« Die Frau trat zurück. »Hat mir gesagt, ich soll Sie reinlassen. Ich muss sagen, Sie wirken gar nicht wie sein Typ.«
    Ein Bild des schweigenden und gefährlich aussehenden Mannes blitzte kurz vor Griers geistigem Auge auf: Wenn man danach ginge, müsste er eigentlich mit einer Beretta liiert sein.
    »Gegensätze ziehen sich an«, sagte sie und spähte über die Schulter der Vermieterin. Ganz am Ende des schmalen Flurs zeichnete sich die Treppe ab wie ein spirituelles Leuchtfeuer, sichtbar und unerreichbar zugleich.
    »Tja ...« Die Vermieterin lehnte sich an ihre Velourstapete. »Es gibt Gegensätze, zum Beispiel, wenn einer von beiden eher gesprächig ist und der andere nicht. Und es gibt Gegensätze. Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    Als ihr neugieriger Blick an Griers goldener Kette haften blieb, war sie versucht, zu antworten: »Im Gefängnis«, nur um zu sehen, wie weit die Augen der Frau aus dem Kopf treten würden. »Wir wurden einander zugewiesen.«
    »Ach, wie bei Parship?«
    »Ganz genau.« Wobei das Hauptkriterium ihrer Kompatibilität darin bestand, dass er einen ausgebildeten Juristen brauchte, um auf Kaution freizukommen, und sie über einen Abschluss aus Harvard verfügte. »Würden Sie mich jetzt bitte hereinlassen?«
    »Sie haben es eilig. Meine Schwester hat's übrigens auch mal bei Parship versucht. Der Typ, den sie da kennengelernt hat, war ein totaler Blödmann.«
    Wie sich herausstellte, war es ungefähr so mühsam, die Vermieterin die Stufen hinaufzubugsieren, wie es gewesen wäre, sie sich über die Schulter zu werfen und selbst in den zweiten Stock zu schleppen. Zehn Minuten Fragenbombardement später standen sie aber endlich vor der Wohnungstür.
    »Wissen Sie«, fing die Vermieterin schon wieder an, als sie ihren Schlüssel ins Schloss steckte, »Sie sollten sich überlegen ...«
    »Vielen, vielen Dank für Ihre Hilfe«, unterbrach Grier sie, schlüpfte rasch durch die Tür und sperrte die Frau im Flur aus.
    Tief durchatmend, lehnte sie sich gegen das Holz und lauschte dem leiser werdenden Geschimpfe auf dem Weg nach unten.
    Und dann drehte sie sich um ... Oh mein Gott.
    Der kahle Raum war so welk und einsam wie ein alter Mann, ein Beweis dafür, dass Armut - genau wie Alter - wirklich ein großer Gleichmacher war. Sie hätte in absolut jeder Mietskaserne, Drogenhöhle oder Bruchbude in egal welcher Stadt in egal welchem Land stehen können: Der alte Holzfußboden besaß so viel Glanz wie ein Stück Schmirgelpapier, in den Ecken

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