Fallen Angels 02 - Der Dämon
Verwendung aufbewahren konnten - und das Töchterchen des guten alten Albie war dafür die perfekte Besetzung gewesen: Eine hervorragende Anwältin mit einem Helfersyndrom, das sie an Orte führte, an die sie nicht gehörte. Die ideale Kombination.
Und es hatte ja ganz offensichtlich funktioniert: Rothe war weniger als vierundzwanzig Stunden nach seiner Verhaftung auf freiem Fuß.
Verdammt nochmal, es war so einfach gewesen, den Bastard zu finden. Aber wer hätte auch gedacht, dass er seinen eigenen Nachnamen benutzen würde?
Hm, dachte Matthias. Vielleicht nahm er hier doch einem kleinen Kind den Lolli weg.
»Du hättest mich ihn in diesem Ring da umbringen lassen sollen«, meckerte sein Vize.
»Zu viele Zeugen, und ich will ihn erst aus Boston weghaben.«
Denn nun, da Grier Childe ihren Zweck erfüllt hatte, musste er lsaac so schnell wie möglich von der Frau wegbekommen. Matthias hatte schon den Sohn des Hauptmanns umgebracht, und damit betrachtete er ihre Rechnung eigentlich als beglichen. Allerdings hatte der Wichser von Hauptmann schon einmal versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, und das hieß, dass die Tochter gebraucht wurde, um ihren scheinheiligen Papi auf Kurs zu halten: Solange sie am Leben war, konnte sie getötet werden, und diese Drohung war immer wirkungsvoller als Klebeband auf einem redseligen Mund.
»Folge ihm aus dem Staat«, hörte Matthias sich mit ruhigem, gleichmäßigem Tonfall sagen. »Warte auf den richtigen Moment, aber nicht im Beisein von Childes Tochter.«
»Warum spielt das eine Rolle?«
»Weil ich das verflucht noch einmal sage. Darum.«
Matthias legte auf und schleuderte das Handy über den Schreibtisch. Alle seine Männer waren gut in dem, was sie taten, aber seine Nummer zwei hatte ein paar Tricks auf Lager, an die niemand sonst auch nur annähernd herankam. Das machte den Burschen natürlich extrem nützlich, aber auch zu einer Gefahr, wenn sein Ehrgeiz oder sein Blutdurst außer ihrer beider Kontrolle gerieten.
Der Mann war ein echter Dämon ...
Urplötzlich musste Matthias nach Luft schnappen. In letzter Zeit waren diese stechenden Schmerzen immer häufiger aufgetreten, begleitet von Kurzatmigkeit und leichter Übelkeit. Er glaubte zu wissen, was das war, doch er würde nichts, aber auch gar nichts unternehmen, um den Herzinfarkt zu verhindern, der da auf ihn zukam.
Kein Arztbesuch für ihn, kein Belastungs-EKG, kein Sortis, kein Coumadin.
Wo er schon einmal beim Thema war, zündete er sich eine Zigarre an und inhalierte tief. Auch keine Nikotinpflaster. Er würde sich weiterhin die Sargnägel reinziehen, bis er in die Kiste sprang - Gott wusste, er hatte damals in der Wüste versucht, sich mit der Bombe umzubringen, und das war ein gigantischer Reinfall gewesen. Also doch lieber auf die altmodische Art das Zeitliche segnen, durch schlechte Ernährung, wenig Bewegung und die ein oder andere Sucht.
Als ein läutender Alarm losging, stützte er die Handflächen auf die Stuhllehnen und machte sich bereit, in die Vertikale zu wechseln. Schmerztabletten hätten ihm extrem geholfen, aber sie hätten auch seinen Verstand getrübt, also kamen sie nicht in Frage. Außerdem hatten physische Qualen ihn noch nie groß gestört.
Jene Nacht im Sand, in der er von Jim Heron gerettet worden war, hatte Folgen gehabt, und einige davon waren aus Blei und Stahl - allerdings keine Waffen. Weil dieser schwanzlutschende Soldat ihn damals aus der zerstörten, staubigen Hütte geschleift und ihn zwölf Kilometer auf den Schultern durch die Dünen geschleppt hatte, war Matthias heute halb Mensch, halb Maschine, eine knirschende, unbeholfene Version des starken, kraftvollen Kämpfers, der er einst gewesen war. Nachdem er mit Nägeln und Schrauben und Scharnieren wieder zusammengesetzt worden war, hatte er sich anfangs gefragt, ob das ein Wendepunkt seines Lebens wäre. Ob der Schmerz und das Leiden, die er bei all den Operationen über sich hatte ergehen lassen, eine Tür aufstoßen und ihn zu ... einem Menschen machen würden.
Im Gegensatz zu dem Soziopathen, als der er auf die Welt gekommen war.
Aber nein. Das Einzige, was er seitdem spürte, waren diese Vorboten des Herzinfarkts, der bei ihm in der Familie lag. Was die Bombe, die er selbst im Sand platziert und auf die er absichtlich getreten war, nicht geschafft hatte, würde ein verstopftes Koronargefäß erledigen - Scheiße, er hatte seinem Vater dabei zugesehen, wie der daran starb.
Streng genommen war sein Vater sein
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