Fallen Angels 02 - Der Dämon
Männer ihr Platz, aber in Anbetracht ihrer Laune war sie vermutlich fähig, jeden Störenfried zu kastrieren.
Allein durch Willensanstrengung.
Ohne weiter auf die arschkriecherische Schleimerei des Promoters zu achten, schnappte lsaac sich das Geld, schlüpfte in seine Stiefel und holte sich sein Sweatshirt und die Windjacke zurück. Dann rannte er seiner Anwältin hinterher, im Laufen die Scheine in die Taschen stopfend und die Jacke nach seinen Pistolen, den Schalldämpfern und dem Plastiktütensparschwein abtastend.
»Wo zum Teufel willst du hin?« Jim und seine Jungs trabten ihm nach.
»Da, wo sie hinwill. Sie ist meine Anwältin.«
»Kann man dir das irgendwie ausreden?«
»Nein.«
»Scheißdreck«, murmelte Jim, während er einen Mann aus dem Weg schob. »Nur zu deiner Info, Matthias' Nummer zwei ist weg.«
»In einer schwarzen Karre«, schaltete sich der Mann mit den Piercings ein. »Hatte hinten ein paar Dellen drin und war mordsdreckig, aber die Reifen waren brandneu und im Kofferraum gab's Elektronik.«
Typisch X-Ops, dachte lsaac. Inkognito und gleichzeitig mit Hightech ausgerüstet.
Draußen vor der Tür verwandelte der Lärm der vielen Autos die Nacht in eine Verkehrsdisco. Unter den brummenden Motoren und blitzenden Scheinwerfern sah er sich nach Griers Wagen um. Sie fuhr bestimmt etwas Ausländisches, tippte er. Mercedes, BMW ... Audi ...
Wo war sie geblieben?
Elf
An einem geheimen Ort, OCONUS
Matthias wusste sehr gut, dass er ein Vertreter des Bösen auf Erden war.
Was nicht bedeutete, dass er durch und durch schlecht war. Im Großen und Ganzen hatte er die Milliarden von unschuldigen Menschen dieser Welt nicht auf dem Radar und ließ sie in Ruhe. Er nahm auch keinen kleinen Kindern ihren Lolli weg. Oder rasierte Katzen. Oder gab die E-mail-Adressen von Menschen, die ihm ans Bein gepisst hatten, an europäische Sexspielzeug-Websites weiter.
Und er hatte einmal - damals 1983 - einer alten Frau über eine viel befahrene Kreuzung geholfen.
Also war er nicht durch und durch schlecht.
Davon abgesehen allerdings musste man hinnehmen - falls bei der Erledigung eines Auftrags ein gewisser Kollateralschaden entstand oder das ein oder andere »unschuldige« Opfer zu beklagen war -, dass so eben der Lauf der Dinge war: In derlei Fällen war er zu vergleichen mit einem Autounfall oder Krebs oder einem Blitzschlag: alles schlicht und ergreifend Nieten in der Lotterie des Lebens für den jeweiligen Betroffenen.
Für jeden Menschen tickte die Uhr, und er hatte schon oft genug den Sensenmann gespielt, um das aus erster Hand zu wissen.
Er rückte seinen gebrochenen Körper in dem Lederstuhl zurecht und ächzte. Mit seinen vierzig Lenzen fühlte er sich eher wie hunderttausend Jahre alt, aber so war das eben, wenn man überlebte.
Wenigstens musste er nicht in eine Tüte kacken und hatte noch ein funktionierendes Auge.
Vor ihm auf dem glänzenden Schreibtisch standen sieben Computerbildschirme. Auf manchen waren Bilder zu sehen, auf anderen Datenströme, und einer teilte ihm mit, wo auf dem Planeten Erde sich jeder einzelne seiner Agenten gerade aufhielt. Bei dem, wofür er verantwortlich war, waren Informationen das A und O. Was irgendwie paradox war. Er war ein Mann ohne Identität, der ein Team leitete, das offiziell gar nicht existierte - und Informationen waren das einzig Konkrete, mit dem er arbeiten konnte.
Wobei einen selbst diese im Stich lassen konnten, genau wie Menschen.
Als sein Handy klingelte, nahm er es in die Hand und betrachtete den kleinen Bildschirm. Jawohl, perfektes Timing. Matthias suchte nach zwei Männern - und er hatte seine Nummer zwei auf einen von ihnen angesetzt.
Der andere ... war ein komplizierter Fall. Auch wenn er das eigentlich nicht sein dürfte.
Er nahm den Anruf entgegen. »Hast du ihn gefunden?«
»Ja, und ich hab ein paar Runden im Ring mit ihm absolviert.«
»Aber er lebt.«
»Nur, weil du das so wolltest. Übrigens, seine Anwältin ist bei dem Kampf aufgetaucht - und rate mal: Sie ist zufällig die Tochter eines Freundes von uns.«
»Nein, was du nicht sagst. Die Welt ist doch klein.« Noch kleiner wurde sie dadurch, dass Matthias sich ins System des Bezirksgerichts von Suffolk County, Massachusetts eingehackt und dem überlebenden Sprössling des pensionierten Hauptmanns Alistair Childe den Fall zugeteilt hatte.
Sie hatten diesen Verräter lsaac Rothe aus dem Knast holen müssen, damit sie ihn anschließend töten und seine Leiche für künftige
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