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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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an und ging nach unten in den ersten Stock. Das Gästezimmer war picobello aufgeräumt, das Bett mit militärischer Präzision gemacht. Dass er überhaupt da gewesen war, merkte man nur an dem einzelnen Handtuch, das zum Trocknen auf dem Halter im Bad hing. Er hatte sogar die gläsernen Duschwände abgewischt, sodass innen keine Wasserspuren zu erkennen waren.
    Der Mann war schlichtweg ein Geist, und sie eine erbärmlich schlechte Verliererin, weil sie ernsthaft geglaubt hatte, er würde einen Abschiedsgruß hinterlassen.
    Unten in der Küche blieb sie dann abrupt im bogenförmigen Durchgang stehen.
    Etwas hatte er doch zurückgelassen: Auf der Arbeitsfläche lag die Plastiktüte mit dem Geld.
    »Verdammt. Gottverdammt nochmal.«
    Eine ganze Zeit lang stand sie nur da und starrte nicht die fünfundzwanzig Riesen an, sondern ihre Birkin Bag, die er zu säubern versucht hatte.
    Schließlich ging sie das Telefon holen. Die Nummer, die sie wählte, hatte sie vor zwei Jahren auswendig gelernt.
    In der Pflichtverteidigungsstelle hatte immer jemand Bereitschaftsdienst, denn ebenso wie Krankheiten oder Unfälle nahm das Verbrechen keine Rücksicht auf den Unterschied zwischen Wochentagen und Wochenenden. Und den Anwalt, der das Gespräch annahm, kannte sie gut. Es überraschte ihn zwar, dass sie Isaacs Mandat niederlegen wollte, aber als sie ihm mitteilte, dass fünfundzwanzigtausend Dollar aus illegalen Käfigkämpfen bei ihr in der Küche lagen, horchte er doch auf.
    »Ach du Schande.«
    »Du sagst es. Deshalb kann ich ihn nicht mehr betreuen.«
    »Moment mal, er hat das Geld bei dir zu Hause gelassen?«
    Ein guter Moment, um ihren Geschichtsverfälschungsversuch schon einmal zu üben. »Gestern Abend kam Mr Rothe hierher. Ich hatte seine Kaution gestellt, und er wollte mir das Geld zurückgeben - mein Eindruck war, dass er eine Flucht plante. Ich habe die Polizei nicht informiert, weil ich es für meine Pflicht hielt, ihm das auszureden, und ich dachte, ich hätte ihn überzeugt. Leider fand ich dann heute Morgen, was er auf meiner Terrasse deponiert hat.« Sie holte tief Luft, die Lügen lagen ihr schwer im leeren Magen. »In Anbetracht des Geldes vermute ich stark, dass er den Staat so schnell wie möglich verlassen wird. Im Anschluss an unser Gespräch werde ich die Polizei anrufen und das Geld als Beweisstück auf dem Revier abgeben, wenn ich dort meine Aussage mache.«
    »Grier ...«
    »Und bevor du fragst, meine Adresse hatte Mr Rothe aus dem Telefonbuch, und nein, ich fühlte mich überhaupt nicht bedroht. Ich habe ihn sogar ins Haus gebeten, und er ist eine Weile geblieben und dann ohne Stress zu machen wieder gegangen.« Zumindest der letzte Teil entsprach der Wahrheit.
    »Tja, verdammt ...«
    »Ja, so könnte man es zusammenfassen. Ich wollte dich nur wissen lassen, was ich vorhabe, ich halte dich auf dem Laufenden. Wo das alles hinführen soll, weiß ich offen gestanden auch nicht.«
    Klingeling, schon wieder die Wahrheit.
    Ihr Kollege stieß ein kurzes Schnauben aus. »Hör mal, du hast dir noch nie was zuschulden kommen lassen, und du wickelst das hier superkorrekt ab. Du hast nichts falsch gemacht.«
    Kein Kommentar. Es war ja nicht nötig, den Trend zur Aufrichtigkeit zu ruinieren.
    »Aber du besorgst dir doch einen unabhängigen Rechtsbeistand, oder?«
    »Natürlich.« Esel als Mandant und so weiter. Genau wie sie im Gefängnis zu lsaac gesagt hatte.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, rief sie die Gesetzeshüter an. Und die quetschten sie selbstverständlich gleich in ihren Terminplan hinein.
    In der Hoffnung auf etwas Stärkung stellte sie die Kaffeemaschine an - und bemerkte dann, dass sie nicht allein war.
    Mit hängendem Kopf überlegte sie, was - wenn überhaupt etwas - Daniel in der vergangenen Nacht aus dem Gästezimmer wohl mitbekommen hatte.
    Nichts, sagte ihr Bruder. Ich weiß, wann ich zu gehen habe.
    Gott sei Dank, dachte sie bei sich. »Ich wünschte, ich könnte dir etwas davon abgeben. Früher habe ich es so genossen, wenn wir zusammen Kaffee getrunken haben.«
    Er riecht gut.
    Normalerweise suchte sie nach seiner Erscheinung, wenn er auftauchte, aber nicht heute Morgen. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, und zwar nicht, weil sie sich auf einen Mann eingelassen hatte. Naja, der Sex spielte natürlich auch eine Rolle. Aber der eigentliche Grund war dieser brennende Leichtsinn, den sie empfand; es war dem, was ihn zerstört hatte, zu ähnlich.
    Ja, du und ich sind genau gleich. Das haben wir

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