Fallen Angels 02 - Der Dämon
gekommen.« Kurze Stille. »Er war ... prachtvoll. Ein Krieger ... Er hat mich geweckt und auf die Tür gezeigt, und ich wusste sofort, dass es um dich geht.« Nur um nicht zu durchgeknallt zu klingen, ergänzte sie noch: »Ich muss wohl auch geträumt haben.«
»Musst du wohl.«
»Ja.« Denn Engel gab es genauso wenig wie Vampire und Werwölfe.
Zumindest ... hatte sie das bis heute Nacht geglaubt. Was sie gesehen hatte, hatte sich allerdings überhaupt nicht nach einem Traum angefühlt.
Wie lange sie dort ineinander verschlungen saßen, hätte Grier nicht sagen können; ihre gemeinsame Wärme verstärkte sich jetzt aus einem anderen Grund als vorher im Bett: Jetzt war es das tröstliche Gefühl von Haut auf Haut.
Als lsaac sich schließlich von Grier löste, wappnete sie sich innerlich dafür, dass er ihr verlegen danken und sie dann wegschicken würde. Doch stattdessen schob er eine Hand unter ihre Knie, die andere platzierte er auf ihrem Rücken. Dann stand er auf, als wöge sie überhaupt nichts, und trug sie an dem zerwühlten Bett vorbei in den Flur. Die Stufen verlangsamten ihn nicht im Geringsten und schienen ihn nicht anzustrengen; seine Atmung veränderte sich trotz ihres Gewichts kaum.
Oben in ihrem Schlafzimmer deckte er sie zu und stand dann einfach nur da.
Sie konnte den Hunger in ihm spüren, doch dieses Mal war er nicht sexuell. Er hungerte nach etwas, das noch viel wichtiger schien als all diese verzweifelte Hitze.
Grier rutschte zur Seite, um ihm Platz zu machen, und nach einem kurzen Zögern kam er zu ihr. Jetzt war sie diejenige, die im Arm gehalten wurde; an seiner muskulösen Brust kamen ihr all ihre Probleme plötzlich wie durch Zauberei viel kleiner vor. Und ja, die Vorstellung, dass sie in eine Art Aschenputtelzustand verfiel, ließ sie schaudern, aber sie war zu entspannt, um sich zu wehren.
Sie schloss die Augen und legte den Arm um seine Taille.
Eine tiefe Erschöpfung überfiel sie. Ihr letzter Gedanke war, dass es in Ordnung war, zu schlafen. Am Morgen wäre noch genug Zeit, sich zu verabschieden.
lsaac lag neben Grier und wartete, bis sie tief und sicher eingeschlafen war. Um sich die Zeit zu vertreiben, dachte er über Vokabeln nach, denn sein Gehirn war dabei, sich selbst zu zerstören, und er musste seine Neuronen umlenken.
Im männlichen Schubladenlexikon stand das Wort Weichei normalerweise für Männer, die ein bisschen tussig waren: die Sorte, welche Frauen die Spinnen bei sich erschlagen ließ, sich Gedanken darum machte, wie viel Bleiche in der chemischen Reinigung verwendet wurde, und die möglicherweise ein alphabetisch geordnetes Gewürzregal besaß.
Echte Männer hatten keine Gewürzregale. Wussten nicht einmal, wo so etwas in einer Küche zu finden, geschweige denn, was mit dem Inhalt anzufangen war ... Zumindest hatte sein Vater ihm und seinen Brüdern das beigebracht. Und rückblickend erklärte diese Einstellung auch, warum ihre Mutter gegangen war, einen anderen Mann geheiratet und eine neue Familie gegründet hatte, bevor sie starb. Ganz eindeutig hatte sie gewusst, dass ein Neustart des Systems sie keinen Schritt weiterbringen würde und die einzige Lösung war, sich neue Hardware zu ...
Worüber hatte er gerade nachgedacht? Ach ja. Weicheier.
Die nächst höhere Stufe auf der Vokabelleiter - oder tiefere, wenn man so wollte - lautete wahrscheinlich Warmduscher. Wo genau das Schätzchen herkam, wusste er nicht, aber es war synonym mit Begriffen wie Schlaffi, dem eher altmodischen Jammerlappen oder neueren Kreationen wie Schattenparker. Das waren die Typen, die zwar vielleicht willens waren, einer Frau den Reifen zu wechseln, aber den schweren Ersatzreifen nicht aus dem Kofferraum gewuchtet kriegten - und vergaßen, wozu das Radkreuz noch einmal gut war. Das war auch die Sorte, die warf wie ein Mädchen, kreischte, wenn sie eine Ratte sah, und bei einer Kneipenprügelei die Polizei rief, statt sich selbst ins Getümmel zu stürzen.
Sein Vater hatte Frauen immer für schwächer gehalten, und wenn es um das Schleppen von Heuballen für sechs bis acht Stunden ohne Pause bei dreißig Grad im Schatten ging, mochte er nicht ganz Unrecht haben. Aber lsaac kannte viele Frauen bei der Armee, die nicht nur Basebälle wie ein Mann schleuderten; sie konnten auch zuschlagen wie ihre männlichen Kollegen - und zielten besser.
Man musste nicht gleich stark sein, um gleich ...
Meine Güte, warum zum Henker dachte er an seinen Vater?
Egal. Zurück zum Wörterbuch
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