Fallen Angels 03 - Der Rebell
Vorgesetzten.«
Da hatten sie doch richtig etwas gemeinsam.
Nebeneinander liefen sie über den Parkplatz, stiegen in Reillys Dienstwagen und schnallten sich an. Während der Rück fahrt zum Präsidium blieben sie beide stumm. Es gab nicht viel zu besprechen, und Bails sah so betrogen und krank aus, wie sie sich fühlte.
Sie umarmten sich zum Abschied, und als er zu seinem eige nen Auto lief, blickte Reilly ihm nach. Veck hatte sie zwei in dasselbe Boot gesetzt, und das bedeutete, dass jemand, der eigentlich ein Fremder gewesen war, jetzt irgendwie zu einem Freund …
Als ihr Handy in der Tasche klingelte, wusste sie sofort, wer anrief.
Veck.
Für solche Fälle war die Mailbox erfunden worden, dachte sie.
Doch dann käme er sie suchen, und das war das Letzte, was sie wollte. Jetzt von Angesicht zu Angesicht aufeinanderzutreffen musste unter allen Umständen vermieden werden.
Sie hob ab. »Hallo.«
Im Hintergrund hörte sie ein Surren, als säße er in einem Auto. »Reilly … stimmt etwas nicht?«
Auf eine distanzierte Art, als beobachtete sie ihn durch einen Polizeispiegel, dachte sie: Genau so hatte er sie verführt. Das Gefühl, das er in diese tiefe Stimme legte, war die perfekte Kombination von Besorgnis und Beschützerinstinkt.
»Doch, doch, alles okay. Wir waren gerade bei Kroner – haben nichts Neues erfahren.« Nicht von Kroner, sollte das heißen. Bails war eine andere Geschichte.
»Du klingst komisch.«
Was bedeutete, dass sämtliche Hoffnungen, die sie vielleicht gehegt hatte, Psychopathin zu werden, durch den Schornstein waren. Was für ein Jammer.
Offen gestanden war sie erleichtert, dass sie nichts verbergen konnte. Sie wollte nicht wie Veck sein. Niemals.
»Reilly, sprich doch mit mir.«
»Ich habe heute viel über meine Arbeit nachgedacht«, sagte sie. »Es ist nicht in Ordnung, wie weit wir unsere Beziehung haben fortschreiten lassen. Ich habe dadurch die Integrität der Polizei, meine Position und mich selbst kompromittiert. Ich bin jetzt gerade auf dem Weg zu meiner Vorgesetzten und gebe deinen Fall ab. Wahrscheinlich bekomme ich einen Rüffel, aber das ist meine Sorge …«
»Moment mal, was? Warum …«
»… und ich finde, wir sollten uns nicht wiedersehen.«
Es folgte eine Pause. Dann sagte er: »Einfach so.«
Plötzlich klang er kalt, und genau das wollte sie – sein wahres Ich, sein echtes Ich hervorkitzeln. Obwohl sie dadurch einmal mehr begriff, wie dumm sie gewesen war.
»Es ist das Beste so«, schloss sie.
Da er nichts weiter sagte, wurde sie nervös, weil sie sich fragen musste, wozu genau er fähig war. Ohne Zweifel war er es gewesen, der sie vorgestern Nacht beobachtet hatte … Aber egal, dieses Gespräch war vorüber, und sobald sie ihrer Chefin reinen Wein eingeschenkt hätte und Bails seiner Pflicht nachgekommen wäre, hätte Veck so viele andere Probleme an den Hacken – wie sich einen Anwalt zu suchen –, dass er keine Zeit hätte, sich mit Vergeltungsmaßnahmen aufzuhalten.
Oder noch besser, er wäre in Gewahrsam.
»Ich muss auflegen«, sagte sie.
Noch eine Pause, dann kam seine Stimme kühl und gelassen durchs Telefon: »Ich werde dich nicht mehr belästigen.«
»Dafür wäre ich dir dankbar. Ciao.«
Sie wartete nicht mehr auf eine Entgegnung. Hatte kein Interesse daran, sich in eine langwierige Unterhaltung ziehen zu lassen, bei der er doch nur versuchen würde, sie wieder zu manipulieren, oder – schlimmer noch – bei der er seine Maske gänzlich fallen lassen und sie bedrohen würde.
Ihre Hand zitterte so heftig, dass sie zwei Versuche brauchte, um das Telefon zurück in die Tasche zu stecken.
Sie lehnte sich an ihren Wagen, betrachtete die potthässliche Rückseite des Präsidiums und glaubte nicht, dass sie die Kraft hätte, dort hineinzugehen und ihrer Chefin gegenüberzutreten.
Aber sie tat, was sie tun musste … weil sie so erzogen worden war.
Siebenunddreißig
Fassungslos starrte Veck das Display seines Telefons an. Er konnte nicht glauben, dass dieses Gespräch mit Reilly gerade stattgefunden hatte.
»Was ist los?«
Er schielte zu Heron rüber. Der Kerl, Engel – ach, scheißegal – saß am Steuer des Pick-ups, und sein Freund, Flügelbruder – Herr im Himmel, konnte das alles real sein? – hockte auf dem Rücksitz der Doppelkabine und nahm mehr als die Hälfte des Platzes ein.
Sie waren alle auf dem Weg in die Justizvollzugsanstalt in Somers, Connecticut.
»Nichts«, gab Veck locker zurück.
»Quatsch«, kam es von
Weitere Kostenlose Bücher