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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Vogelohrring darin.
    Zuerst kümmerte sie das nicht; sie war zu aufgewühlt von ihrem eigenen Hamstertrieb, um sich mit der baldigen Rückkehr des Polizisten zu befassen. Sie müsste ihn eben entweder infizieren oder töten – nur leider fehlte ihr zu beidem momentan die Kraft.
    Also musste sie sich zusammenreißen.
    Sie zwang sich, nachzudenken, und rief sich eine Vision ihrer Therapeutin vor Augen, dieser rundlichen, total selbstverwirklichten Ökotante jenseits der Menopause, die nicht nur auf alles eine Antwort wusste … sondern tatsächlich zu wissen schien, wovon zum Teufel sie eigentlich redete.
    Devina, Ihre Ängste haben nichts mit den materiellen Dingen zu tun. Es geht um Ihren Platz in dieser Welt … Denken Sie immer daran, dass Sie keine Gegenstände brauchen, um Ihr Dasein zu rechtfertigen oder sich geborgen und sicher zu fühlen.
    Genauer gesagt: Wenn sie sich jetzt nicht am Riemen riss und den Ohrring unter die Beweismittel schmuggelte, würde sie ihre langfristigen Ziele gefährden.
    Du hast schon einmal verloren , ermahnte sie sich.
    Zwei tiefe Atemzüge … noch einer. Dann senkte sie den Blick auf ihre Hand und rief das Bild junger, taufrischer Haut zurück. Die erforderliche Konzentration löste einen Kopfschmerz aus, der weiter anhielt, als sie wieder war, wer sie nicht war, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich mit dem Pochen in ihren Schläfen aufzuhalten. Sie stellte sich auf Beine, die ungefähr so stabil waren wie Strohhalme, und taumelte zu der Schachtel mit den Beweismitteln hinüber. Rasch hob sie eine Ecke des Stoffs an, schob den Ohrring hinein und flitzte zurück zu dem Stuhl, auf den sie der Polizist gesetzt hatte.
    Gerade noch rechtzeitig.
    »Hier, trinken Sie das.«
    Sie blickte auf. Seiner Miene nach funktionierte der Britnae-Trick noch: Wenn man sich bei den Menschen auf eines verlassen konnte, dann darauf, dass sie total durchdrehten, wenn sie einen Blick auf ihr wahres Ich erhaschten.
    »Danke«, sagte sie heiser und streckte die Hand aus … mit Fingern, deren künstliche Nägel rosa lackiert waren. Aber wie lange würde das vorhalten?
    Sie trank das kalte Wasser, zerknüllte den Pappbecher und warf ihn in einen Mülleimer unter dem Tisch. »Bitte … könnten Sie mich hier herausbringen? Jetzt sofort?«
    »Aber natürlich.«
    Er half ihr auf, legte ihr einen überraschend starken Arm um die Taille und fing den Großteil ihres Gewichtes ab.
    Wieder an den endlosen Regalen vorbei. Mithilfe seines Ausweises durch die verschlossene Tür hinaus. In den Korridor.
    Der Aufzug war ein Segen, obwohl ihr bei der Fahrt nach unten noch schwindeliger wurde.
    Der Plan , redete sie sich gut zu. Halt dich an den Plan . Das war das Opfer, das sie bringen musste, um alles wieder ins Lot zu bringen.
    Als sie zurück in seinem Büro waren, setzte er sie auf einen der Plastikstühle neben seinem Schreibtisch und holte ihr noch ein Glas Wasser. Was ihr half, den Kopf noch etwas klarer zu bekommen.
    Sie beschloss, den Mann nicht nur am Leben zu lassen, sondern ihm sogar ein kleines Geschenk zu machen.
    »Danke«, sagte sie und meinte es auch so.
    »Bitte. Müssen Sie mit dem Auto nach Hause fahren?«
    Darauf reagierte sie nicht, sondern beugte sich nach vorn. Mental reckte sie sich durch die abgestandene Luft, hielt sich an seinen Augen fest und wühlte sich in sein Gehirn, spazierte durch die metaphorischen Flure seines Geistes, besichtigte die Asservate in seinen persönlichen Regalen.
    Genau wie sie den Ohrring untergeschoben hatte, pflanzte sie das Wissen in seinem Kopf ein, dass er ein Casanova ohnegleichen war, ein Mann, der trotz seines unscheinbaren Aussehens von Frauen begehrt wurde und demzufolge in ihrer Gegenwart selbstbewusst und männlich war.
    Dadurch käme er in Zukunft leicht zum Zug. Denn anders als Männer, die visuelle Geschöpfe waren, gingen Frauen normalerweise mehr nach dem, was zwischen den Ohren steckte.
    Und Gelassenheit war sexy.
    Kurz darauf ging Devina und nahm die Erinnerung an das, was sie getan hatten und wo sie gewesen waren, mit sich fort. Ihr Werk der Nächstenliebe ekelte sie bereits an und weckte gleichzeitig den Wunsch in ihr, dem unausstehlichen Nigel eine lange Nase zu zeigen.
    Genau wie eine Nonne mit dem reinsten Herzen, das man sich nur vorstellen konnte, trotzdem dann und wann noch fluchte, konnte eine Dämonin bei seltenen Gelegenheiten dazu bewegt werden, Mitgefühl zu zeigen.
    Wenn es auch das dringende Bedürfnis weckte, zu duschen, um den Gestank

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