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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma O'Connor
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sehr toleranter Mensch gewesen sein.« Und hat dabei lüstern gegrinst, seine rosa Zunge ist über seine nassen Lippen geglitten.
    Mir wäre fast schlecht geworden. »Muß er wohl.«
    »Warum ist er dann ermordet worden, Lily Sweetman?«
    Vier mal fünf ist zwanzig, zwei mal zwei ist vier, neun mal acht, neun mal acht, neun mal acht …
    »Ich war damals noch ein Kind«, habe ich geflüstert; mein Mund war ganz trocken. »Ich war noch ein Kind, als das passiert ist … Ich weiß nichts.«
    Er hat meine Hand gepackt, hat sie ganz fest gedrückt und zu dem kleinen Modell gezogen.
    »Oh, ich glaube doch, ich glaube doch. Oberster Stock. Da haben Sie gewohnt, nicht wahr? Nummer acht. Schauen Sie mal da her.« Er hat meinen Finger an das zerbrechliche Giebelende geführt und durch einen winzigen Spalt gesteckt. »Ein Fenster. Das überrascht Sie nicht, oder? Ich habe es auf dem Plan gefunden. Zuerst habe ich es übersehen, habe gedacht, es wäre nur so eine Verzierung aus Ziegeln. Aber Sie haben gewußt, daß es da war, nicht war? Was also haben Sie gesehen, Lily Sweetman?«
    Mach die Augen zu und bete zu Gott. Zehn mal zehn. Neun mal, neun mal … Heilige Muttergottes, bewahr uns vor allem Übel. Vier mal vier ist sechzehn, fünf mal fünf … Geh nicht in seine Nähe, Lily, und, um Himmels willen, laß ihn nicht in deine Nähe kommen. Behalt den kleinen Jimmy bei dir. Immer. Laß ihn nicht los. Weißt du denn nicht, daß er vor dem Kind Angst hat? Er glaubt, es hat den bösen Blick. Ich hol euch hier raus … Ich halt ihn von euch fern … Ich nehm das Messer … Dem werd ich ’s zeigen … zwischen die Augen, Lily … Direkt zwischen seine ekelhaften Augen …
    »Es ist zu spät, um wegen des Mordes noch etwas zu unternehmen, Lily Sweetman. Von mir droht Ihnen keine Gefahr.« Er hat sein schreckliches Gesicht ganz nahe an meines gebracht, seine Lippen waren trocken, aber er hat immer noch geschwitzt wie ein Schwein. »Die Druckerei ist es, an der ich interessiert bin. Wer hat sie übernommen?«
    Mit aller Kraft habe ich ihn zurückgestoßen und bin zu einer Stelle gelaufen, wo viele Leute waren. Aber er verfolgt mich. Wo ich auch hingehe, er ist da. Ich sehe ihn nicht, aber ich spüre ihn.
    Und jetzt finde ich mein Tagebuch nicht mehr. Ich habe überall danach gesucht, aber keine Spur davon entdeckt. Ich weiß, vor ein paar Tagen habe ich es noch gehabt. In meinem Nähzimmer, wie immer. Aber es ist weg. Niemand würde ein Tagebuch stehlen, höre ich Dich sagen. Aber die würden das machen, Nell, ich weiß es. Es ist nur sehr wenig dringestanden. Ich konnte es kaum ertragen, die wundervollen cremefarbenen Seiten zu verderben. Es ist nicht wegen dem genommen worden, was darin gestanden ist, Nell, sondern wegen des Einbands. Milos wunderschöne Arbeit …
    Er muß das mit der Druckerei herausgefunden haben, wie groß sie jetzt ist, wer dort immer noch das Sagen hat. Wenn das stimmt, wenn er ihnen die Mietenbücher gezeigt und meinen Namen gesagt hat, dann bin ich eine tote Frau. Und nach mir ist er an der Reihe.

32 Milo an Daniel:
    Ich habe Lily Sweetman getötet. Ich war nicht dabei, ich habe nicht den Wagen gesteuert, vom dem sie überfahren worden ist, aber es hätte genauso gut ich sein können. Und jetzt will ich nicht mehr leben. Ich bin dazu nicht in der Lage. Ich habe sie geliebt, oh, wie sehr ich sie geliebt habe. Sie war mein Leben, und ich bin schuld an ihrem Tod.
    Warum? Weil ich das getan habe, was ich immer getan habe: Ich bin weggerannt. Habe mein Gesicht weggedreht. Habe die Augen vor dem verschlossen, was vergangen ist. Ich habe die Vergangenheit ausgeschlossen und geglaubt, wenn ich das tue, habe ich sie unter Kontrolle. Das war natürlich ein Irrtum. Die Vergangenheit hat mich fest im Griff gehabt, mein ganzes Leben lang.
    Wenn ich den Mut gehabt hätte, dann hätte ich Dich das vor meinem Tod nicht lesen lassen. Ich habe gedacht, ich könnte einfach verschwinden, und wenn ich weg sei, bestünde keine Gefahr mehr, gäbe es niemanden mehr, den sie umbringen können. Aber, mein Sohn, ich habe Sehnsucht danach, Dein geliebtes Gesicht noch einmal zu sehen. Ich brauche die Vergebung eines Menschen, und Du bist derjenige, den ich dafür ausgewählt habe. Du wirst mir dafür nicht danken. Und Du wirst mir auch dafür nicht danken, daß ich Dich auf einen letzten Botengang schicke.
    Ich möchte, daß Du Lilys Tochter findest. Ich möchte, daß Du Dich um sie kümmerst. Laß sie erst gar nicht anfangen,

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