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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Zuneigung in Cayals Gefrotzel, die sogar Arkady auffiel, und Maralyce war sich dessen trotz ihrer schroffen und unfreundlichen Art offensichtlich bewusst. Auch wenn sie es vermutlich nie zugeben würde, schon gar nicht vor einer Fremden. Stattdessen grunzte Maralyce etwas Unverständliches, hob den Vorschlaghammer vom Tisch, verließ die Hütte und schlug die Tür hinter sich zu.
    Arkady sah ihr nach und drehte sich dann zu Cayal um. »Was hat sie gemeint?«
    »Was hat wer gemeint?«
    »Maralyce«, sagte sie, als er sich der Feuerstelle zuwandte. Sie war sicher, dass er ihr absichtlich auswich. »Als sie fragte, ob ich Eure Geliebte bin?«
    »Nichts.«
    »Seid Ihr eigentlich auch imstande, mal die Wahrheit zu sagen?«, fragte sie forschend. »Ist Verlogenheit auch eine der Nebenwirkungen der Unsterblichkeit‹, von denen Ihr so gern erzählt?«
    »Ich habe Euch nie belogen, Arkady.« Cayal befasste sich eingehend mit dem Feuer und sah sie nicht an. »Ich will nur nicht darüber reden, das ist alles.«
    »War es so schmerzhaft?«
    Dieses Mal sah er auf, aber er schien eher vage amüsiert als wütend. »Würde es Euch zusagen, die intimen Einzelheiten all Eurer Beziehungen mit einem fast gänzlich Fremden zu teilen?«
    Arkady zögerte. Sie war eigentlich noch nie verliebt gewesen, nicht auf die Art, die Cayal meinte. Aber sie hatte ihr Pensum an sexuellen Erlebnissen gehabt, und in dieser Hinsicht hatte er recht. Sie wollte darüber nicht reden.
    »Es tut mir leid. Ich sollte nicht so neugierig sein. Manchmal kann ich nicht anders.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, bemerkte Cayal. »Hungrig?«
    »Ein wenig.«
    »Mal sehen, was Maralyces Speisekammer so hergibt. Ich muss Euch allerdings warnen, es ist vielleicht nicht viel da. Sie vergisst oft, etwas zu essen, manchmal mehrere Jahre am Stück.«
    Wie sich herausstellte, gab es in Maralyces Speisekammer mehr als genug für eine ausgiebige Mahlzeit. Cayal bemächtigte sich der Reste von Wildbret, die in der Kammer hingen, schnitt es klein, warf es in einen Topf und fugte Karotten und Pastinaken sowie anderes Wurzelgemüse hinzu, das Arkady seit ihrer Kindheit nicht mehr gegessen hatte.
    Die kleine Bergarbeiterhütte war gemütlich. Messinglampen und das Feuer der Kochstelle spendeten Licht. Mehrere tausend Jahre waren reichlich genug Zeit, um sämtliche Löcher und Ritzen einer Zwei-Zimmer-Hütte zu finden und zu stopfen, sodass nirgends mehr Zugluft durchkam. Das gesamte Häuschen, dachte Arkady, würde bequem in den Speisesaal des Palastes von Lebec passen.
    Mit schweren Lidern fühlte Arkady, wie die Kälte sie langsam verließ. Das warme Essen und die kuschelige Hütte hüllten sie in heimelige, wunschlose Müdigkeit.
    »Geht zu Bett, Arkady, oder Ihr werdet in Eurer Suppe einschlafen.«
    Draußen war es dunkel, leichter Regen prasselte gegen die Fensterläden. Ihre Glieder fühlten sich bleischwer an. »Ja, das sollte ich wohl. Übrigens kocht Ihr hervorragend.«
    »Jahrelange Übung«, erinnerte er sie. »Wenn man unsterblich ist, wird man irgendwann in allem gut.«
    »Gibt es irgendetwas, das Ihr noch vor Euch habt?«, fragte sie. Es war so viel einfacher, nicht darüber zu streiten.
    »Den Tod«, sagte er ernst.
    »Abgesehen davon.«
    »Es gibt nichts mehr, was ich noch tun will.«
    »Außer sterben?«
    »Jetzt verspottet Ihr mich.«
    »Ich bin zu müde, um Euch zu verspotten, Gayal. Ich bin zu müde, um zu denken.«
    »Dann geht schlafen. Maralyce stört es nicht, wenn Ihr in ihrem Bett schlaft. Sie benutzt es nicht oft.«
    Zu erschöpft für jeden Einwand stand Arkady mühsam auf, stolperte in den Nebenraum und fiel erleichtert auf das mit Fellen bedeckte Podest. Sie nahm sich die Zeit, ihre Schnürstiefel zu öffnen und wegzutreten, dann legte sie auch noch ihre Jacke ab. Die Felle sahen dick genug aus, um sie mollig warm zu halten, selbst wenn sie nackt gewesen wäre. Sie schloss ihre todmüden Augen und fühlte sich seltsam geborgen in der kleinen Hütte. Arkady zog die Felle hoch bis ans Kinn und schlief ein.
    Sie war sich nicht sicher, was sie geweckt hatte. Es war noch dunkel, und obwohl sie sich immer noch erschöpft fühlte, war die lähmende Müdigkeit von vorhin verschwunden. Leise stieg sie aus dem Bett und ging barfuß hinüber in den anderen Raum. Die Lampen waren erloschen und das Feuer heruntergebrannt. Cayal saß auf dem Boden vor der Feuerstelle und starrte in die Glut. Vorsichtig schloss sie die Tür, die die beiden Räume voneinander

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