Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
kamt?«
    »Arryl war da, aber Diala war in irgendwelchen persönlichen Angelegenheiten unterwegs, insofern war es für einige Zeit tatsächlich ein sehr angenehmer Aufenthalt. Fliss war außer sich vor Freude, mich zu sehen, aber ich war entsetzt über ihre Erscheinung. Sie war vollkommen ausgezehrt. Schwarze Ränder um die Augen und abgemagert bis auf die Knochen. Ich konnte diese Veränderung kaum fassen.«
    »War sie krank?«
    »Die Nähe der Ewigen Flamme schien nicht den geringsten Unterschied zu machen. Die Gezeiten brachten sie weiterhin langsam um, jeden Tag ein bisschen mehr. Selbst Arryl fing schon an, sich zu fragen, ob es nicht gnädiger gewesen wäre, sie sterben zu lassen.«
    »Warum wirken sich die Gezeiten auf Euch nicht so aus? Liegt es nur daran, dass Ihr unsterblich seid?«
    »So muss es wohl sein«, bestätigte er. »Vielleicht ist das die wahre Natur der Gezeiten. Vielleicht haben sie auf uns dieselbe verheerende Wirkung, aber wir heilen es aus, noch ehe wir die Folgen zu spüren bekommen.«
    »Und Fliss hatte nicht Eure Selbstheilungskräfte«, Arkady nickte. »Glaubt Ihr, dass sie die Einzige war?«
    Cayal schüttelte den Kopf. »Die einzige Sterbliche, die Gezeitenmagie beeinflussen konnte? Wohl kaum. Aber andere Kinder, die wie sie geboren wurden, haben keine Ahnung, was mit ihnen geschieht. Wir wussten ja nur, was mit Fliss los war, weil zufällig andere mit ähnlichen Fähigkeiten dabei waren und es als das erkannten, was es war. Ein sterbliches Kind mit ihrer Begabung würde normalerweise einfach dahinwelken und sterben, und alle würden es einer Blutvergiftung zuschreiben oder irgendeiner geheimnisvollen Krankheit, die wundersamerweise sonst niemanden befallen hat.«
    »Wart Ihr imstande, sie zu retten?«
    »Keine Spur. Ich hatte nicht einmal die kleinste Idee, wie sie zu retten wäre. Diala hingegen schon. Und als sie ein paar Wochen später zum Tempel zurückkam, war sie es, die eine Lösung vorschlug.«
    »Die da lautete?« Arkady wunderte sich über Cayals Widerstreben. Bis eben war er ganz beredt und mitteilsam gewesen. Jetzt auf einmal musste sie ihm die Geschichte Satz für Satz aus der Nase ziehen.
    »Sie schlug vor, die Ewige Flamme entscheiden zu lassen.«
    »Doch wohl nicht im Ernst! Fliss war doch erst … wie alt? Sieben Jahre? Damit wäre sie bis in alle Ewigkeit dazu verdammt, ein kleines Kind zu bleiben. Eine solche Strafe ist unvorstellbar grausam.«
    »Genau das habe ich Diala auch gesagt. Aber Fliss wusste wohl, dass sie langsam starb. Ich hatte ihr in Galgenhafen genug erzählt, und sie konnte auch gar nicht umhin, zu bemerken, welche Wirkung die Gezeiten auf sie hatten. Trotzdem frage ich mich bis heute, was ihr an diesem Tag wohl durch den Kopf ging. Stand sie vielleicht irgendwo ungesehen im Schatten und lauschte, als Arryl und Diala über etwas sprachen, das sie nicht wirklich verstand? Glaubte sie vielleicht, sie würde einfach weiterwachsen, wenn sie erst unsterblich war? Ich weiß es nicht. Ich frage mich das seit Jahrtausenden und kann es doch nicht ergründen. Was auch immer ihre Beweggründe waren, Fliss schlich sich am Abend, als alle schlafen gegangen waren, in den Tempel. Wohl um unsterblich zu werden wie wir, nahm sie die Ewige Flamme vom Altar und setzte sich selbst in Brand.«
    Arkady sah ihn prüfend an. Durch die Fensterläden hinter ihr fielen Streifen aus staubigem Sonnenlicht über den Tisch. Sie war unsicher.
    »Hat sie es …«
    »Nein. Sie starb schreiend und rief meinen Namen.«
    Arkady fuhr zusammen, die bloße Vorstellung der grausigen Szene drehte ihr den Magen um. Und auch wenn die Erinnerung Cayal offensichtlich quälte, beschlich Arkady der Verdacht, dass das Schlimmste erst noch kam.
    »Jetzt kommt der Teil, den ich nicht mögen werde, oder?«
    Er nickte grimmig. »Mir war zumute, als hätte man mich in Stücke gerissen. Wenn Ihr den Ausdruck ›blinde Wut‹ kennt, lasst mich Euch sagen, genau so war das. Alles, was ich an den Unsterblichen verabscheute, jeder leidvolle Augenblick der Ewigkeit, den ich diesem elendigen Feuer verdankte, ballte sich bei ihren qualvollen Schreien in mir zusammen. Und wir hatten Flut.« Er zögerte und sah Arkady in die Augen, sein Bück eine offene Herausforderung, als wollte er sie provozieren, ihn für das, was er getan hatte, zu schmähen. »Ich hatte nur noch einen Gedanken, nämlich der Ewigen Flamme ein Ende zu machen. Sie sollte verlöschen. Dafür brauchte ich Wasser. Ich zog so viel Wasser herbei,

Weitere Kostenlose Bücher