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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Denn das konnte er womöglich als Einladung auffassen.
    Oder schlimmer, er könnte aufhören.
    »Bitte, Cayal …«, flüsterte sie und versuchte sich weiszumachen, dass sie ihn bat, sie loszulassen.
    Er öffnete die Augen und starrte sie an. Der nackte Schmerz in seinem Blick brachte sie beinahe zum Weinen.
    »Bitte was, Arkady?«
    Sie war hin und her gerissen zwischen Furcht und Verlangen. In ihr tobte ein unbekannter Zwiespalt zwischen der ihr eigenen Zurückhaltung und dieser Hitze in ihrem Schoß. Kein Mann hatte je solche Gefühle bei Arkady ausgelöst. Begehren, das war etwas, das man fürchten musste; etwas, das ihr Leid zufügen konnte. Noch nie hatte sie sich so verwundbar gefühlt, so furchtsam, und so verwegen. Um sie herum schien die Zeit stillzustehen. Schwerelos schwebten die winzigen Staubkörnchen auf den schwachen Strahlen des Sonnenlichts über dem Tisch. Reglos standen die dunklen Schatten in den Ecken der kleinen Hütte. Ihr Herzschlag setzte aus, sogar ihr Atem …
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise und ehrlich.
    »Ihr könnt meinen Schmerz nicht vertreiben, Arkady.«
    »Ihr könntet etwas gegen meinen tun«, sagte jemand, den Arkady nicht kannte.
    Sie waren allein, das wusste sie, aber die Frau, die nach Cayal griff, war ihr nicht vertraut. Er beugte sich vor und küsste sie, seine Lippen sanft und verlockend, zärtlicher, als sie zu hoffen gewagt hatte, gefährlicher, als sie sich einzugestehen wagte. Er duftete nach Rauch und Leder und schmeckte nach Ambrosia. Arkady war sicher, sie könnte sterben an der Zärtlichkeit seiner Liebkosung. Schmerzlich behutsam öffnete er mit der Spitze seiner Zunge ihren Mund, seine Hände glitten durch ihr zerzaustes Haar, zogen sie näher heran.
    Arkady konnte nicht atmen. Die Tischkante drückte in ihre Rippen und schnürte ihr die Luft ab. Es spielte keine Rolle, sie wollte gar nicht atmen.
    »Weißt du was«, raunte er zwischen die Küsse, »es wäre viel schöner, wenn kein Tisch zwischen uns wäre.«
    Er hätte nichts Schlimmeres sagen können, selbst wenn er gefragt hätte, wie viel sie für eine Nacht verlangte.
    Sie fuhr zurück und sprang auf die Füße.
    Närrin!, schalt sie sich wütend. Was für eine verdammte Närrin du bist, Weib!
    Cayal sah zu ihr auf, gewisslich enttäuscht, aber kaum überrascht.
    »Arkady …«, begann er entschuldigend, aber weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick schwang die Tür auf, und Maralyce kam in die Hütte gestampft. Ohne die Anspannung im Raum zu bemerken, beschwerte sie sich über die erschreckend schlechte Qualität des Zeugs, das man heutzutage als Minengerät verkauft bekam.
    In Maralyces winziger Hütte gab es keinen Ort, wohin man flüchten konnte. Arkady glaubte vor lauter Anspannung schreien zu müssen. Es war zermürbend, nichts zu sagen. Nichts zu tun. Nur am Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie Maralyce fluchte und knurrte und über ihr Werkzeug schimpfte, und Cayals Blick auszuweichen. Nach dem Mittagessen ging er nach draußen, um Holz zu hacken, was ihr einen kleinen Aufschub verschaffte, aber das war nur vorübergehend. Irgendwann würde er wieder hereinkommen. Irgendwann würde Maralyce zu ihren unterirdischen Stollen zurückgehen.
    Irgendwann würden sie wieder allein miteinander sein.
    Arkady lag mit sich selbst im Zwist. Dass ein Mann sie begehrte, war nichts Neues für sie. Sein Verlangen durch den ganzen Raum zu spüren – auch das war ihr so vertraut wie ihre Aktentasche. Was dies hier anders machte, war ihre Reaktion. Sie hatte keine spöttische Bemerkung bereit, kein abschätziges Lächeln kam auf ihre Lippen, kein herablassender Dämpfer fiel ihr ein. Da war nur die pure Lust, die Sehnsucht, ihrem Verlangen nachzugeben.
    Tillys blödsinniger Vorschlag, eine Affäre zu haben, erschien plötzlich nicht nur annehmbar, sondern geradezu reizvoll. Und wie oft hatte Stellan ihr schon ganz unverblümt gesagt, dass er gar nichts dagegen hätte, wenn sie sich einen Liebhaber nahm?
    Aber eigentlich ging es hier gar nicht um die Frage, ob sie sich einen Liebhaber nahm oder Ehegelübde bewahrte, die von jeher nur zum Schein bestanden. Es ging darum, loszulassen. Es ging darum, die Tür zu Fillion Rybanks’ Gemächern in der Universität ein für alle Mal zu schließen.
    Es erschreckte Arkady, festzustellen, wie sehr sie sich an den Schmerz ihrer Jugendjahre klammerte. Habe ich deshalb so bereitwillig Stellan geheiratet?, fragte sie sich unwillkürlich. Ging es mir wirklich darum, meinen

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