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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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verhindern.
     

70
     
     
    »Er hat uns verraten«, verkündete Warlock. Er packte die soliden Gitterstäbe vor dem Fenster und rüttelte verzweifelt daran, nur um festzustellen, dass sie unbeweglich fest saßen. »Shalimar hat uns verraten.«
    Boots, die unaufhörlich an den Wänden ihrer kleinen Wachhauszelle entlangstreifte, hielt inne und sah ihn an. Es regnete draußen, die Zelle war dunkel und roch nach abgestandenem Urin. Alles, was er erkennen konnte, waren die funkelnden Lichtkreise ihrer Pupillen und die schwache Silhouette ihres Schattens auf der gegenüberliegenden Wand. »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Woher sonst haben die Wächter gewusst, wo sie uns finden?«
    »Die eigentlich spannende Frage ist«, gab sie zurück, »warum sie einen Hofhund wie dich überhaupt suchen.«
    Das war eine Frage, auf die Warlock keine Antwort hatte. »Haben sie irgendetwas zu dir gesagt?«, fragte er.
    »Du meinst, außer Sitz und Platz und braves Hündchen? Nicht viel. Sie haben mir jedenfalls nicht auf die Nase gebunden, weshalb sie hinter dir her waren.«
    »Der Kommandeur, der uns verhaftet hat, meinte, es war nicht der Fürst von Lebec, der die Anweisung dazu gab, sondern der König.«
    »Wunderbar! Bist du nicht ein Glückspilz, all diese beeindruckenden Feinde zu haben?«
    Bevor Warlock Gelegenheit hatte, etwas auf diese Vorhaltung zu erwidern, rasselte das Schloss, und die Zellentür schwang auf. Geblendet von plötzlichem Fackelschein, fühlte er mehr, als er sah, wie Boots zurückwich, bis sie gegen ihn stolperte. Er spürte ihren weichen Pelz und dann ihre Hand, die nach seiner griff, um ihn ihres Beistands zu versichern.
    Der Mann, der die Fackel hielt, war kein Wächter. Er war jünger, als es Warlock üblich erschien, groß und kräftig gebaut, gut gekleidet, aber nicht auffällig. Seine Jacke war tadellos geschneidert, aber sein Hemd darunter zerknittert und offen, und seinen Augen schien – selbst im unsteten Licht der Fackel – nichts entgehen zu können. Er musterte das Paar einen Moment und wies dann auf die Tür.
    »Kommt mit mir«, befahl der Mann.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wo wir uns setzen können«, informierte sie der Fremde. »Es ist schon sehr spät, und ich bin zu müde, um euch stundenlang im Stehen zu befragen.«
    Warlock richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die die des Besuchers allerdings nur geringfügig überragte. »Ihr müsst meine Gefährtin gehen lassen, sie hat mit alldem nichts zu tun.«
    Der Mensch warf einen Seitenblick auf Boots und schüttelte dann den Kopf. »Da du keine Ahnung hast, worum es bei alldem überhaupt geht, kannst du auch nicht wissen, ob sie nicht Teil davon ist.«
    Warlock fühlte Boots’ festen, verzweifelten Griff in seiner Hand. In was für einen Schlamassel er da auch geraten war, Boots war eine Unbeteiligte. Er würde tun, was immer er musste, um sie herauszuhalten. »Ich werde Euch freiwillig bei allem helfen, wenn Ihr sie gehen lasst.«
    »Du wirst willig bei allem helfen, weil ich es dir verdammt noch mal sage«, herrschte der Mann ihn ungeduldig an. »Aber ehe du jetzt reizbar wirst und anfängst Leute zu beißen, lass mich dir versichern, dass mich nichts von dem interessiert, was du in der Vergangenheit vielleicht getan hast. Vielmehr interessiert mich, was du in Zukunft tun kannst.«
    Er musterte Boots einen Augenbück und nickte dann. »Was deine kleine Freundin hier betrifft, scheint mir, dass die Beschreibung einer flüchtigen Canide auf sie passt, die vor ein paar Monaten im Palast von Lebec eine Felide getötet hat.«
    Warlock starrte Boots erschrocken an. »Du hast eine Felide getötet?«
    »Als ob ich so etwas brühwarm gestehen würde, solange ich in der Stadtwache von Lebec herumstehe«, gab sie zurück.
    »Siehst du«, sagte der Mann. »Deine Freundin hat mehr Verstand als du. Nun, wirst du mir jetzt kampflos folgen, oder soll ich einen Boten zum Palast schicken und jemanden kommen lassen, der sie als entlaufene Sklavin identifiziert?«
    »Woher soll ich wissen, dass Ihr das nicht längst getan habt?«
    »Kannst du nicht«, war die Antwort. »Du wirst mir einfach glauben müssen, dass ich sie nicht ans Messer geliefert habe. Und ich werde dir glauben müssen, dass du mir nicht bei der ersten Gelegenheit die Kehle herausreißt. Das nennt man Vertrauen, mein großer haariger Freund. Etwas, was dieser Tage sehr knapp geworden ist zwischen deiner und meiner Art.«
    Jetzt war Warlock endgültig verwirrt. Dieser Mensch hatte hier

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