Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Gefühl, dass sie noch nicht bereit war, ihm zu vergeben.
»Es tut mir wirklich leid, Arkady«, beteuerte er noch einmal und nahm ihre Hand. »Du hast sechs Jahre zu mir gestanden, ohne zu klagen. Ich hätte niemals etwas so Gefühlloses vorschlagen dürfen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Wenn du nicht schwanger bist, ist es eben so. Wir erzählen dem König, du hattest eine Fehlgeburt, wie ich es ursprünglich vorhatte.«
»Ich habe ein Mal mit Cayal geschlafen, Stellan. Mach dir keine Hoffnung.«
»Liebst du ihn?«
Die Frage überraschte Arkady. Sie dachte einen Moment darüber nach und erstaunte ihn dann mit ihrer Antwort. »Ich weiß es nicht, Stellan. Ist Verlangen ein Zeichen von Liebe? Die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren? Die Unfähigkeit, an irgendetwas anderes zu denken als diese blauen Augen, die mich verfolgen?«
Er sah sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. War es wirklich so für sie? Er kannte die Qualen einer Liebe, die sich nie erklären konnte, ja nicht einmal erahnt werden durfte, nur zu gut. Diesen Schmerz hätte er Arkady niemals gewünscht. »Das hat keine Zukunft«, warnte er sie sanft.
Arkady lächelte und nickte. »Oh, das weiß ich genau.« Sie drückte seine Hand verzeihend. »Hab keine Angst, Stellan. Ich habe nicht vor, in nächster Zeit mit meinem unsterblichen Liebhaber durchzubrennen.«
Er runzelte die Stirn. Es gab Liebe, und es gab blinde Narrheit. Er hätte sich nie träumen lassen, dass Arkady auf einen Bauernfänger hereinfiel. Nicht mal auf einen so virtuosen, wie es dieser anscheinend war. »Du bestehst immer noch darauf, dass er unsterblich ist.«
»Und ich fürchte, du wirst auf höchst unsanfte Art herausfinden, dass ich nicht so verklärt bin, wie du annimmst«, prophezeite sie, und es klang fast ein bisschen wie eine Herausforderung.
Stellan ließ es durchgehen. Er war nicht gekommen, um den nächsten Streit vom Zaun zu brechen. Stattdessen legte er seinen Arm um Arkadys Schultern und drückte sie zärtlich. »Wir sind ein schönes Narrenpärchen, was? Du verfällst einem verurteilten Mörder und ich einem unverfrorenen Glücksritter.«
»Um von deinem unverfrorenen Glücksritter zu sprechen«, warf Arkady rasch ein. »Was wird aus ihm, wenn wir nach Torlenien gehen?«
Gerade als ich dachte, wir werden wieder Freunde …
»Ich wollte ihn hier in Lebec lassen.«
»Eine Woche, nachdem wir weg sind, wird er vor Langeweile umkommen«, warnte sie. »Und voraussichtlich wird er sich dann seinen Spaß woanders suchen.«
»Ich bin überrascht, dass dich das kümmert.«
Sie sah ihn an, ihr Ausdruck war ernst. »Mich kümmerst du, Stellan. Und ganz gleich, ob ich Jaxyn Aranville deiner Zuneigung unwürdig befinde, ich weiß, dass ich nichts tun kann, um dich davon abzuhalten, ihn zu lieben.«
Schön, das ist doch was. Arkady war gemeinhin nicht so willig, die Unvermeidlichkeit seiner Beziehung zu Jaxyn hinzunehmen. »Was schlägst du vor? Er kann nicht mit uns nach Torlenien kommen.«
»Tatsächlich habe ich ein bisschen darüber nachgedacht«, sagte sie und rückte auf dem Bett herum, um ihn anzusehen. »Warum sollte man ihn nicht an den Hof entsenden?«
»Nach Herino?«
Sie nickte. »Wenn du erst außer Landes bist, wird Reon Debalkor jede Gelegenheit nutzen, dich in den Augen des Königs schlechtzumachen. Ich weiß, dass du Freunde bei Hof hast, Stellan, aber du brauchst dort jemanden, dessen Aufgabe es ist, speziell deine Interessen wahrzunehmen.«
Ihr Vorschlag verblüffte ihn, sowohl wegen seiner Brillanz als auch wegen seiner Unerwartetheit. »Eine solche Rolle würdest du Jaxyn zutrauen?«
Sie zögerte erst und nickte dann. »Ja, durchaus.«
»Es würde zudem bedeuten, dass ich jemanden dort hätte, der ein Auge auf Kylia hat«, sann er weiter. Das war ein Punkt, den Arkady wahrscheinlich gar nicht erwogen hatte. Bei allem, was sich in letzter Zeit ereignet hatte, konnte sie ihrer Nichte kaum einen Gedanken gewidmet haben, seit sie aus den Bergen zurück war.
»Wirst du es in Erwägung ziehen?«, fragte sie.
Er nickte. »Das ist tatsächlich keine schlechte Idee.«
»Ich bin von meiner Schwärmerei nicht gänzlich geblendet, Stellan.«
Er schaute sie verwundert an. »Nimmst du an, dass ich das bin?«
»Ich weiß nicht, bist du es?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
Er drückte sie sanft und entließ sie aus seinen Armen, um sich zu erheben. »Ich glaube, wir tun uns einen Gefallen, wenn wir uns aus den Affären des
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