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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nicht der Grund gewesen sein.
    »Warum nennst du diesen Mann Suzerain?«
    »Weil er wie einer riecht.«
    »Ist das nicht der Name, den dein Volk in seinen Legenden den Gezeitenmagiern gibt?«
    »Wie könnt Ihr so sicher sein, dass es nur Legenden sind?«, fragte Warlock.
    »Da seht Ihr’s!«, rief Lakesh von der anderen Seite des Korridors. »Sogar die Töle gibt mir recht.«
    »Ich stopf ihm das Maul, Frau Doktor«, machte sich Timms mit einem ungeduldigen Seufzer erbötig, drehte sich um und hob den Knüppel.
    »Wie kommst du darauf, dass du mit deinem Stöckchen etwas ausrichten kannst, wo schon der Henker versagt hat, du Idiot?«, reizte ihn Lakesh und lehnte sich aus der Reichweite des Knüppels.
    Das Ganze ist doch lächerlich, dachte Arkady und fragte sich, was sie hier zu erreichen gehofft hatte. Es gab gar keine Möglichkeit, die Behauptung dieses Mannes zu beweisen oder zu widerlegen, es sei denn, man tötete ihn noch einmal. Und sie besaß mit Sicherheit nicht die erforderlichen Kenntnisse, um zu bestimmen, ob er geistesgestört war oder nicht.
    Aber der Crasii machte sie stutzig. Oder, um genauer zu sein, seine Reaktion auf Kyle Lakesh. Noch nie hatte sie einen Sklaven gesehen, der so seltsam auf einen Menschen reagierte. Besonders wenn er eine so gute Ausbildung genossen hatte wie Warlock.
    Mit einem wachsenden Gefühl von Unklarheit musterte sie abwechselnd den jungen Mann mit dem wilden Blick, der ein Gezeitenmagier sein wollte, und den gewaltige Caniden, der behauptete, dass sein Mithäftling wie ein Gezeitenmagier roch.
    Sie glaubte keine Sekunde, dass Kyle Lakesh war, was er zu sein vorgab, aber sie empfand eine gefährliche Wissbegier. Aus langer Erfahrung wusste Arkady, was das bedeutete – nämlich, dass sie vermutlich weder Rast noch Ruhe finden würde, bis sie ihre Neugier gestillt und Klarheit über diese beiden Männer erlangt hatte.
     

9
     
     
    Als Arkady ins Amtszimmer des Kerkermeisters kam, wartete Declan Hawkes schon auf sie. Er nippte Tee aus einer hauchdünnen Porzellantasse mit zartem Blumenmuster. Das Teeservice auf dem Tisch wirkte ziemlich fehl am Platz in diesem muffigen, deprimierenden Gebäude. Aber dieser Raum war überraschend behaglich. Die dunklen Holzmöbel waren von einer Qualität, die man in solchen Räumlichkeiten normalerweise nicht antraf. Ein munteres kleines Feuer prasselte im Kamin, und die Bücherwand auf der gegenüberhegenden Seite des Raumes legte Zeugnis davon ab, dass der Kerkermeister erstaunlich belesen war. Mit Interesse überflog Arkady die Titel auf einigen Buchrücken – unter anderem entdeckte sie eine ledergebundene Ausgabe von Harlie Palmerstons Theorie der menschlichen Evolution. Dann nahm sie vom Kerkermeister eine Tasse Tee in Empfang und ließ sich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, den er ihr anbot. Das Gebräu duftete fein nach Zitrone, sie nahm einen anerkennenden Schluck, bevor sie das Wort ergriff.
    »Ihr habt da ein paar interessante Insassen, Kerkermeister«, bemerkte sie, als sie die Tasse absetzte.
    »Das könnte man so sagen«, erwiderte der Kerkermeister. Mit Declan im Raum wirkte er noch nervöser als vorhin bei ihrer Ankunft, aber immerhin war er inzwischen davon abgekommen, sie ständig mit Euer Gnaden anzureden.
    »Was war Euer Eindruck von Lakesh?«, fragte Declan und stellte seine Tasse auf dem bemerkenswert leeren Schreibtisch des Kerkermeisters ab. Der Erste Spion erweckte den Anschein, als hätte er nichts anderes zu tun, als hier zu sitzen und Tee zu trinken, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihm gar nicht passte, auf sie warten zu müssen.
    »Ach«, seufzte Arkady und zögerte ihre Antwort absichtlich etwas hinaus. »Kyle Lakesh. Oder Cayal, der unsterbliche Prinz, wenn man seinen Worten Glauben schenken möchte. Ein interessanter Bursche.«
    Declan warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Es freut mich, dass er Euer akademisches Interesse weckt. Aber was habt Ihr herausgefunden?«
    »In den knapp fünfzehn Minuten, die mir mit dem Gefangenen zur Verfügung standen, absolut nichts«, erwiderte sie und nahm noch einen Schluck Tee. »Und was mein akademisches Interesse geweckt hat, war nicht Euer Möchtegern-Unsterblicher, Declan. Es war die Art, wie der Crasii auf ihn reagiert.«
    »Der Crasii?«
    »Ihr meint Warlock?«, fragte der Kerkermeister. »Hat er Euch etwa Ärger gemacht?«
    »Eigentlich nicht. Aber er und Lakesh scheinen einander regelrecht zu verabscheuen. Genauer gesagt, er

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