Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
habe.«
Arkady nickte zustimmend. »Wenn sie erst seit einer Woche so dicht beieinander untergebracht sind, hatten sie gar nicht die Zeit, solche Feindseligkeit zu entwickeln.«
»Also denkt Ihr, dass Lakesh wirklich ein Gezeitenmagier ist, nur weil so ein großes dummes Vieh seinen Geruch nicht mag?« Der Kerkermeister verdrehte die Augen.
Arkady sah ihn wütend an. »Was ich denke, Sir, ist, dass über kurz oder lang herauskommen wird, dass Euer inhaftierter Crasii Lakeshs Behauptung für wahr hält. Nehmt seine wundersame Rettung vor dem Strang dazu, und der caelische Gesandte ist unsere kleinste Sorge. Selbst wenn jeder rational denkende Mensch in Glaeba die Sache für puren Nonsens hält – für die Crasii sind die Gezeitenmagier real, und sie werden Lakeshs Behauptung womöglich Glauben schenken. Wollt Ihr etwa, dass jeder Sklave im Lande glaubt, seine alten Herren und Meister seien zurückgekehrt – sodass sie nicht mehr verpflichtet sind, uns zu dienen?«
Der Kerkermeister blieb ihr die Antwort schuldig, was sie nicht sonderlich überraschte.
»Was empfehlt Ihr also?«, fragte Declan in die lastende Stille.
»Wenn Lakesh genug Kenntnis von den Crasii hat, um zu wissen, was ein Suzerain ist, hat er sich extrem gut vorbereitet. Ich bezweifle, dass es sich hier um einen spontan gefassten Plan handelt. Er hat sich seine Geschichte sehr gut überlegt und sehr gut ausgearbeitet.«
»Aber was will er nur damit?«, fragte der Kerkermeister. Er schien nicht überzeugt.
Arkady zuckte die Achseln. »Er könnte alle möglichen Gründe dafür haben.« Sie wandte sich Declan zu. »Ihr habt mich hergebeten, weil wir immer noch Probleme mit Caelum haben, nicht wahr? Womöglich handelt es sich um einen Racheakt für die beleidigende Zurückweisung von Prinzessin Nyah. Vielleicht verfolgt Caelum die Strategie, die Grundfesten der glaebischen Gesellschaft zu erschüttern, indem unseren Crasii vorgegaukelt wird, dass ihre Gezeitenfürsten zurückgekehrt sind. Vielleicht ist es auch einfach nur ein Schwindel, den sich Lakesh aus ganz persönlichen Gründen ausgedacht hat. Wie auch immer, dieser Mann muss als Schwindler entlarvt werden, bevor Ihr ihn erneut hinrichten lasst. Wenn beim zweiten Mal wieder etwas schiefgeht, hätte das katastrophale Folgen. Er hat den Strang schon einmal überlebt. Wenn er versucht, die Crasii von seiner Unsterblichkeit zu überzeugen, ist er vermutlich schlau genug, das auch beim zweiten Mal irgendwie hinzukriegen.«
»Den Schurken lasse ich vierteilen«, ereiferte sich der Kerkermeister. »Das dürfte ihn von seiner eingebildeten Unsterblichkeit kurieren.«
»Und dann könnt Ihr seinen Tod dem caelischen Gesandten erklären«, erinnerte ihn Declan. »Er hat bestimmt nichts dagegen, dass wir einen caelischen Bürger willkürlich töten, wenn wir es für nötig erachten, ihn von eingebildeter Unsterblichkeit zu heilen.«
»Aber wie wollt Ihr beweisen, dass der Mann lügt, Euer Gnaden?«, fragte der Kerkermeister, als hätte er Declans Bemerkung gar nicht gehört.
»Ich will ausführlich mit ihm sprechen. Und zwar in Ruhe. Ohne Wachhunde, die mich keine Sekunde aus den Augen lassen und jedes Wort mithören.«
Declan runzelte die Stirn. »Das wäre sehr gefährlich.«
»Wenn Lakesh in seiner Zelle bleibt und ich außerhalb seiner Reichweite auf dem Korridor, wird mir schon nichts passieren«, lächelte sie. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, Declan, dass er über magische Kräfte verfügt?«
»Nein, das wohl kaum.« Er dachte einen Moment nach und nickte dann. »Könnt Ihr ihn an einen Ort verlegen, der für Besuche der Fürstin leichter zugänglich ist, Kerkermeister?«
»Nein, Declan, es wäre mir lieber, er bleibt, wo er ist. Damit Warlock das Gespräch mit anhören kann. Seine Kenntnis der Legenden über die Gezeitenmagier und seine Reaktionen auf Lakeshs Äußerungen können meiner Arbeit von großem Nutzen sein.«
»Sagt mir, ob ich Euch richtig verstehe, Euer Gnaden«, sagte der Kerkermeister. »Ihr habt vor, den Crasii zu beweisen, dass dieser Gezeitenmagier ein Schwindler ist, indem Ihr einem von ihnen erlaubt, an Euren Diskussionen teilzunehmen, während der Mann seine Behauptung rechtfertigt?« Der Kerkermeister lächelte dem Ersten Spion zu und schüttelte den Kopf. »Welch schönes Beispiel für die Unverständlichkeit weiblicher Logik.«
»Ihr glaubt wohl nicht, dass es mir gelingt, ihn als Schwindler zu entlarven?«, fragte sie und ignorierte seine herablassende
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