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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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aber Männer wie Timms und Flanel mochten sich durchaus fragen, ob nicht vielleicht – nur ganz vielleicht – doch irgendetwas dran war.
    »Euch zu überzeugen war anscheinend nicht schwer, Liebchen.« Kyle Lakesh lächelte sie breit an und zeigte eine Reihe makelloser Zähne. In einer Welt, in der den meisten Erwachsenen – besonders den Armen – etliche Zähne ausfielen, bevor sie dreißig waren, wirkte dieses regelmäßige schneeweiße Gebiss ohne jede Spur von Abnutzung oder Verfärbung ausgesprochen unnatürlich.
    »Ich glaube kaum, Master Lakesh, dass Ihr mich zu überzeugen vermögt. Und mein Name ist nicht Liebchen, sondern Doktor Desean.«
    »Und mein Name ist nicht Lakesh, sondern Cayal.«
    »Der Kerkermeister sagte mir, Euer Name sei Kyle Lakesh.«
    »Der Kerkermeister irrt sich.«
    »Wie möchtet Ihr angeredet werden?«
    »Mit Königliche Hoheit.«
    Arkady musste unwillkürlich schmunzeln. »Und Eure zweite Wahl?«
    »Nennt mich Cayal.«
    »Und wie Ihr behauptet, seid Ihr also ein Gezeitenmagier?«
    »So ist es.«
    Arkady nickte nachdenklich. »Nun gut. Dann beweist es mir.«
    »Bitte?«
    »Beweist es«, befahl sie. »Ihr behauptet, ein Unsterblicher zu sein, ein Zauberer mit magischen Kräften. Also zaubert mir etwas. Lasst die Gitterstangen schmelzen. Lasst Blumen aus den Mauern wachsen. Gebt uns eine Demonstration Eures Könnens, oh mächtiger Herr.«
    »Ha!«, kicherte der Crasii in der gegenüberliegenden Zelle. »Da hat sie dich am Wickel, Suzerain.«
    Arkady wandte sich um und betrachtete den hünenhaften Caniden. Sie hatte keine Ahnung, weswegen er im Kerker saß, aber er sah stark genug aus, um die Gitterstangen mit bloßen Händen aufzubiegen. Sein Fell war kurz und von diesem besonderen Dunkelbraun, das die hochrangigen Züchter so schätzten. Seine Ohren waren spitz und zuckten lebhaft. Seine Rute hingegen hing ruhig herab. Dieser Crasii war nicht diensteifrig, aber er zeigte auch keinerlei Furcht. Und er wirkte intelligent, befand sie. Er sprach wie ein gebildeter Mensch. Das war kein Straßenmischling. Jemand hatte sich mit seiner Zucht und Ausbildung große Mühe gegeben.
    »Wie nennst du ihn?«, fragte sie den Caniden.
    »Er hat mich Suzerain genannt«, sagte Lakesh. »Eine Beleidigung. Die Crasii haben sich das ausgedacht, weil sie für etwas Kreativeres einfach zu blöde sind.« Er starrte an Arkady und ihren Begleitern vorbei den Crasii an. »In die Ecke mit dir, Gemang, leck dir die Eier.«
    Sofort drosch Timms wieder mit seinem Knüppel gegen die Gitterstäbe von Cayals Zelle. Der Crasii machte einen Satz ans Gitter seiner eigenen Zelle, sodass Arkady unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Dadurch geriet sie gefährlich nahe an Lakeshs Zelle, was weder Timms noch Flanel bemerkten, die sich auf den knurrenden Crasii konzentrierten.
    »Werdet die Wirter los«, flüsterte Cayal drängend, »dann beweise ich Euch, was immer Ihr wollt.«
    Arkady musste seine Dreistigkeit fast bewundern. Sie trat aus seiner Reichweite und lächelte. »Natürlich, welch gute Idee. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun? Wünscht Ihr vielleicht Eure Zellenschlüssel?«
    Unvermittelt lächelte Cayal. »Ist das ein Angebot?«
    Arkady machte sich nicht die Mühe zu antworten. Stattdessen drehte sie sich zu dem Crasii um. Er hatte sich wieder in den hinteren Teil seiner Zelle zurückgezogen, aber sie hatte den Verdacht, dass er es tat, weil er nicht bedrohlich wirken wollte, und nicht etwa, weil Flanel und Timms ihm mit ihren Knüppeln Angst einzujagen vermochten.
    »Wie ist dein Name?« Arkady hatte schon viel mit Crasii zu tun gehabt, sowohl mit den Sklaven, die ihr und ihrem Gemahl dienten, als auch mit den armen, kranken und verzweifelten Geschöpfen, die ihren Vater um Hilfe baten, als sie klein war. Sie empfand keine Furcht vor ihnen, was in ihrer Klasse eine Seltenheit war. Die meisten Angehörigen des Adels hatten insgeheim entsetzliche Angst vor diesen Geschöpfen, die ihnen so loyal dienten.
    »Warlock«, antwortete der Crasii nach einer kurzen Pause. »Aus Bella, von Segura.«
    Er kennt seinen Stammbaum, also ist er wirklich kein Straßenköter, dachte Arkady. »Du bist von Menschen ausgebildet.«
    »Ich habe im Haushalt von Lord Ordry gedient«, bestätigte der Crasii. »Als sein Leibdiener.«
    Arkady kannte Lord Ordry. Er war ein harmloser alter Mann, vermutlich schon etwas senil und mit Sicherheit kein Crasii-Schinder. Was immer Warlock hierhergebracht hatte, Misshandlung durch Ordry konnte

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