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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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dicht bewaldeten Berghänge hatten für Arkady nichts Geheimnisvolles mehr.
    Es war die Existenz der Odnis, die Arkady und ihren Historikerkollegen schlaflose Nächte bereitete. Es gab einfach keine logische Erklärung für das Auftreten dieser seltsamen verödeten Flecken in der Landschaft. Dabei waren sie zahlreich. Arkady stand in regem Briefwechsel mit einem Kollegen aus Torlenien, der dasselbe Phänomen in seiner Heimat erforschte, wo durch die große Naturkatastrophe ganze Landstriche unbewohnbar geworden waren. Niemand wusste, was die Katastrophe ausgelöst hatte oder warum ihre Auswirkungen einerseits so breit gestreut waren und andererseits so spezifische Punkte in Mitleidenschaft gezogen hatten. Millionen von Menschen waren dabei umgekommen – spätere Generationen hatten die Massengräber entdeckt, die das bewiesen –, doch selbst die Ausgrabung ihrer Skelette gab keinerlei Aufschluss darüber, wie genau sie ums Leben gekommen waren. Die Historiker wussten nur eines mit Sicherheit: Vor über tausend Jahren waren zahllose Menschen umgekommen, und es hatte genug Überlebende gegeben, um sie zu begraben. Alles andere über ihr Schicksal und die Katastrophe, die alle Kontinente von Amyrantha so großflächig verwüstet hatte, blieb bis heute ein völliges Rätsel.
    Natürlich war es genau diese Art Rätsel, welche die Tilly Pontings dieser Welt mit Munition belieferte, dachte Arkady grollend. Leute wie Tilly nährten die Sehnsüchte von leichtgläubigen Narren, die sich mit jeder Erklärung zufrieden gaben, sobald sie etwas Übernatürliches beinhaltete.
    Als logisch denkender Vernunftmensch hielt Arkady alle esoterischen Vorstellungen für blanken Unsinn, und das war mit einer der Gründe, warum sie Kyle Lakesh unbedingt kennenlernen wollte. Je länger sie es bedachte, desto klarer wurde ihr, wie gefährlich dieser Mann war, und nicht nur, weil er kaltblütig Morde begangen hatte. Wenn an die Öffentlichkeit kam, dass der Henker versagt hatte und der Überlebende behauptete, unsterblich zu sein, würden sämtliche esoterischen Spinner in Glaeba – und auch anderswo – sich aufplustern und all ihren Unsinn bestätigt sehen.
    Aber so weit würde es nicht kommen. Nicht, solange Arkady Desean etwas mitzureden hatte.
    Schließlich ratterte die Kalesche durch die dräuenden Tore des Kerkers von Lebec, und Arkady besann sich auf die unmittelbar anstehende Aufgabe.
    Flanel – oder Timms, sie konnte die beiden immer noch nicht auseinanderhalten – half ihr aus der Kalesche, und der wartende Kerkermeister stürzte sich in die Begrüßung.
    »Euer Gnaden!«, rief er aus und verbeugte sich aufgeregt. Offensichtlich hatte er nicht viel Übung im Empfangen hochrangiger Besucher. »Lady Desean! Ihr erweist uns gewaltige Ehre, die sich nicht in Worte fassen lässt!«
    Arkady schüttelte den Kopf und wünschte nicht zum ersten Mal, sie hätte einen Mann geheiratet, dessen Namen niemand kannte. »Ihr müsst Euch nicht vor mir verbeugen, Kerkermeister, und auf die formelle Anrede können wir auch verzichten. Ich bin in meiner Eigenschaft als Akademikerin hier. Ihr könnt mich mit Frau Doktor Desean ansprechen.«
    Von diesem Vorschlag schien der Kerkermeister ein wenig aus dem Konzept gebracht, doch dann nickte er in eifriger Zustimmung. »Natürlich, Euer … Frau Doktor. Wie Ihr wünscht. Bitte, kommt doch herein. Ich habe in meinem Amtszimmer ein paar Erfrischungen auftragen lassen …«
    »Zuerst würde ich gern mit dem Gefangenen reden, Kerkermeister. Wäre das möglich?«
    Wiederum nickte er übereifrig. Er war sichtlich erpicht darauf, einen guten Eindruck zu machen. »Selbstverständlich. Timms! Flanel! Begleitet Lady Desean zum Rückfälligentrakt.«
    Arkady hob neugierig eine Augenbraue. »Wohin?«
    »Zum Rückfälligentrakt«, erklärte der Kerkermeister. »Der Gefängnistrakt, der den Schwerstverbrechern vorbehalten ist. Es tut mir leid … vielleicht würdet Ihr den Gefangenen lieber in einer weniger … bedrohlichen Umgebung vernehmen?«
    »Nein, schon gut, Kerkermeister. Das Gespräch sollte ruhig an einem Ort stattfinden, der dem Gefangenen vertraut ist. Erwartet Ihr Master Hawkes heute Nachmittag?«
    »Wir rechnen jeden Moment mit ihm, Euer … Doktor Desean.«
    »Dann spreche ich mit Euch und mit ihm, wenn ich fertig bin. Vielleicht darf ich dann ja auf Euer großzügiges Erfrischungsangebot zurückkommen?«
    »Wie immer Ihr es wünscht, Euer Gnaden.«
    Arkady verkniff sich eine ungehaltene Bemerkung. Der

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