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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Elfjährigen, und die war beträchtlich. Sie hielt ihn so fest, dass Declan sie bitten musste, ihren Griff etwas zu lockern, weil ihm die Finger taub wurden.
    Ricard Lis Männer hatten angeboten, sie sicher aus der Stadt zu bringen, aber Declan hatte die Hilfe abgelehnt. Wie schon der Erste Spion der Caelaner selbst bemerkt hatte, wurden seine Bewegungen überwacht. Wenn niemand wusste, dass Declan sich in Cycrane aufhielt, würde ihm auch niemand aus der Stadt folgen. Sobald Nyahs Haar jungenhaft kurz geschnitten worden war - eine traumatische Erfahrung; sie hatte still vor sich hin geweint, als ihre langen dunklen Haare in zottigen Klumpen auf den Kellerboden fielen -, glich sie in den unbestimmbaren Kleidern einer Straßengöre in nichts mehr dem Mädchen, das Declan befohlen hatte, ihre Anwesenheit im Raum zur Kenntnis zu nehmen.
    »Wie lange noch, bis wir Pause machen?«
    Declan sah auf die kleine Prinzessin hinunter und hob die Fackel, um ihr Gesicht deutlicher zu sehen. Die Dunkelheit umgab sie vollkommen und undurchdringlich. Jenseits des Lichtscheins, den die ruhigen, goldenen Flammen der Fackel warfen, war nichts zu sehen. »Noch ein Weilchen. Wir sind erst etwa eine Stunde unterwegs.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, wohin wir gehen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Selbst im schwachen Fackelschein erhaschte Declan den flüchtigen Ausdruck der Panik auf Nyahs Gesicht, bevor sie erkannte, dass er sie nur aufzog. »Seid Ihr immer so respektlos gegenüber Höherstehenden?«
    »Dafür bin ich bekannt«, erwiderte er und zog sie weiter vorwärts. Die Tunnel waren hier eben und recht weit. Die engeren Abschnitte würden erst noch kommen. Dort würden sie auf allen vieren durch Durchgänge kriechen, die so eng waren, dass er fast nicht mehr durch passte.
    Von diesen Tunnelabschnitten hatte er Nyah noch nichts erzählt.
    »Wenn Ihr mich verratet, werde ich Euch von Ricard Li töten lassen«, verkündete sie übergangslos etwa zehn Minuten später.
    »Ricard hat etwas in der Art erwähnt.« Er war sich nicht sicher, ob sie ihm drohte oder ob sie nur versuchte, die überwältigende Stille mit Konversation zu füllen, und nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
    »Oder wenn Ihr versucht, die Situation auszunutzen ...«
    Wieder blieb Declan stehen und starrte auf das Kind hinunter. »Die Situation ausnutzen?«
    Trotzig reckte sie das Kinn. »Ich weiß, wie die Welt funktioniert. Ihr seid schließlich von gemeiner Herkunft und ich eine Prinzessin ...«
    Declan verdrehte die Augen. Gezeiten, was für Unsinn trichtern diese Caelaner ihren Kindern ein? »Ihr seid schon eine ziemliche Nervensäge, Hoheit. Und falls Ihr es bislang noch nicht bemerkt haben solltet, Ihr seid ein Kind. Und zwar ein Kind, das Angst hat, auch wenn Ihr zu verdammt störrisch seid, um es zuzugeben. Aber Ihr könnt ganz beruhigt sein. In Glaeba ziehen wir es vor, mit Leuten zu kopulieren, die alt genug sind, um das Wort buchstabieren zu können.«
    Doch seltsamerweise schien sie das nicht zu beruhigen. »Findet Ihr mich etwa nicht hübsch?«
    »Ihr seid ein Kind, das ist alles, was ich an Euch finde.«
    »Lord Tyrone hat mir gesagt, dass ich hübsch bin.«
    Declan entzog ihr seine Hand und zeigte den Tunnel hinunter in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Warum geht Ihr dann nicht zurück und heiratet ihn, wenn es so wichtig ist, dass Euch jemand hübsch findet? Es geht da lang.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, liefen ihr die Wangen hinunter und zogen helle Spuren durch ihr dreckverschmiertes Gesicht. »Meine Mama hatte recht. Alle Glaebaner sind Schweine!«
    »Dieselbe liebende Mama, die für ihre zehnjährige Tochter eine Zwangsheirat mit einem Gezeitenfürsten arrangiert hat?«
    »Ich bin schon elf 1 .«
    »Dann eben elf.« Er hob die Fackel und ging weiter den Tunnel hinauf, ohne abzuwarten, ob sie ihm folgte.
    In der Dunkelheit allein gelassen, verlor Nyah keine Zeit und rannte ihm nach. »Und was meint Ihr damit, eine Zwangsheirat mit einem Gezeitenfürsten? Die Gezeitenfürsten gibt es gar nicht. Sie sind nur Bilder auf Tarotkarten.«
    Declan verfluchte seinen Lapsus und dachte dann, dass es eigentlich keinen Unterschied mehr machte. Die Gezeiten stiegen. Bald schon würde die ganze Welt die Wahrheit erfahren. Und dieses Kind verdiente besonders, sie zu kennen, selbst wenn sie eine verzogene Göre war. Er blieb stehen und wartete, bis sie ihn eingeholt hatte.

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