Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
ich sagen soll. Und wie.« Er war für etwa eine Minute mit einer Kurskorrektur beschäftigt, dann fugte er hinzu: »Jedes Wort, jede Kommunikation mit der Cape Canaveral wird aufgezeichnet und gespeichert, Cayal. Ich kann mich wohl schlecht an die Hauptkonsole im Kontrollraum setzen, mit Arkady Verbindung aufnehmen und anfangen, ihr auf Glaebisch die Lage zu erklären, oder?«
»Du könntest jemanden hochschicken. Unterhältst du nicht Versorgungsfähren, die an den Forschungsschiffen andocken?«
»Das sind Drohnen, sie sind unbemannt, ohne Versorgungssysteme.«
»Das wäre nicht unbedingt ein Problem, wenn du den Richtigen schickst. Einen Spezialisten für im Raum schwebende Aliens, den du dank deiner weit reichenden Ressourcen an Menschen und Material aufstöbern und verpflichten konntest. Jemand, der sich auf der Reise nicht um solche zweitrangigen Bequemlichkeiten schert wie Nahrung, Atemluft, Wärme … all so was, weißt du.«
Declan schmunzelte. »Jemanden wie zum Beispiel dich?«
»Na ja, du kannst wohl schlecht selber gehen, oder? … Du bist ja schließlich ein exzentrischer Milliardär und all so was. Ich hingegen habe im Moment zufällig nichts Wichtiges vor.«
Declan zuckte unverbindlich die Achseln. »Warum warten wir nicht einfach, bis die Cape Canaveral zur Erde zurückgekehrt ist?«
»Ratz, das dauert noch zwei Jahre, selbst wenn du ihnen gleich am Tag, als sie sie fanden, befohlen hättest umzudrehen. Ich hab mich schlaugemacht.«
Das klang ein wenig besorgniserregend. Offenbar hatte Cayal sich mit der Frage eingehend beschäftigt. Vielleicht ist er deshalb hier. Er versucht gar nicht die Erde zu retten. Er hofft Arkady zu beeindrucken.
Declan ließ sich jedoch nicht anmerken, was er dachte. Er hielt seinen Tonfall bewusst neutral. »Wie erkläre ich dann den Umstand, dass ich jemanden mit einem Transporter hochschicke, in dem es keine Lebenserhaltungssysteme gibt?«
»Mit Lügen.«
Declan antwortete nicht sofort. Ihm wurde klar, dass Cayals Vorschlag tatsächlich etwas für sich hatte. Er war außerdem sicher, dass Cayal seine Hilfe anbot, um als Erster bei Arkady zu sein.
Glücklicherweise war Declan im Moment nicht gezwungen, irgendwelche Zugeständnisse zu machen, denn ein leises Piepsen erklang von der Armaturenkonsole und ersparte ihm vorerst eine Antwort. Er warf einen Blick auf den Monitor und drückte den Steuerknüppel leicht nach vorn. Der Helikopter begann auf den Ozean hinabzusinken.
»Wir sind da.«
Cayal blickte sich in der endlosen gleichförmigen Weite des Pazifischen Ozeans um und nickte mit zweifelnder Miene. »Ich verlass mich da ganz auf dein Wort, Ratz.«
Declan überprüfte noch einmal ihre Höhe, dann ließ er den Steuerknüppel los und tauchte in die Gezeiten ein. Anschließend griff er nach vorn und schaltete die Maschine ab. Der Helikopter stand still in der Luft, mit bewegungslosen Rotorblättern, getragen von Gezeitenmagie.
Cayal grinste in die plötzliche Stille, als die Maschine verstummte. Er war unbesorgt. Er hatte natürlich gespürt, wie Declan die Gezeiten an sich zog. Der unsterbliche Prinz blickte über die Schulter auf die leeren Sitze hinter ihnen. »Ich wette, diesen Trick wendest du nicht an, wenn du eine Busladung deiner sterblichen Handlanger an Bord hast.«
»Ich traue dem GPS nicht so ganz«, erklärte Declan. »Sie justieren es nicht mehr so gewissenhaft wie früher.«
»Also müssen wir den tiefsten Punkt mit den Gezeiten erspüren?«
Declan nickte und warnte: »Mach jetzt ja nicht die Kiste auf, sonst schwimmen wir zurück nach Guam.«
Cayal zog am Griff der Schiebetür. Er lehnte sich seitlich aus dem Helikopter hinaus und starrte kurz auf die Wellen hinunter. Schließlich deutete er in westliche Richtung. »Da drüben.«
Declan manövrierte mit der Kraft der Gezeiten den Helikopter zu dem Punkt, den Cayal ihm bezeichnete. Er konnte ihn auch spüren, aber nicht so gut wie Cayal, denn er musste seine Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, den Hubschrauber am Himmel zu halten.
Sie hingen lautlos eine Weile in der Luft, bis sich Cayal zu Declan umwandte. »Das ist die tiefste Stelle der Erde, ja?«
»Der Marianengraben ist beinahe elf Kilometer tief, der Wasserdruck ganz unten liegt bei etwa fünfzig Tonnen pro Quadratzentimeter, und er ist um die zweieinhalbtausend Kilometer lang, bei fünfundsechzig Kilometern Breite. Selbst wenn Arryl Lukys in diesem Moment auf die Nase bindet, was wir mit dem Kristall des Chaos angestellt haben
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