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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Erleichterung stellte Declan fest, dass er genauso aussah wie 1880, als er ihn in der Sammlung eines französischen Antiquitätenhändlers namens Eugene Boban aufgestöbert hatte. Declan hatte ihm den Kristall des Chaos für ein paar Hundert Francs abgekauft und den Franzosen, der einen höchst zweifelhaften Ruf genoss, dann beauftragt, mehrere Kopien anzufertigen. Seine Hoffnung war, damit jeden zu verwirren, der sich möglicherweise auf der Suche nach dem echten befand – was bei kosmischer Ebbe ein leichtes Spiel war. Er hatte den richtigen dann versteckt und so gut wie vergessen … bis die Gezeiten wieder stiegen.
    Die Gezeiten verhielten sich hier auf der Erde anders als auf Amyrantha. Sie kamen und gingen erheblich langsamer und waren doch verheerender. Die Königsflut, die es ihnen ermöglicht hatte Amyrantha zu verlassen – und zu zerstören –, hatte sich innerhalb von Monaten aufgebaut, was paradoxerweise auch den Schaden, den sie anrichten konnte, begrenzte (allerdings nur, solange man den Kristall des Chaos aus dem Spiel ließ). Diese Königsflut, die jetzt die Erde heimsuchte, hatte sich langsam im Laufe der letzten hundert Jahre aufgebaut. Kein Ort der Erde blieb von den Auswirkungen verschont, obwohl bis auf eine Handvoll Unsterblicher niemand die Wahrheit über das Geschehen kannte.
    Als Declan den Kasten öffnete, füllte sich sein Inneres mit zornigem rotem Licht. Declan fühlte, wie die Kraft der Gezeiten von ihm abgezogen wurde, als würde die Luft aus dem Raum gesaugt. Die Welt, die sich mit steigender Flut in immer schärferem Fokus gezeigt hatte, war plötzlich taub und stumpf.
    Es gab nicht den leisesten Zweifel, dass dies der Kristall des Chaos war.
    »Zufrieden?«
    Declan nickte und schloss den Deckel. Sobald die goldene Abschirmung den Kristall wieder vollständig umschloss, war der dämpfende Effekt aufgehoben, und die Wahrnehmung der Gezeiten kam mit voller Wucht zurück. Er hatte Mühe, der Erregung dieses Andrangs standzuhalten.
    »Wir nehmen von hier aus den Jet«, sagte er und machte die Hakenverschlüsse wieder fest zu. »Für das letzte Stück des Weges habe ich auf Guam einen Helikopter bereitstellen lassen.« Er betrachtete Cayal forschend. Noch immer zweifelte er manchmal, ob dessen Engagement in dieser Angelegenheit wirklich echt war. »Cayal, bist du dir in dieser Sache wirklich sicher?«
    »Ja.«
    »Lukys wird wahnsinnig wütend auf uns sein.«
    Cayal zuckte unbesorgt die Achseln. »Nur wenn wir ihm erzählen, was wir gemacht haben.«
    Das ließ sich nicht bestreiten. Declan nickte und griff nach dem Kasten.
    »Schon in Ordnung«, sagte Cayal. »Ich nehm ihn.«
    Declan zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    Cayal griff zu, hob die Kiste vom Schreibtisch und wandte sich zu Declan um. »Lass es uns tun, Ratz«, sagte er, »bevor ich es mir anders überlege.«
    Der Helikopter startete auf Guam, als eben die Sonne über den Horizont heraufkroch. Die Insel fiel schnell hinter ihnen ab, nachdem sie südlichen Kurs genommen hatten. Das Wetter war klar, der Himmel von jener kobaltblauen Tönung, die man kaum außerhalb der Tropen sah. Declan flog den Hubschrauber selbst. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es oft leichter war, sich Fertigkeiten anzueignen und die Dinge eigenhändig zu tun, als von anderen abhängig zu sein. Nebenbei hatte das noch einen weiteren praktischen Aspekt: Als exzentrischer Milliardär, der bekannt für seinen Spleen war, sich selber von Ort zu Ort zu fliegen, würde er leichter verschwinden können, wenn es Zeit war, »Deke Hawkins« sterben zu lassen, was wahrscheinlich irgendwann der Fall sein würde. Vielleicht sogar eher früher als später, jetzt, wo die anderen Unsterblichen herausgefunden hatten, wer er war.
    »Wie weit ist es?«, fragte Cayal, die kostbare Kiste vor sich auf dem Boden zwischen seinen Füßen.
    »Ein paar hundert Meilen.«
    »Und es ist die tiefste Stelle der Erde, richtig?«
    »So heißt es.«
    Cayal verfiel wieder in Schweigen, und sie flogen weiter auf den Marianengraben und die Witjastiefe zu. Mit dem Aufstieg der Sonne verschob sich der Schatten des Helikopters auf der wogenden Oberfläche des Meeres kaum wahrnehmbar, bis er fast genau unter ihnen war. Declan überprüfte gerade ihre Position auf dem GPS, da stellte Cayal aus heiterem Himmel eine Frage.
    »Hast du schon mit ihr gesprochen?«
    Declan sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Hast du es vor?«
    »Sobald ich mir darüber klar geworden bin, was

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