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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht
reparieren?« fragte Boris.
    »Ausgeschlossen«, antwortete
Clurman. »Da hat einer gründliche Arbeit geleistet. Das ganze Ding ist ein
Trümmerhaufen.«
    »Das Flugboot kommt erst in
sechs Tagen wieder«, brummte Westcott. »Diese Anweisung habe ich selbst
Parsons, dem Piloten, gegeben.«
    »Und wie ist das, wenn jemand
aus Ihrer Firma Sie über Funk zu erreichen versucht?« erkundigte ich mich.
»Wird man sich nicht sorgen, wenn Sie nicht antworten?«
    »Das wird nicht verkommen«,
erwiderte er knapp. »Ich habe angeordnet, daß mich während dieser Woche niemand
anzurufen hat. Ich wollte völlige Ruhe haben, um die Fernsehserie gründlich zu
besprechen.«
    »Sie meinen...« Wanda sah
angsterfüllt zu ihm auf. »Wir müssen noch sechs volle Tage hier verbringen —
und sechs Nächte! Auf dieser Insel, wo ein Mörder die ganze Zeit frei
herumläuft?«
    »Ich sehe keine andere
Möglichkeit«, entgegnete Westcott kalt. »Aber die Insel ist verdammt klein. Ich
bin überzeugt, daß wir ihn vor Ablauf dieser sechs Tage erwischen.«
    »Wo ist Emile?« fragte ich.
    »Nun fangen Sie mir ja nicht
wieder mit diesem hanebüchenen Blödsinn an, Baker!« Er blitzte mich drohend an.
»Emile sieht draußen nach, ob der Mörder irgendwelche Spuren hinterlassen hat.
Obwohl er da vor Tageslicht nicht viel ausrichten kann.«
    »Haben Sie ihn auch mal im
Hause selbst nachschauen lassen?« murmelte Boris.
    »Das hat Clurman bereits
getan.« Die zottigen Brauen zogen sich zusammen. »Halten Sie mich eigentlich
für einen Idioten, Slivka?«
    Boris hüstelte diskret. »So habe
ich’s nicht gemeint. Aber wieso muß man denn automatisch annehmen, der Mörder
sei ein Irrer? Warum kann es sich bei ihm — oder ihr — nicht auch um jemand von
uns handeln?«
    Es folgte eine unbehagliche
Stille, die fünf Sekunden lang dauerte, dann gab Westcott Krächzgeräusche von
sich. »Aber das... das ist...«
    »Unmöglich?« Boris lächelte wie
ein Heiliger. »Wieso unmöglich?«
    »Nun, weil...« Die Augenbrauen
tanzten einen verzweifelten Tango, dann sah er Clurman hilfeflehend an. »Sagen
Sie’s ihm, Alec.«
    Clurman räusperte sich
bedächtig. »Natürlich ist die Idee kaum faßbar, wie Sie schon sagten, Mr.
Westcott, darin stimme ich völlig mit Ihnen überein. Aber ich fürchte, ganz
logisch betrachtet — unmöglich ist es nicht.«
    »Weshalb sollte jemand von uns
Lucas ermorden?« grollte Westcott. »Welches Motiv sollte er denn gehabt haben?«
    In diesem Augenblick
durchzuckte ein greller Blitz mein Hirn, in meinen Ohren läuteten Glocken — und
dann sah ich alles kristallklar vor mir liegen. Dies war der Augenblick, um zu
beweisen, was ich schon immer gewußt hatte — daß ich in Wahrheit ein geborener
Detektiv und nur durch Zufall Schriftsteller geworden war! Das letztemal war
ich in einen Mord verwickelt gewesen, als Boris und ich für die
Eddie-Sackville-Show arbeiteten. Aber damals war ich von einem Schwarm
Fachleuten umgeben gewesen und hatte nie die Chance bekommen, meine einmaligen
Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Aber jetzt, das empfand ich mit der
gelassenen Überlegenheit des wahren Meisters, jetzt saßen wir sechs Tage auf
dieser Insel fest. Und deshalb bestand nicht die geringste Gefahr, daß
sogenannte Experten auftauchten und meine Ermittlungen störten.
    »Tja«, meinte Boris schüchtern,
»da Carole ja mit ihm verheiratet war, müßte sie am ehesten etwas wissen,
das...«
    »Okay, Towarisch.« Ich lächelte
ihn nachsichtig an. »Du darfst jetzt mal Pause machen. Geh und spiel auf deiner
Geige, wenn du magst. Von nun an übernehme ich den Fall.«
    Boris blinzelte, dann brummte
er etwas auf russisch in den Bart, was recht leidenschaftlich klang. Ich
ignorierte es, weil ich Wichtigeres zu tun hatte. Meine ganze Erfahrung fiel
mir wieder ein, zum Beispiel die Erinnerung an Butch Bazooka. Als ich in der
guten alten Hörspielzeit mit der Schriftstellerei angefangen hatte, da waren
mir 193 halbstündige Abenteuer dieses Helden aus der Feder geflossen. Es hatte
keine Situation gegeben, mit der Butch nicht fertiggeworden wäre — obschon er
bei seinen 193 Abenteuern freilich auch nie auf einer Insel mit einem
geistesgestörten Mörder geweilt hatte, entsann ich mich.
    »Laß das Motiv ruhig mal außer
acht«, sagte ich. »Fangen wir lieber bei der Gelegenheit an.«
    »Was?« Clurman musterte mich
verständnislos. »Wovon, zum Teufel, reden Sie eigentlich?«
    »Wir müssen den Zeitpunkt des
Todes feststellen«, fuhr ich

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