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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Wanda. »Jemand ist umgebracht worden, ich weiß es. Habt ihr es
gehört?«
    »Wir haben’s gehört«, murmelte
Boris.
    »Was war es denn?« fragte sie
nervös.
    »Hältst du uns für so blöd, daß
wir hinlaufen und nachschauen?« zürnte er. »Genügt es dir nicht, daß wir drei
wenigstens noch am Leben sind? Warum sollen wir unser Glück in Versuchung
führen?«
    »Es war gräßlich!« Sie zitterte
womöglich noch heftiger. »Ganz gräßlich!«
    »Bitte, Wanda«, wimmerte Boris,
»versuch doch mal, dich zu beherrschen. Wenn du nicht aufhörst, ständig so zu beben,
werde ich noch seekrank.«
    Wanda warf rasch einen Blick
auf ihre Superkonstruktion, erbleichte und schlang eilends die Arme darum.
    »Und ihr wollt Männer sein«,
schimpfte sie bitterböse, wobei sie das Beben fest unter Kontrolle hielt.
»Wollt ihr wirklich untätig hier sitzen, während jemand ermordet wird?«
    »Ja!« antworteten wir.
    »Ihr macht mich krank!« sagte
sie leidenschaftlich. »Ihr Feiglinge! Wo ist denn euer Mannesmut?«
    »In Rußland, mit allem anderen,
was mir lieb und teuer war«, antwortete Boris prompt. »Und wie ist das bei dir,
Larry?«
    »Irgendwo muß er wohl stecken«,
erklärte ich besorgt. »Vor ein paar Minuten war er auch noch da; weiß der
Kuckuck, wo...«
    »Du...« Wandas Augen beschossen
mich mit spitzen Pfeilen, während sie im Geiste in einem dicken Band
Schimpfnamen nachschlug, um den passenden für mich zu finden. »Du...«
    Ein dunkler Schatten schob sich
durch den Türrahmen, und Alec Clurman trat ins Zimmer. Er trug einen schwarzen
Morgenmantel über einem ebensolchen Pyjama und sah aus wie die fleischgewordene
Antwort aufs Gebet einer Jungfrau, obschon er aschfahl war und ziemlich
mitgenommen wirkte.
    »Ich glaube, am besten kommt
ihr alle mit«, sagte er tonlos. »Etwas Fürchterliches ist passiert...«
    »Der Schrei?« fragte Wanda mit
bebender Stimme.
    »Das war Carole Freeman«,
antwortete er, so monoton wie zuvor. »Sie hat soeben Anthony Lucas’ Leiche
entdeckt.«
    »Leiche?« Wandas Stimme klomm
bei einem Wort eine ganze Oktave.
    »Er ist erwürgt worden«, stöhne
Clurman. »Auf dieser Insel muß ein geistesgestörter Mörder umherirren...«
     
     
     

5
     
    Ein Blick auf den toten Anthony
Lucas, der ausgestreckt in seinem Bett lag, genügte uns. Die vorstehenden
Froschaugen, die zurückgezogenen Lippen und die dicke Zunge, die verfärbten Würgemale
an seinem Hals, das war mehr, als Boris und ich vertrugen. Wir zogen uns
schleunigst in den Flur zurück und schlossen die Tür hinter uns.
    »Wir wollen lieber zu den
andern hinuntergehen«, sagte Clurman.
    Carole Freeman saß auf einer
Couch, das Gesicht in den Händen vergraben, und weinte leise vor sich hin.
Wanda bemühte sich ungeschickt, ihr zu helfen. Ich registrierte, daß beide und
auch Martha — die abseits in einem Sessel saß und teilnahmslos schien — jetzt
Hausmäntel trugen, die ihre besten Seiten diskret verhüllten. Nun hatten wir,
so überlegte ich, nicht nur den Star für unsere neue Serie verloren, sondern
obendrein auch den Auftraggeber. Es war mehr als unwahrscheinlich, daß Westcott
die neue Fernsehserie noch ernsthaft in Erwägung zog — bei all der Publicity,
die durch den Mord an Lucas auf seiner Privatinsel zu erwarten war.
    Der Aluminiumkönig schritt auf
und ab und zog ein Gesicht wie ein General, der soeben dahintergekommen ist,
daß seine Armee über die falsche Grenze zum Angriff angetreten ist und einen
neuen Krieg entfacht hat. Er blieb unvermittelt stehen, als er bemerkte, daß
wir drei angelangt waren, und starrte Clurman an.
    »Na?« sagte er und rümpfte
irritiert die Spitze seiner dicken Nase.
    Clurman zuckte die Schultern.
»Wir sind jetzt alle hier, Mr. Westcott.«
    Die grauen Augenbrauen hoben
sich ein Stückchen, während er mich ansah.
    »Gehen Sie da kein Risiko ein,
Alec?« fragte er rauh. »Indem Sie nämlich Baker, diesen Verrückten, frei
herumlaufen lassen?«
    »Ich bin schon wieder ganz in
Ordnung«, erklärte ich ihm. »Ich weiß jetzt, daß Sie kein richtiger Geist sind.
Sie haben halt nur wie einer ausgesehen.«
    Er schnaubte heftig. »Je mehr
ich darüber nachdenke, desto deutlicher erkenne ich, daß das Ganze nur ein
plumper Versuch war, mich von der Tatsache abzulenken, daß meine Frau sich
mitten in der Nacht allein bei Ihnen im Zimmer befand. Aber darauf kommen wir
später zurück. Im Augenblick ist wichtiger, daß wir uns einigen, was jetzt
geschieht.«
    »Kann man den Funkapparat

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