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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schlimmsten ist«, sagte er gönnerhaft. »Um als
Fernsehautor erfolgreich zu sein, braucht man ein unausgeglichenes Gemüt und
eine fiebrige Phantasie, stimmt’s?«
    »Verschwinde zu deinem Wodka,
du Ortsdepp!«
    »Bitte?« Ein Ausdruck
gekränkter und erboster Würde huschte über sein Gesicht. Einen Augenblick lang
wirkte er wie ein verwundetes Rhinozeros, das der weiße Jäger gerade am
Achtersteven getroffen hat. »Ich will doch deine Phantasie nur logisch
untermauern, Larry. Die Sache mit dem Geist? Dazu braucht man unbedingt ein
unausgeglichenes Gemüt und eine fiebrige Phantasie, um so etwas zu
konstruieren, nicht wahr?«
    »Und wie sonst willst du einen
wandelnden Leichnam erklären?« fragte ich. »Ich sage dir, ich habe gesehen, wie
Emile Westcotts Leiche herumschleppte — und zwar mindestens eine halbe Stunde,
bevor er zu mir und Martha Westcott hereinplatzte!«
    »Das einzige Licht kam aus
einem Parterrefenster?« Boris hatte ein Grinsen, das mir auf die Nerven ging.
»Wie lange hat Emile gebraucht, um den Leichnam aus der Dunkelheit in den
hellen Fleck und dann wieder ins Dunkle zu schleppen?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte ich.
    »Eine Sekunde? Höchstens zwei?«
Er schüttelte den Kopf und tat, als sei er Sherlock Holmes. »Und das hat dir
genügt, nicht nur Westcott zu erkennen, sondern außerdem auch, daß er tot war?«
Er seufzte tief. »Nehmen wir also an, es war Westcott. Er könnte ja nur
bewußtlos gewesen sein, nicht wahr?«
    »Ich will nicht widersprechen,
aber für mich sah er jedenfalls mausetot aus.«
    »Bitte, Towarisch.«
    »Okay, er war also nur
bewußtlos. Warum hat er das dann nicht gleich zugegeben?«
    »Wer weiß?« Boris seufzte.
»Vielleicht hat er Gründe, das Vorgefallene zu leugnen? Aber wenn du das mit
dem Geist nicht auf der Stelle vergißt, Larry, dann packen sie dich in eine
hausgemachte Aluminiumzwangsjacke und lassen dich auf der Mole von den kleinen
Männern in weißen Kitteln einsammeln.«
    »Also reden wir nicht mehr von
dem Geist«, stimmte ich zu. »Aber wer hat mich an der Kehle gepackt und nahezu
erwürgt, während Emile seinen bewußtlosen Boss um die vier Ecken führte?«
    Boris zuckte die Schultern.
»Versuchen wir mal, es durch Streichung Verdächtiger rauszukriegen. Emile und
sein Boss waren es nicht, das ist klar. Von den Frauen war’s auch niemand, weil
sie die Kraft dazu nicht besitzen — und ich war’s auch nicht. Das heißt mit
anderen Worten, es war entweder Clurman oder Lucas, stimmt’s?«
    »Ich habe nichts dagegen
einzuwenden, wenn du ein Pfeifchen Opium rauchst, mein lieber Freund Sherlock«,
erwiderte ich mit belegter Stimme, »aber wenn du auch noch anfängst, Geige zu
spielen, dann werfe ich dich den Hunden von Baskerville vor!«
    »Ich habe es gefühlt, sobald
ich nur den Fuß auf diese Insel setzte«, sagte er düster. »Hab’ ich’s dir nicht
gleich gesagt? Château d’If! Jemand hat die Funkeinrichtung zerstört und damit
unseren letzten Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten, Towarisch. Das Flugboot
kommt erst in sechs langen Tagen wieder. Wir sind allein, verlassen, auf Gnade
oder Ungnade einer finsteren Macht ausgeliefert, die uns zerstören...«
    Ein gräßlicher Schrei von
irgendwo aus dem Hausinneren ließ mein Herz loshämmern wie einen Dampfhammer im
Akkord.
    »Was war denn das?« flüsterte
Boris, und man konnte rundherum das Weiße seiner Augen sehen.
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen?« flüsterte ich zurück. »Und wenn du auch nur eine Sekunde lang
glaubst, ich werde versuchen es rauszukriegen, dann hast du nicht alle Tassen
im Schrank.«
    »Sag mir, Towarisch« — er
zitterte wie Espenlaub —, »wieviel weißt du eigentlich wirklich über Geister?«
    Die Tür sprang auf, und der
rothaarige Hurrikan namens Wanda flog ins Zimmer und geradewegs auf mich los.
Das nächste, was ich weiß: Ich lag flach auf dem Rücken quer überm Bett, und
der Hurrikan saß wieder auf meiner Brust.
    »Larry!« flehte Wanda tränenerstickt.
»Rette mich!«
    »Als ich dich zum letztenmal zu
retten versuchte, hat es mich fast den Kopf gekostet«, zürnte ich. »Heb dich
von meiner Brust, ja? Kein Mensch kann atmen, wenn ihm die Lunge eingemauert
wird.«
    Sie kletterte widerstrebend von
mir herab und blieb zitternd neben dem Bett stehen. Und auch diesmal genügte
der Anblick der zitternden Wanda in ihrem sagenhaften Baby-doll, mich zu
beleben. Ich rappelte mich auf und versuchte Luft zu holen.
    »Dieser fürchterliche Schrei«,
stotterte

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