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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fort, ohne auf seinen Basiliskenblick zu achten.
»Wie spät war es, als Carole den Toten entdeckte?«
    Carole Freeman hob ihr
tränenüberströmtes Antlitz. »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Na, Sie haben doch geschrien,
als Sie ihn fanden, stimmt’s?« fragte ich geduldig. »Jemand muß doch wissen,
wie spät es war, als er den Schrei gehört hat?«
    Sie sahen sich an und
schüttelten die Köpfe, und dann sahen sie mich an und schüttelten weiter.
    »Soll das heißen, daß keiner
auf die Uhr gesehen hat, als er’s schreien hörte?« Ich schloß einen Moment die
Augen. »Soll man es denn für möglich halten, daß ein ganzer Haufen Leute sich
so absolut blödsinnig benimmt?«
    »Du hast den Schrei doch auch
gehört, Larry?« fragte Boris höflich.
    »Natürlich.«
    »Und wie spät war’s denn da?«
fragte der Himmelhund.
    Ich zog ein Päckchen Zigaretten
aus der Tasche und warf dabei einen verstohlenen Blick auf meine Uhr. Sie
zeigte jetzt zehn nach eins; ich rechnete kurz nach und gelangte zur Ansicht,
daß Clurman etwa zehn Minuten nach dem Schrei zu uns gekommen war und den Mord
gemeldet hatte. Sagen wir, fünf Minuten am Schauplatz der Tat, weitere zwei auf
dem Weg hierher ins Wohnzimmer... Jetzt unterhielten wir uns etwa eine
Viertelstunde...
    »Ich setze den Zeitpunkt für
annähernd eine halbe Stunde nach Mitternacht an«, sagte ich gelassen. »Folglich
muß sich der Mord um halb eins ereignet haben und...«
    »Warum?« unterbrach mich Boris.
    »Warum was?« Ich blitzte ihn
an.
    »Wieso sagt der Zeitpunkt des
Aufschreis etwas über den Zeitpunkt des Mordes aus?« beharrte der Kerl. »Carole
hat die Leiche doch nur gefunden — sie hat nicht gleichzeitig auch den Mörder
entdeckt. Lucas kann doch schon eine Weile tot gewesen sein, ehe sie auf seinen
Leichnam stieß.«
    »Daran hat ja wohl auch kein
Mensch gezweifelt.« Ich konzentrierte mich auf die Witwe. »Carole, wann haben
Sie ihn zuletzt lebend gesehen?«
    Sie starrte eine Weile auf ihre
Füße. »Ich konnte überhaupt nicht schlafen«, flüsterte sie. »Tony wurde immer
wütend, wenn ich ein Buch las oder sonst etwas, wenn er einschlafen wollte.
Deshalb bin ich aus dem Schlafzimmer gegangen und habe eine Weile hier gelesen
— wie lange, weiß ich nicht mehr; vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht auch
länger. Für jemand, der an Schlaflosigkeit leidet, ist die Zeit nicht wichtig.
Als ich schließlich dachte, nun könne ich vielleicht einschlafen, ging ich
wieder in unser Zimmer — und da fand ich den armen Tony...« Ihre Stimme brach,
und sie löste sich wieder in Tränen auf. »Alles ist meine Schuld«, schluchzte
sie. »Wenn ich ihn nicht allein gelassen hätte, würde er jetzt noch leben.«
    »Das dürfen Sie nicht sagen«,
meinte ich scharf. »Das weiß niemand. Der Unterschied hätte möglicherweise nur
darin bestanden, daß man Sie ebenfalls ermordet hätte.«
    »Also weiß niemand, wann der Mord
geschah«, erklärte Boris mit einer Selbstzufriedenheit, die mich wütend machte.
»Und wenn du’s nicht weißt, Towarisch, dann kannst du auch nicht herausfinden,
wer Gelegenheit hatte, den Mord zu begehen — und wer nicht, stimmt’s?«
    »Würdest du bitte aufhören,
mich mit all dem dummen Gewäsch von Zeit und Gelegenheit zu irritieren?« fragte
ich eisig. »Dann könnte ich vielleicht vorankommen, indem ich etwas über das
Motiv herausfinde, wie ich das gleich wollte, ehe du angefangen hast, mich
ständig zu unterbrechen!«
    Boris musterte mich traurig
überrascht, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Du bist ja außer dir,
Towarisch! Vielleicht liegt das an der hohen Luftfeuchtigkeit hier?«
    Ich achtete nicht auf ihn und
widmete mich wieder der weinenden Carole Freeman.
    »Wissen Sie irgendeinen Grund,
weshalb jemand Ihren Gatten umgebracht haben könnte?« fragte ich sie.
    Sie schüttelte stumm ihr Haupt.
»Keinen«, murmelte sie.
    »Weiß sonst jemand einen?«
erkundigte ich mich hoffnungsvoll.
    Der gesamte Haufen schüttelte
einhellig die Köpfe. »Dann«, sagte ich ruhig, »fürchte ich, daß wir die Insel
nach einem geistesgestörten Mörder durchsuchen müssen.«
    Für mich bestand kein Zweifel,
daß die nun folgende Stille von dem gewaltigen Eindruck verursacht wurde, den
meine logischen Folgerungen bei ihnen hinterlassen hatten. Die Stille wurde
schließlich von einem schlurfenden Geräusch an der Tür unterbrochen. Ich sah
mich beiläufig um — und wäre ums Haar an die Decke gegangen. Der kahlköpfige
Unmensch stand in der

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