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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und die Personenverwechslung am ehesten
durchschauen kann.«
    Die kurzen Haare in meinem
Nacken stellten sich wieder auf. »Warum gehen wir dann nicht hin und erzählen
gleich alles den anderen?« stotterte ich.
    »Weil sie uns nicht glauben
würden«, erwiderte sie kalt. »Seien Sie ehrlich, Larry, würden Sie es glauben,
wenn Sie’s nicht mit eigenen Augen gesehen hätten?«
    »Kaum«, räumte ich ein.
    »Also müssen wir Beweise
erbringen«, fuhr sie fort.
    »Beweise?« Ich starrte sie
düster an. »Was denn für welche?«
    »Zum Beispiel Eugenes Leiche«,
antwortete sie gelassen. »Emile kann noch nicht dazu gekommen sein, sie zu
begraben.«
    »Meinen Sie damit, ich soll
hinausgehen und in der Dunkelheit herumsuchen, ob ich vielleicht eine Leiche
finde?« Ich wartete ein paar Sekunden, bis meine Zähne wieder zu klappern aufhörten.
»Sie sind ja noch verrückter als dieser Carl!«
    »Ich glaube nicht, daß sie
draußen zu finden ist«, meinte sie. »Emile konnte nicht riskieren, daß jemand
zufällig über sie stolperte. Ich möchte wetten, er hat sie irgendwo im Haus
versteckt, wahrscheinlich im Keller.«
    »Keller?«
    »Gewiß«, sagte sie. »Ich habe
Ihnen doch erzählt, daß Eugene dieses Haus haargenau einem französischen Schloß
nachbauen ließ, bis in die kleinste Einzelheit. Es existiert ein geräumiger
Weinkeller, zu dem eine Treppe aus der Küche hinunterführt.«
    »Nicht eine Stufe!« rief ich.
»Nicht eine halbe! Nicht für eine Million Dollar bringen Sie mich dort
hinunter! Wo ich doch so ein Glückspilz bin, finde ich da unten wahrscheinlich
nicht nur die Leiche, sondern obendrein den glatzköpfigen Unmenschen!«
    »Was wäre denn schon dabei?«
Sie schnaubte verächtlich. »Sie haben doch das Gewehr, nicht wahr?«
    »Ich habe auch eine angeborene
Abneigung gegen laute Geräusche wie zum Beispiel >Bumm!<«, knurrte ich.
    »Na gut.« Martha zuckte kühl
die Schultern. »Dann gehe ich eben allein. Geben Sie mir das Gewehr.«
    »Machen Sie Witze?« meinte ich.
    »Wenn Sie herumsitzen und
darauf warten wollen, daß man Sie umbringt — mir soll es recht sein«, sagte sie
barsch. »Ich tue das jedenfalls nicht.«
    Die plötzliche fürchterliche
Vision, wie ich da mutterseelenallein im Wohnzimmer saß und auf meinen
gräßlichen Tod wartete, ließ mir sogar einen gespenstisch dunklen, alten
Weinkeller einladend erscheinen. Dort unten hatte ich wenigstens Gesellschaft,
vielleicht sogar viel Gesellschaft — Martha, Eugenes Leichnam, seinen
lebendigen verrückten Bruder und den gewalttätigen Riesen...
    »Martha«, sagte ich hastig,
»ich könnte es nicht ertragen, mich allein hier sitzen zu lassen — ähem — will
sagen, Sie allein in den Keller gehen zu lassen. Ich gehe natürlich mit. Aber
eins müssen Sie sich merken: Wenn wir uns im Dunkeln verlieren und Sie hören
einen Schrei — dann rennen Sie geradewegs drauf zu. Das bin dann nämlich ich!«
     
     
     

6
     
    Auf dem Weg vom Wohnzimmer in
die Küche passierte nichts, nur meine Haare wurden weiß. In der Küche brannte
kein Licht, und ich folgte Marthas schemenhaftem Umriß quer durch den Raum,
wobei ich jeden Augenblick damit rechnete, daß sich zwei grausame Knochenhände
um meinen Hals legten und mir die Luft abdrehten. Martha blieb unvermittelt
stehen — und dann schrie sie schmerzlich, als ich gegen sie prallte.
    »Jetzt und hier ist weder Zeit
noch Ort für so etwas«, zischte sie.
    »Es war ein Unfall«, zischte
ich zurück. »Ich habe nur ein bißchen mit dem Arm gefuchtelt, als Sie so
plötzlich stehenblieben, ohne etwas davon zu sagen. Wenn Sie glauben, mir steht
im Augenblick der Sinn danach, mit Ihnen zu schmusen, dann sind Sie...«
    »Oh, halten Sie endlich den
Mund!« schimpfte sie. »Diese Falltür hier führt in den Keller.«
    Es knarrte unangenehm, als sie
die Tür öffnete. »Folgen Sie mir«, befahl sie. »Aber passen Sie auf die erste
Stufe auf, sie wackelt.«
    »Augenblick«, sagte ich. »Das
öffnen dieser Tür hat genug Krach gemacht, um Tote aufzuwecken, von möglichen
lebenden Wesen da unten ganz zu schweigen. Wenn also jemand im Keller ist, dann
weiß er nun, daß wir kommen.«
    »Dann laufen Sie doch weg!«
zischte sie.
    »Gibt’s denn hier keine
Beleuchtung?« fragte ich böse. »Und würden Sie bitte aufhören, mich ständig
anzuzischen?«
    Es folgte eine eisige Stille,
dann ein leises Klicken, als sie das Licht anknipste. Das Licht war kalt und
trübe — die rechte Beleuchtung zum Würgen — und fiel auf

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