Falltür - bitte klopfen
an, als er in Ihr Zimmer trat, Eugene Westcott nicht mehr der
richtige Eugene Westcott war«, flüsterte sie wild.
»Es beweist...« Ich betrachtete
sie zurückhaltend und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Meine Liebe, ich
weiß, es war für uns alle eine lange harte Nacht, aber wenn dieser Eugene nicht
der richtige Eugene war, wer denn dann?«
»Sie haben es doch mit eigenen
Augen gesehen«, sagte sie. »Die Leiche des richtigen Eugene ist von Emile
draußen am Haus entlanggeschleift worden.«
»Okay«, sagte ich nach längerer
Pause. »Damit also wäre der richtige Eugene abgeschrieben; aber der unrichtige
Eugene hat später in meinem Zimmer mit uns gesprochen, als sei gar nichts
gewesen — als habe er nicht mal Kopfschmerzen gehabt, stimmt’s? Wer oder was
ist also dieser unrichtige Eugene?«
»Sein Bruder natürlich«,
flüsterte sie bebend. »Der Gedanke ist mir plötzlich gekommen, während wir
vorhin hier saßen und über den Mord sprachen. Verstehen Sie denn nicht, Larry?
Der richtige Eugene ist wahrscheinlich längst tot, und der Mann, der herumgeht
und wie sein Doppelgänger aussieht, ist in Wirklichkeit sein Bruder Carl!«
»Sein Bruder Carl?« stammelte
ich. »Von dem Sie mir erzählt haben, als wir zum Haus heraufstiegen? Der...«
Meine Kehle war plötzlich sehr trocken. »Der verrückte Bruder Carl?«
»Wer sonst?« In ihren Augen
leuchtete Entschlossenheit auf. »Ich dachte, er ist noch immer in einer
geschlossenen Anstalt eingesperrt. Was ich mir nicht erklären konnte, war dies:
Wenn er entsprungen war, wieso hatte Eugene das nicht erfahren? Und wieso hatte
nichts in der Zeitung gestanden? Sobald Alec Clurman mich also vorhin oben
allein ließ, habe ich mich in Eugenes Zimmer geschlichen, seinen Schreibtisch
durchsucht — und darin ein paar Briefe gefunden. Carl wurde vor einem Jahr
entlassen, sozusagen auf Bewährung und in Eugenes Obhut, unter der
Voraussetzung, daß er weiterhin in psychiatrischer Behandlung blieb — in einer
privaten geschlossenen Anstalt, bis er medizinisch als vollkommen geheilt zu
bezeichnen sei.«
»Dann sitzt er also jetzt in
einer privaten Klapsmühle?« sagte ich.
»Nicht mehr«, erwiderte sie.
»Der zweite Brief stammt vom Direktor dieser Anstalt, abgeschickt vor etwa drei
Wochen, und darin schreibt er Eugene, Carl sei in der vergangenen Nacht
entkommen. Der Arzt schreibt, er sei sicher, es bestehe keinerlei Gefahr, da
Carl nunmehr harmlos sei, und er verstehe sehr wohl, wie unangenehm es für
Eugene wäre, wenn die Sache publik würde. Deshalb habe er die Polizei nicht
informiert, sondern eine renommierte Privatdetektei beauftragt, Carl zu suchen.
Ich habe auch den Durchschlag der Antwort Eugenes an den Direktor gelesen,
worin er allem zustimmt. Und dann war da noch ein zweiter Brief der Anstalt, in
dem steht, man habe Carls Spur bis zur Westküste verfolgt und werde ihn gewiß
in wenigen Tagen finden.«
Martha holte tief Luft. »Und
nun werden Sie begreifen, wie alles gekommen ist, Larry. Irgendwie ist Carl in
den letzten Tagen auf die Insel gelangt. Er hat Eugene schon immer gehaßt. Er
hat ihn umgebracht und schmiedet nun Pläne, ich weiß nicht wen noch in den
nächsten sechs Tagen zu ermorden!«
»Aber wozu muß er denn Lucas
erwürgen?« widersprach ich. »Warum nicht einfach an Eugenes Stelle treten,
nachdem er ihn ermordet hatte?«
»Ich habe darüber nachgedacht«,
flüsterte sie. »Was, wenn es sich bei dem Mann, der Sie von hinten überfallen
und ins Gebüsch gezerrt hat, ehe Emile mit Eugenes Leiche vorbeikam, um Lucas
handelte?«
»Okay«, knurrte ich. »Was ist
dann?«
»Als Sie Carl diese Geschichte
erzählten — der ja schon Eugenes Stelle eingenommen hatte —, da konnte er
einfach so tun, als seien Sie übergeschnappt; später sagte er dann, Sie hätten
alles nur erfunden, um ihn von der Tatsache abzulenken, daß er uns beide in
Ihrem Zimmer ertappt hatte. Aber er wußte ja, daß Ihre Geschichte stimmte, und
er mußte die Person finden, die Sie ins Gebüsch gezerrt hatte. Er mußte sie zum
Schweigen bringen, ehe sie Ihre Schilderung bestätigen und somit die
Phantasterei in Wahrheit verwandeln würde.«
Mir schauderte. »Ich fürchte,
so ergibt sich ein Sinn — auf freilich recht makabre Weise.«
»Verstehen Sie nun, Larry?«
wisperte sie. »Wir beide stellen im Augenblick die größte Gefahr für Carl dar.
Sie, weil Sie der letzte lebende Zeuge dessen sind, was Eugene widerfahren ist
— und ich, weil ich Eugenes Frau war
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