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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schritt einem Sterbenden
auf die Nase. Warum Eugene sich je die Mühe gemacht hatte, so ein altes Schloß
zu imitieren — statt sich einen gescheiten Luxusbungalow hinzustellen, das
würde ich nie begreifen.
    Schließlich kamen wir vor
Marthas Zimmer an.
    Sie lächelte matt. »Vielen Dank
für alles, Larry.« Die sanfte warme Haut ihres Körpers war einen Augenblick zu
spüren, als sie sich an mich schmiegte und mich küßte — dann trat sie wieder
zurück. Die Tür schloß sich behutsam vor meiner Nase.
    Boris lag ausgestreckt auf dem Rücken,
vollständig angekleidet; er schnarchte glücklich vor sich hin, als ich in sein
Zimmer kam. Ein paar Augenblicke lang bezweifelte ich, daß ich ihn jemals
wachbekommen würde, aber dann hatte ich einen Einfall. Ich nahm eine der leeren
Flaschen vom Nachttisch und hielt ihm ihren Hals unter die Nase. Er schnüffelte
zweimal, seine Augen öffneten sich, und dann setzte er sich springlebendig auf,
indem nämlich seine Nase der Flasche folgte.
    »Du bist an der Reihe mit
Wachen, Towarisch«, sagte ich gut gelaunt. »Ich bringe dir ein Gewehr und meine
besten Wünsche.«
    Er rieb sich die Augen,
musterte die leere Flasche in meiner Hand und seufzte tief. »Ich werde das
Gewehr und eine neue Flasche mitnehmen, glaube ich. Da gibt es doch so ein
hübsches altes Sprichwort: Ein Schlückchen in Ehren kann niemand verwehren —
oder so ähnlich.«
    »Ja, und außerdem soll’s auch
sehr ehrenhaft sein, fürs Vaterland zu sterben«, sagte ich. »Viel Glück,
Towarisch, und lebe wohl.«
    »Warte mal.« Er kroch aus den
Federn und reckte die Arme, wobei er wohlig gähnte. »Wie ist es denn bis jetzt
so gelaufen da unten?«
    »Wenn ich’s dir erzähle,
glaubst du’s doch nicht«, sagte ich. »Und du willst doch nicht schon
angsterfüllt auf Posten ziehen — oder?«
    »Es ist also alles ruhig?«
    »Bis auf das Haus.« Ich
grinste. »Das knarrt und stöhnt die ganze Zeit.«
    »Château d’If!« Boris nahm mir
das Gewehr ab und betrachtete es zweifelnd. »Ich gestehe dir rundheraus,
Towarisch, für mich ist das Ding völlig nutzlos. Immerhin...« Sein trauriges
Bulldoggengesicht erhellte sich ein wenig. »Wenn der gemeingefährliche Irre
auftaucht, kann ich ihm vielleicht Gesellschaft leisten.«
    »Ihm — oder Lucas, je nachdem«,
sagte ich aufmunternd. »Und nun gute Nacht, alter Freund.«
    »He, Larry!« rief er, als ich
halbwegs an der Tür war. »Ist das eine Art, einen alten Freund zu behandeln,
alter Freund?«
    »Aber sicher«, erklärte ich
ihm. »Ganz besonders, wenn der betreffende alte Freund auch der alte Strolch
ist, der mich als Tölpel hingestellt hat, als ich unten ein bißchen Detektiv zu
spielen versuchte, und der es dann so eingerichtet hat, daß ich als allererster
mutterseelenallein drauf warten mußte, daß der geistesgestörte Mörder wieder zu
Besuch kommt. Aber ich hab’s überlebt, alter Freund, und ich hoffe nur, du
schaffst das auch. Laß dir’s bei all dem Geknarre nicht langweilig werden.«
    Ich kehrte recht zufrieden in
mein Zimmer zurück. Dort konnte ich doch wenigstens eine Tür hinter mir
abschließen. Morgen war auch noch ein Tag, und selbst wenn jetzt schon morgen
war, bei Tageslicht würde sich alles anders ausnehmen... Ich betrat mein
stilles Kämmerlein, machte Licht und drehte den Schlüssel um. Bei Tageslicht
sah immer alles besser aus, überlegte ich — und dann blieb ich wie angewurzelt
stehen, weil mich nämlich die einzige Ausnahme der soeben zitierten Regel
anlächelte.
    »Bitte, schrei nicht, ja?« Ich
wich zwei Schritt zurück und streckte abwehrend die Hand aus. »Ich dachte, dies
ist mein Zimmer, ehrlich.«
    »Larry... Liebling!« Wandas
Stimme massierte mein Rückgrat. »Natürlich ist es dein Zimmer.«
    »Wirklich?« Ich sah sie
zweifelnd an und erinnerte mich, daß dieses zierliche Persönchen in der Lage
war, mit der flachen Hand auszuschlagen wie ein Maulesel mit dem Huf.
    »Ich muß mich bei dir
entschuldigen, Liebster«, murmelte sie. »Ich habe dich sehr ungerecht
behandelt, nachdem du dich so tapfer gezeigt hattest — und so.«
    »Habe ich das?« krächzte ich.
»Ich meine, du willst wirklich...«
    »Ich will wirklich.« Sie zeigte
reizende Grübchen, und mir fiel plötzlich wieder dieses aufreizende Baby-doll
ins Auge.
    »Wie du unten die Initiative
ergriffen hast, während die anderen nur dumm herumgestanden und die Mäuler
aufgesperrt haben — und wie du dann darauf bestanden hast, uns als erster zu
beschützen, ganz

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