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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Entwicklungsstörung hat.«
    Sjöberg musste einen unwillkürlichen Blick auf Sandén werfen, der schräg vor ihm saß. Er sah unberührt aus, aber Sjöberg konnte sich gut vorstellen, was in seinem Kopf vorging. Eine leichte geistige Behinderung konnte viel ernsthaftere Konsequenzen haben als eine schwere. Ganz besonders dann, wenn auch Kinder indirekt davon betroffen waren.
    »Aber sie ist nicht für unmündig erklärt worden«, fuhr Torstensson fort. »Daher konnte man ihr die Kinder sozusagen nicht direkt im Kreisssaal schon wegnehmen. Und die Situation der Kinder war zwar nicht die beste, aber auf der anderen Seite auch nicht so untragbar, dass das Jugendamt sich gezwungen gesehen hätte, sie ihr wegzunehmen. Sie hatten Essen und Kleidung. Gingen zur Schule. Das reicht heutzutage wohl schon, um sich Eltern nennen zu können. Eine schwierige Abwägung. Ich persönlich finde ja, dass …«
    »Mehr brauchen wir, glaube ich, nicht zu wissen«, unterbrach ihn Sjöberg. »Vielen Dank, dass du dir mitten im Urlaub die Zeit dafür genommen hast. Jetzt kannst du dich ruhig wieder in die Hängematte legen.«
    »Haha, keine Ursache. Und melde dich, wenn etwas passiert, dann werde ich dir einen Wagen schicken. Oder zwei.«
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Es war nicht mehr weit, und man konnte sich schon einige Gedanken über die Dinge machen, die Torstensson zu erzählen wusste.
    Der Hof der Familie Tampler lag in einer hübschen Gegend mit Wald und offenen Feldern. Auf der letzten Wegstrecke, die nicht einmal mehr asphaltiert war, sahen sie Kühe auf postkartenschönen Weiden zwischen Eichenhainen, Wacholderhängen und nackten Felsen grasen. Auf der anderen Seite der Straße lag ein glitzernder See.
    Sie stellten den Bus außer Sichtweite ab und gingen zu Fuß das letzte Stück zum Hof hinauf, der aus einem größeren und einem kleineren Wohnhaus, einigen Nebengebäuden sowie einer auffällig großen Scheune bestand. Von einer eventuellen Viehwirtschaft war nichts zu sehen, und Landwirtschaft schien auf dem Hof ebenso wenig betrieben zu werden. Was sie im Grunde auch nicht erwartet hatten. Mit seiner SIG Sauer im Holster und der schusssicheren Weste unter dem Hemd hätte Sjöberg sich halbwegs sicher fühlen müssen, aber über dem ganzen Unternehmen, über dem schlecht erhaltenen Hof und den Menschen, die dort wohnten, schien sich Unheil zusammenzubrauen. Er dachte tatsächlich noch einmal ernsthaft über Torstenssons Angebot nach, bevor sie sich auf die grasbewachsene Hoffläche schlichen. Aber dann ließ er den Gedanken fallen.
    Plötzlich hörte er etwas. Er blieb stehen, und die anderen taten es ihm nach. Sie spitzten die Ohren und lauschten. Stimmen. Laute Männerstimmen drangen aus dem Hauptgebäude. Sjöberg schaute sich auf dem Hof um und stellte fest, dass zwei Motorräder vor der Scheune parkten. Nur zwei. Die beiden ältesten Brüder waren zu Hause, aber es stand zu hoffen, dass keine weiteren Rocker zu Besuch waren. So zählten sie schlimmstenfalls fünf gegen vier. Wenn man die Mutter wegrechnete.
    »Petra«, flüsterte er. »Du schleichst dich ans Haus heran und versuchst zu sehen, was dort passiert. Andersson, du findest heraus, ob das Haus noch eine andere Tür hat.«
    Andersson tat, was ihm aufgetragen wurde, und lief gebückt über den Rasen, bis er hinter der Hausecke verschwand. Westman folgte dem Geräusch der Stimmen und blieb unter dem Fenster rechts von der Eingangstür stehen. Sie reckte den Hals, um sich ein Bild davon zu machen, was in dem Zimmer vor sich ging, und zog den Kopf sofort wieder ein. Dann lief sie zurück zu den wartenden Polizisten.
    »In der Küche halten sich fünf Personen auf«, erklärte sie. »Einer steht passiv in der Tür und schaut zu, die zwei Biker misshandeln einen liegenden Mann. Ihr werdet mir nicht glauben, aber die Mutter steht an der Küchenplatte und lacht.«
    »Sind sie bewaffnet?«, fragte Sjöberg.
    »Soweit ich es sehen konnte, nicht.«
    Andersson tauchte wieder auf.
    »Es gibt noch eine Tür auf der Rückseite, aber sie ist verschlossen.«
    »Wir fordern Verstärkung aus Katrineholm an«, entschied Sjöberg und wählte erneut Kommissar Torstenssons Nummer.
    »Sie schlagen ihn tot«, sagte Westman. »Wir müssen reingehen.«
    »Hier nochmal Sjöberg«, sagte Sjöberg ins Handy. »Schick zwei Wagen zum Hof der Templars, aber schnell. Und ein paar Rettungswagen. Hier geht eine schwere Körperverletzung vor sich. Wir werden eingreifen, aber ihr

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