Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
schütteln. Sjöberg war sprachlos. Sollte sie den Fall wirklich gelöst haben? Jetzt hieß es nur, die Truppe zusammenzutrommeln und sich auf den Weg nach Katrineholm zu machen.
»Beeindruckende Arbeit, Gäddan. Das muss ich sagen. Ich werde jetzt übernehmen, und du solltest die Gelegenheit wahrnehmen, dich ein bisschen zu erholen, damit wir dich bald wieder zurückhaben.«
»Absolut, das werde ich tun!«, entgegnete Gerdin mit einem Lachen.
Ein bisschen zu laut. Aber das machte vielleicht gar nicht so viel aus.
»Ich halte dich auf dem Laufenden«, sagte Sjöberg. »Wenn es dich nicht stört, dass ich dich anrufe?«
»Kein Problem. Aber du«, sagte sie, plötzlich wieder auf diese ganz ernste Gerdinsche Weise. »Da ist noch etwas. Nicht, dass es jetzt noch eine größere Bedeutung hätte, aber trotzdem. Diese Karten, die Erlandsson in der Tasche hatte, waren nicht irgendwelche Karten. Es war die Dead man’s hand. Die Karten, die Wild Bill Hickok auf der Hand hatte, als er 1876 erschossen wurde. Am zweiten August, wohlgemerkt. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
»Äh … Danke.«
»Seid vorsichtig, und viel Glück«, sagte Gerdin und beendete das Gespräch.
Sjöberg schüttelte den Kopf.
Donnerstagnachmittag
Als die Wirkung des Joints nachließ, kamen die Schweißattacken wieder zurück. Das Herzrasen und Hände, die ihm nicht mehr gehorchen wollten. Hitzewallungen. Wie so eine Alte in den Wechseljahren. Von draußen hörte er Motorradgeräusche. Matteus und Andreas waren zurück. Er musste diese seltsamen Beschwerden loswerden, wollte in Form sein, wenn er den Brüdern gegenüberstand. Er machte sich einen Fix aus halbgarem Speed, gestreckt mit Dextropur und Kreatin, denn er hatte nichts anderes da.
Während er daran arbeitete, achtete er auf die Geräusche im Haus. Er hörte, wie seine Mutter sich aus dem Bett erhob, ihr Zimmer verließ und die Treppe hinunterging. Die Brüder kamen herein, die Haustür wurde zugeschlagen, und kurz darauf hörte er sie in der Küche ein paar Worte mit ihrer Mutter wechseln. Aus Jakobs Zimmer hatte er seit Stunden schon keinen Laut mehr gehört. Wahrscheinlich hatte er sich in eine Ecke zurückgezogen und leckte seine Wunden.
Jetzt spürte er den Push des Amphetamins, er war wieder auf Draht und stand auf. Hielt sich die Hand vors Gesicht und sah, dass sie kaum noch zitterte. Die Schweißausbrüche hatten aufgehört. Er räumte die Utensilien weg, zog sich ein Paar Jeans an und öffnete ein Fenster. Das Zimmer musste gelüftet werden. Er ging hinaus in den Flur und begann die knarzende Treppe hinunterzugehen. Hörte, wie die Stimmen in der Küche verstummten – es klang irgendwie unheilverkündend, als ob es etwas mit ihm zu tun hätte. Nicht, dass seine Mutter besonders viel redete, aber Matteus und Andreas waren für gewöhnlich sehr lebhaft, wenn sie zusammen waren. Und sie waren fast immer zusammen.
Als er in die Küche kam, stand seine Mutter mit dem Rücken zu ihm und löffelte Kaffeepulver in den Filter der Kaffeemaschine. Die Brüder saßen zu beiden Seiten des Tisches und hatten die Stühle ins Zimmer gedreht, sodass sie ihm zugewandt waren. Breitbeinig, vornübergebeugt saßen sie da und hatten ihre kräftigen Unterarme auf die Schenkel gelegt, sodass die Hände frei zwischen den Knien baumelten. Sie sahen ernst aus. Rein rational verstand er, dass das nicht gut war, aber sein Körper und sein Gehirn waren auf etwas anderes eingestellt, das Amphetamin rauschte durch seine Adern und wollte, dass er die Logik vergaß, dass er lachte und stark war. Sein Verstand sagte ihm klar, dass Jakob, die verdammte Ratte, sich nicht mit seiner Behandlung abgefunden hatte, sondern ihn wie ein kleiner Rotzjunge bei seinen älteren Brüdern verpetzt hatte, statt den Ärger einfach zu schlucken. Und das war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Rein rational betrachtet.
»Was geht?«, sagte er und schlenderte ganz entspannt in Richtung Kühlschrank.
»Bist du schon wieder drauf, du kleiner Bastard?«, sagte Matteus.
»So what? Ich hol mir nur ’ne Cola, dann bin ich wieder weg.«
»Bleib stehen. Sieh mir in die Augen.«
Simon blieb stehen. Mit einem idiotischen Lächeln, das er nicht abstellen konnte, sah er Matteus in die Augen.
»Dieser Mist hat dir dermaßen das Hirn weggeblasen, dass du gar nicht mehr weißt, was du tust.«
Simon sah das anders. Aber er antwortete nicht.
»Ist dir klar, was du getan hast?«, fragte Andreas. »Begreifst du die Konsequenzen? Hier
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