Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
geht es um Leben und Tod, verdammt nochmal. Das ganze Geschäft kann zum Teufel gehen.«
Die Mutter werkelte an der Küchenplatte. Sie hatte sich immer noch nicht umgedreht.
»Schade um die Geschäfte«, antwortete Simon. »Aber um Leben und Tod kümmere ich mich einen Dreck.«
Die Brüder schauten einander an. Zwei kahle Schädel, zwei große Bärte.
»Dann macht es dir bestimmt auch nicht so viel aus, wenn wir dich totschlagen müssen? Denn das tun wir mit Leuten wie dir. Leuten, die unsere Sachen klauen«, sagte Andreas und stand auf, machte einen Schritt auf ihn zu.
Er sah stark aus, zornig und bedrohlich. Aber Simon fühlte nichts. Ihm war alles egal.
»Jakob ist eine miese Fotze«, sagte er.
»Jakob ist loyal. Er weiß, was man tut und was man nicht tut«, sagte Matteus und stand ebenfalls auf.
»Ich habe sie nur ausgeliehen. Ihr könnt die Pistole wiederhaben. Ich brauche sie nicht mehr.«
»Man leiht sich keine Sachen von uns aus, ohne vorher zu fragen«, fuhr Andreas ihn an und machte einen weiteren Schritt in seine Richtung. »Merk dir das. Für den Fall, dass du wieder aufwachst.«
Matteus hob die Hand, als Andreas gerade auf Simon losgehen wollte.
»Was meinst du damit, dass du sie nicht mehr brauchst?«, fragte er misstrauisch. »Du hast sie doch nicht etwa benutzt?«
»Vielleicht doch«, antwortete Simon mit einem Achselzucken und immer noch mit diesem Lächeln, von dem er selbst nicht wusste, woher es kam. Er sollte eigentlich Angst haben, aber er fühlte sich nur … abgestumpft. Es spielte irgendwie gar keine Rolle, was passierte, es war ihm scheißegal.
»Was hast du getan, du verdammter Idiot?«, brüllte Matteus und versetzte ihm einen Tritt mitten in den Bauch.
Simon knickte zusammen und sank zu Boden, aber Andreas stellte ihn schnell wieder auf die Füße und hielt ihn unter den Armen fest, während Matteus mit den Fäusten auf ihn losging.
Das Letzte, was er sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war seine Mutter. Sie hatte sich endlich umgedreht und betrachtete das Schauspiel mit einem einfältigen Lächeln.
*
Sjöberg entschied, dass er nicht mehr als die fünf Polizisten brauchen würde, die aktuell an dem Fall arbeiteten – Gerdin natürlich weggerechnet. Ihre Argumentation war im Grunde sehr überzeugend gewesen, aber es handelte sich um einen einzelnen Zwanzigjährigen, der noch nicht einmal vorbestraft war. Sie hatten sich alle zusammen in einen Bus gequetscht, und Westman saß am Steuer. Auf der Fahrt nahmen sie Kontakt mit Kommissar Torstensson von der Polizei in Katrineholm auf. Einige von ihnen hatten schon mit ihm zu tun gehabt, als sie vor ein paar Jahren intensiv an einer Reihe von Morden an verschiedenen Orten in Mittelschweden gearbeitet hatten. Er war zwar im Urlaub, hatte aber nichts dagegen, ihnen ein paar Fragen zu beantworten.
»Die Tamplers, ja«, krächzte seine Stimme aus den Telefonlautsprechern. »Die kenne ich. Sehr gut sogar, muss ich leider sagen. Sie kommen aus der Gegend von Forssjö und wohnen auf einem abgelegenen Hof. Es sind vier Brüder, einer schlimmer als der andere.«
»Simon«, sagte Sjöberg. »Was weißt du über ihn?«
»Das muss der Jüngste sein. Mit ihm hatte ich noch nichts zu tun. Wahrscheinlich ist er der Harmloseste von ihnen. Bislang jedenfalls. Ich glaube, dass er ziemliche Drogenprobleme hat, aber soweit ich weiß, ist er noch nie verurteilt worden. Die beiden Ältesten sind Motorradrocker und ziemlich schwere Jungs. Einbruch, Raub, Schutzgelderpressung, Körperverletzung, Waffenvergehen. Es besteht der Verdacht, dass sie an einem Einbruch in ein militärisches Waffenlager beteiligt waren, aber das sind, wie gesagt, nur Vermutungen. Andreas und Matteus heißen sie. Werden in regelmäßigen Abständen eingelocht. Und dann gibt es noch Jakob. Sie alle sind, ironischerweise, nach Aposteln benannt. Er macht den Handlanger für seine älteren Brüder und ist auf dem besten Weg, ebenfalls ein ausgewachsener Krimineller zu werden. Bislang ist er allerdings nur für kleinere Vergehen verurteilt worden.«
»Und die Eltern?«
»Die Mutter war vor Urzeiten verheiratet und hat damals die beiden Großen zur Welt gebracht. Ihr Mann war ein brutaler Schläger, der soff und sie misshandelte. Er ist früh gestorben, bei einem Verkehrsunfall, wenn ich mich recht erinnere. Seitdem hat es immer wieder den einen oder anderen Mann gegeben, aber keinen, der für längere Zeit geblieben ist. Das Problem ist, dass sie eine leichte
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