Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Brustkorb presste. »Verdammt, ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch atmet!«
Dann blies er ein letztes Mal Luft in ihre Lungen, bevor die Rettungskräfte übernahmen und er erschöpft zur Seite stolperte und sich auf einen der Küchenstühle sinken ließ. Mama Tampler stand immer noch an der Küchenplatte und kicherte hysterisch.
Das ganze Drama hatte nur Minuten gedauert. Die Rettungswagen und einer der Streifenwagen hatten den Hof schon wieder verlassen. In der Küche befanden sich nur noch Hamad und Sjöberg, zusammen mit der geistig behinderten Mutter und vier Polizisten aus Katrineholm. Sandén hatte Westman und Andersson im Rettungswagen begleitet, und die Gebrüder Tampler wurden von uniformierten Polizisten bewacht, während sie im Kullbergska Krankenhaus wiederhergestellt wurden. Anderssons Abwehrverletzung schien laut Aussage des Ambulanzpersonals kein größeres Problem darzustellen, und Sjöbergs Handtuch hatte die Blutung bereits effektiv gestoppt. Westman hatte sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, und falls es einen Atemstillstand gegeben haben sollte, dann war er bereits vorüber, als der Rettungssanitäter übernahm. Er hatte ihren Puls zwar sofort gefunden, aber einen ordentlichen Bluterguss unterhalb der schusssicheren Weste konnte er ihr versprechen.
Während sich die lokalen Polizeikräfte um die Routinearbeiten kümmerten, taten die beiden Kriminalbeamten aus Hammarby das, wofür sie hergekommen waren. Zwar war Simon Tampler noch nicht vernehmungsfähig, aber die Prognose war gut, denn die Tritte und Schläge waren ausschließlich auf die Weichteile gezielt gewesen.
Sjöberg und Hamad konnten sich also in aller Ruhe der Hausdurchsuchung widmen. Sie brauchten nur zwanzig Minuten, um Simon Tamplers Versteck hinter der Lüftungsklappe zu finden. Dort entdeckten sie – neben Cannabis, einigen Tüten mit weißem Pulver, etlichen Tabletten unterschiedlicher Farbe, Form und Größe sowie diversen Utensilien, die mit Drogenmissbrauch in Zusammenhang standen – eine Glock 38 mit dazugehöriger Munition. Ein iPhone mit sechzehn Gigabyte Speicher hatten sie bereits zuvor auf dem Schreibtisch sicherstellen können; es hatte eine rote Hülle.
Freitagvormittag
Nach einer wohlverdienten, verlängerten Nachtruhe waren bis auf Gerdin, die immer noch im Krankenhaus lag, alle zurück im Büro. Sie hatten sich um den Tisch im blauen, ovalen Besprechungsraum versammelt, und als Krönung des Ganzen beehrten sie der Lüstling Brandt und der Vergewaltiger Malmberg mit ihrer Anwesenheit. Wahrscheinlich, um sich selbst die Medaille dafür anheften zu können, dass Sven-Gunnar Erlandssons Mörder gefasst worden war. Möglicherweise auch, um sie wegen des Schusswechsels zur Rede zu stellen. Aber da war nichts zu holen, alles war wie nach Lehrbuch gelaufen.
Warte nur, Malmberg, dachte Hamad. Deine Zeit wird noch kommen. Und wo bist du überhaupt die ganze Woche gewesen? Du warst doch am Anfang so verdammt interessiert an diesem Fall und hast dich fast bis zum Bersten aufgeblasen, weil ausgerechnet du dieses Gespräch entgegengenommen hattest? Wie kommt es, dass du dich auf einmal zurückgezogen und das Interesse verloren hast? Die Antwort kam schneller, als er gedacht hatte. Eine mögliche Antwort.
»Leute«, hob Malmberg an. »Ich muss mich entschuldigen, dass ich mich in den letzten Tagen bei euren Ermittlungen nicht auf dem Laufenden halten konnte, aber ich war auf der Polizei- und Gleichstellungskonferenz in Sankt Petersburg, und das ist ja auch eine wichtige Sache.«
Hm, in der Tat.
»Wie auch immer, mittlerweile bin ich wieder halbwegs orientiert, und Roland und ich wollen euch für euren herausragenden Einsatz danken. Und das meine ich ehrlich. Deshalb auch die Torte auf dem Tisch. Bedient euch.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Brandt. »Aber zuerst möchte ich hören, wie es euch allen geht. Odd?«
»Nichts Schlimmes, nur eine Fleischwunde. Es hat verdammt wehgetan, aber ich habe schmerzstillende Tabletten bekommen. Gitarre spielen kann ich noch halbwegs«, schloss er mit einem Augenzwinkern, was den Polizeidirektor zu einem herzlichen Lachen veranlasste.
»Und wie geht es dir, Petra?«, fuhr er fort.
Westman wirkte unangenehm berührt. Soweit Hamad wusste, hatte sie kein Wort mehr mit dem Polizeidirektor gewechselt, seit der sie auf seinen Schoß gezogen und versucht hatte, mit ihr ein Tête-à-Tête im Grand Hôtel zu arrangieren.
»Gut, kann man wohl sagen«, antwortete sie
Weitere Kostenlose Bücher