Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
zögernd. »Es war wie ein Schock. Enorme Kräfte, die auf einen einwirken. Und wenn man sich vorstellt, dass die Kugel genauso gut den Kopf hätte treffen können … aber Sandén hat gut reagiert. Vielleicht hast du mir das Leben gerettet. Auch mir.«
Fügte sie mit ihrem charmantesten Lächeln hinzu.
»Pah, ich wollte nur die Gelegenheit nutzen und ein bisschen knutschen«, scherzte Sandén.
Er schien ein wenig verlegen ob der ganzen Aufmerksamkeit, die ihm in der letzten Zeit zuteil geworden war.
»Aber Ehre, wem Ehre gebührt«, sagte Sandén. »Es war Jamal, der Petras Leben gerettet hat. Wenn er nicht so schnell reagiert hätte, hätte dieser Andreas Tampler einfach weitergeschossen.«
»Großartig«, antwortete Brandt mechanisch. »Ja, wie fühlst du dich dabei, Jamal? Hast du vorher schon einmal auf jemanden geschossen?«, fragte er in einem Tonfall, als wollte er wissen, wie das Wetter am Wochenende werden sollte. Was für ein Heuchler. Er war nicht im Geringsten daran interessiert und konnte sich nicht einmal ansatzweise in seine Lage hineinversetzen. Dieser gefühlsamputierte Gockel würde niemals verstehen, dass man in einer Situation wie gestern, als es um Leben und Tod ging, instinktiv reagieren musste und nur hoffen konnte, dass man das Richtige tat. Und selbst danach, wenn alles gut ausgegangen war und sich herausgestellt hatte, dass man tatsächlich richtig vorgegangen war, selbst dann wurde man immer wieder von dem Gefühl übermannt, dass es auch anders hätte ausgehen können, dass man einen Fehler hätte machen können, dass man hätte getötet werden können, dass jemand anderes hätte getötet werden können und, das Schlimmste von allem: dass man selbst hätte töten können. Der Schuss hätte ein paar Zentimeter weiter einschlagen und die Pulsader treffen können. Man hätte den bewusstlosen Mann auf dem Fußboden treffen können, die lachende Frau oder sonst irgendjemanden. Ein Querschläger hätte … Verdammt, welche Wut ihn überkam, wenn er darüber nachdachte, welche Angst. Vermischt mit der Freude, dass alles gut ausgegangen war, und mit Dankbarkeit. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat, hatte Lust, vom Stuhl aufzuspringen und den Tisch umzuwerfen und die verdammte Torte in die Ecke zu feuern.
»Nein, aber es ist okay,« antwortete er. Und Brandt war damit zufrieden.
»Conny?«
»Nichts Erwähnenswertes. Nur eine Schramme.«
»Habt ihr Warnschüsse abgegeben?«
»Jetzt reicht es aber mal!«, fuhr Hamad auf. »Ich werde einen verdammten ausführlichen Bericht schreiben, und den könnt ihr dann lesen, aber können wir dieses Thema jetzt bitte ruhen lassen?«
»Finde ich auch«, sagte Sjöberg schnell. »Wir sollten erst einmal alles sacken lassen und gleichzeitig dankbar sein, dass …«
»Ich habe einen Comic gezeichnet«, sagte Andersson, worauf sich alle Blicke auf ihn richteten.
Und das war das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Hamad verlor komplett den Faden. Würde der jetzt auch noch zusammenbrechen? Andersson wurde rot.
»In Schwarzweiß. Ein Bild pro Sekunde. Wie ich mich daran erinnere. Um alle Einzelheiten auf die Reihe zu kriegen, sozusagen. Aber das war vielleicht jetzt der falsche Moment …«
Er presste die Lippen zusammen, schaute sich unsicher um und versank in seinem Stuhl. Einen Augenblick war es vollkommen still, dann begann Sandén laut zu lachen.
»Du bist ein echter Schatz, Loddan!«, rief er. »Verdammt genial!«
Und wie gewöhnlich riss er alle mit. Die Stimmung in der Runde war plötzlich eine ganz andere. Brandt und Malmberg kehrten in ihre Büros zurück, und die anderen blieben noch eine Weile sitzen und unterhielten sich. Der Zorn fiel von Hamad ab, und er nahm sich sogar ein Stück Torte.
»Okay«, sagte Sjöberg nach einer Weile. »Können wir versuchen, noch ein bisschen ernst zu sein? Simon Tampler wird gegen Mittag aus dem Krankenhaus entlassen. Anschließend wird er in einem Streifenwagen zu uns gebracht. Geschätzte Ankunft 14.00 Uhr. Ich werde ihn über seine Rechte belehren und die erste Vernehmung durchführen.«
»Ich bin dabei«, meldete sich Hamad eilig, bevor ihm jemand zuvorkommen konnte.
»Gut. Ihr anderen schreibt eure Berichte und macht dann Feierabend. Aber zuerst sollten wir uns noch gemeinsam ein paar Gedanken darüber machen, was genau wir von ihm wissen wollen.«
»Sind wir uns sicher, dass er der Schuldige ist?«, fragte Andersson.
»Das sind wir. Bella hat bestätigt, dass Tamplers Glock
Weitere Kostenlose Bücher