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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Töten? Und wen man töten darf?«
    »Ich würde niemals ein Kind töten, zum Beispiel. Da läuft die Grenze. Ansonsten sehe ich das nicht so eng.«
    Er sah sympathisch aus, beantwortete höflich die Fragen, machte einen aufmerksamen Eindruck. Schaute ihnen beiden in die Augen, obwohl bislang fast nur Sjöberg die Fragen gestellt hatte, und das war mehr, als die meisten normal gearteten Menschen schaffen würden. Er war sozial kompetent, wie es so schön hieß. Es war zweifellos ein seltsames Erlebnis, mit einer so seltsam zusammengesetzten Persönlichkeit zu diskutieren.
    »Könnte man sagen, dass es dir an Empathie fehlt?«, fragte Sjöberg.
    Tampler überlegte, bevor er antwortete.
    »Nein, das finde ich nicht. Ich bin nett zu den Leuten, ein guter Kumpel. Hilfsbereit. Aber was das Töten betrifft, da habe ich vielleicht eine etwas andere, empathielose Einstellung.«
    »Du siehst es vielleicht als Job?«, schlug Sjöberg vor.
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Nein. Eher als etwas, was ich tun muss.«
    »Du hast gesagt, dass du unter Stimmungsschwankungen leidest«, sagte Hamad. »Ich werde dir etwas erzählen. Gestern habe ich einem Menschen ins Bein geschossen. Deinem Bruder. Ins Bein . Ich war dazu gezwungen, um Leben zu retten. Es ging gut für ihn aus, es war nur eine Fleischwunde.«
    Sjöberg hörte genau zu, glaubte eine Ahnung zu haben, worauf sein Kollege hinauswollte.
    »Trotzdem fühle ich mich heute nicht besonders gut«, fuhr Hamad fort. »Ich habe gewisse Stimmungsschwankungen. Glaubst du, dass es bei dir etwas Ähnliches sein könnte? Dass es vielleicht doch nicht so verdammt lustig war, jemanden umgebracht zu haben?«
    Simon Tampler schaute Hamad aufmerksam an. Der junge Mann war tatsächlich … reizend. Ausdrucksvolle braune Augen und eine hellbraune, etwas struppige Mähne. Eine charmante, jugendliche Art. Was war da nur schiefgelaufen?
    »Ich habe auch ein bisschen in diese Richtung gedacht«, antwortete er. »Aber ich hatte mir vorgenommen, dass ich so etwas unbedingt ausprobieren wollte. Also habe ich es getan. Ich bin ziemlich zielstrebig.«
    »Willst du damit weitermachen?«
    »Ich weiß nicht so recht. Aber jetzt werde ich ja erstmal eine Weile im Gefängnis sitzen. Ich muss wohl darüber nachdenken. Gründlich.«
    Sjöberg und Hamad tauschten Blicke.
    »Du hast also eine Fantasie ausgelebt?«, fragte Sjöberg.
    Tampler nickte.
    »Warum gerade Sven-Gunnar Erlandsson?«
    »Ich fand, er sah wie ein verdammter Wichtigtuer aus.«
    »Er war Familienvater. Hat sich um Obdachlose gekümmert und sich sehr für Kinder und Jugendliche engagiert. Als Fußballtrainer zum Beispiel.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Nein, das verstehe ich«, sagte Sjöberg. »Denn du scheinst ja eigentlich ein ganz angenehmer Typ zu sein. Aber das ist genau das, was der Begriff empathielos beinhaltet. Dass man es schwer hat, den Menschen als Mensch zu sehen. Sondern eher als ein Objekt. Verstehst du, was ich meine?«
    Simon Tampler nickte.
    »Hast du die Tat geplant?«, fragte Hamad.
    »Nein. Ich bin einfach draußen rumgelaufen. Dachte viel darüber nach, wie es wäre, jemanden zu töten. Und dann ist er da im Dunkeln vor mir aufgetaucht. Also habe ich die Chance ergriffen. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, ich war verdammt nervös. Und dann habe ich geschossen. Ein schlechter Schuss, der nur den Rücken traf. Dann ging ich zu ihm und schoss ihm in den Nacken. Damit er starb.«
    »Hattest du Handschuhe an?«
    »Nein«, erwiderte Tampler und lächelte. »Warum sollte ich? Es war warm.«
    »Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.«
    »Aber ich habe ihn ja nicht berührt. Ich hatte nur die Pistole in der Hand, und dann bin ich wieder gegangen.«
    »Und das Handy?«, fragte Sjöberg.
    »Das lag neben ihm. Er hatte gerade reingelabert oder so, als ich auf ihn schoss. Also hab ich es genommen.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, ich schwöre. Verdammt, er war tot. Er sah ein bisschen creepy aus.«
    »Wir haben nämlich ein paar Dinge in seiner Tasche gefunden, von denen wir glauben, dass er sie nicht selbst eingesteckt hat.«
    »Aha, was denn?«
    »Ein paar Spielkarten und einen Zettel. Bist du dir ganz sicher, dass du deine Hand nicht in seine Tasche gesteckt hast?«
    »Ich schwöre.«
    Simon Tampler sah tatsächlich vollkommen aufrichtig aus. Es schien unwahrscheinlich, dass er in diesem Fall lügen würde, wenn er nicht einmal versucht hatte, sich aus der Mordanschuldigung herauszureden. Im Grunde waren diese

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