Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Details auch nicht mehr besonders wichtig.
»Wie bist du an die Waffe herangekommen?«, fragte Hamad.
»Darauf kann ich nicht antworten. Ich will, aber ich kann nicht. Sie müssen mich entschuldigen.«
Er sah wirklich geknickt aus, und Sjöberg glaubte eine Idee zu haben, warum er nicht damit herausrücken wollte, woher er die Waffe hatte.
»Sie ist von deinen Brüdern, oder?«
Schulterzucken.
»Und du willst sie nicht anschwärzen?«
Noch ein Schulterzucken.
»Waren sie irgendwie an dem Mord beteiligt? Oder einer von ihnen.«
»Nein, verdammt. Nur ich allein.«
»Was hast du in Stockholm gemacht?«, fragte Hamad.
»Ich war auf dem Leichtathletik-Meeting.«
»Cool. An welchem Tag war das?«
»Am Freitag.«
»Warst du alleine dort?«
»Ja.«
»Du interessierst dich also für Sport?«
»Ziemlich. Manchmal.«
»Hast du die Eintrittskarte noch?«
»Nein.«
»Wie lief es denn?«
»Für die Schweden? Scheiße.«
»Erzähl mir, woran du dich erinnerst.«
»Tyson Gay hat Asafa Powell über hundert Meter geschlagen. Er lief 9,78, neuer Stadionrekord. Aber er galt nicht, weil der Rückenwind zu stark war.«
»Oh, Mann. Bist du sicher, dass du da warst? Dass du es nicht nur in der Zeitung gelesen hast?«
Simon Tampler lachte.
»Try me.«
»Wie waren die zweihundert Meter der Damen?«
»Diese Amerikanerin hat gewonnen. Allyson Felix. Mit 21,88, wenn ich mich recht erinnere.«
»Du bist gut.«
»Ja, sowas fällt mir leicht. Mich an Sachen zu erinnern.«
»Aber du bist dann bis zum Sonntag geblieben?«, fuhr Hamad fort. »Wie kam es dazu?«
»Ich hatte Lust, noch länger in Stockholm zu bleiben. Ein bisschen rauszukommen.«
»Und dann hattest du ja auch die Pistole dabei.«
Tampler lächelte. Ohne zu antworten. Er war gar nicht so dumm, dieser Junge. Fest entschlossen, nicht in irgendwelche Fallen zu tappen.
»Du bist also um halb eins in der Nacht einfach so durch die Gegend gelaufen?«, sagte Sjöberg. »In Älvsjö?«
»Ja, das klingt vielleicht ein bisschen komisch«, lachte Tampler. »Aber so war es tatsächlich. Ich bin den ganzen Tag in der Stadt herumgelaufen und wusste nicht, was ich machen sollte. Also habe ich mich in die erstbeste U-Bahn gesetzt und bin einfach bis zur Endstation durchgefahren, bis Fruängen. Dort bin ich dann ein bisschen herumgelaufen. Erst zwischen den Häusern und dann in einem Wald. Dann habe ich diesen Typen vor mir gesehen, es war sonst niemand in der Nähe, und da habe ich beschlossen, dass die Zeit gekommen war.«
Sjöberg sagte für eine Weile nichts, versuchte es zu begreifen. Eine richtig hässliche Geschichte. Den Gedanken, dass man, wenn man es am wenigsten erwartete, auf einen vollkommen Verrückten stoßen konnte, hatte er schon viele Male zuvor gedacht. Aber so hatte er sich den Verrückten nicht vorgestellt. Ein reizender, angenehmer junger Mann, nicht vorbestraft und allem Anschein nach durchaus intelligent, der zum Vergnügen mordete. Ein Lustmörder. Ein Meuchelmörder. Der nicht einmal ein Vergnügen daran empfand, sein Opfer leiden zu sehen, darum ging es nicht. Er wollte nur töten. Unfassbar. Hamad schwieg, und Sjöberg fiel im Augenblick auch keine Frage mehr ein. Also beschloss er, die Vernehmung zu beenden und in der folgenden Woche fortzusetzen, wenn der Junge einen Pflichtverteidiger gestellt bekommen hätte.
»Du wirst jetzt ins Kronoberg-Gefängnis überführt«, sagte er.
Tampler wirkte ungerührt. Eher ein bisschen neugierig.
»Dort wirst du eine Weile bleiben. Ich möchte, dass dir bewusst wird, dass dies kein Spiel ist. Und das Folgende sage ich nicht, um dich zu erschrecken. Ich will dich nur darüber informieren, dass du die nächsten Jahre mit abgebrühten Schwerverbrechern verbringen wirst. Du bist jung, ein Ersttäter, unberührt. Es wird hart werden.«
»Vielen Dank für die Warnung«, sagte Simon Tampler mit seinem sanften, freundlichen Gesichtsausdruck. Großer Gott. Wie würde er aussehen, wenn er wieder rauskam? Man konnte wirklich nur hoffen, dass der Junge stattdessen in der Psychiatrie landete, aber Sjöberg war skeptisch. Simon war viel zu anpassungsfähig, zu normal. Und zu angenehm. Trotz allem, was er getan hatte. Armer Teufel. Dass man sich selbst so tief in den Mist reinreiten konnte. Hamad scharrte mit dem Stuhl und stand auf. Sjöberg wollte sich anschließen, als ihm plötzlich einfiel, dass er vergessen hatte, nach dem Telefongespräch zu fragen. Den Telefongesprächen.
»Im Übrigen«, sagte er, »habe
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