Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
ich doch noch eine Frage. Oder zwei, besser gesagt. Diese Telefongespräche.«
»Ja«, sagte Tampler bereitwillig. »Was wollen Sie wissen?«
Hamad setzte sich wieder. Mit dem Gesicht in den Händen.
»Hast du den stellvertretenden Polizeidirektor, Gunnar Malmberg, angerufen?«
Hamad rührte sich nicht. Warum saß er so da? War er nicht auch neugierig?
»Ja, das war dumm, ich weiß«, antwortete Tampler. »Da habe ich mich wohl ein bisschen zu selbstsicher gefühlt. Zu aufgepumpt. Aber Sie haben mich nicht deshalb erwischt, oder?«
»Nein, daran lag es nicht«, wagte Sjöberg zuzugeben.
Er war sich bewusst, dass er solche Fragen überhaupt nicht zu beantworten brauchte. Aber wenn es dem Jungen dadurch besser ging, dann war es in Ordnung. Hamad kratzte sich am Kopf, schaute aber immer noch nicht auf. Ging es ihm nicht gut?
»Und das andere Gespräch, wen hast du noch angerufen?«
»Welches andere Gespräch?«
»Das du mit dem Telefon des Opfers geführt hast.«
Tampler schaute ihn fragend an, wollte ihm wirklich behilflich sein.
»Jetzt komm ich nicht mehr ganz mit.«
»Äh, wir brechen hier ab«, sagte Hamad, der sich plötzlich mit einer theatralischen, gereizten Geste erhob.
Sjöberg wusste nicht, was er glauben sollte. Er wollte doch eine Antwort auf diese Frage haben. Aber Hamad ging entschlossen zur Tür und rief die Wachleute herein, sodass Sjöberg kaum reagieren konnte, bevor der Junge schon auf dem Weg nach draußen war.
»Danke, Simon«, sagte er. »Und alles Gute.«
»Ich habe zu danken«, erwiderte Simon Tampler. »Sie sind sehr nett zu mir gewesen.«
Dann verschwand er durch die Tür, mit einem Beamten an jedem Arm. Ein trauriges Bild. Hamad schlug die Tür mit einem Knall hinter ihnen zu und setzte sich wieder an den Tisch. Sjöberg betrachtete ihn erstaunt; er konnte für sein Leben nicht begreifen, worum es hier eigentlich ging.
»Pass auf«, seufzte Hamad. »Ich weiß, wer Petra vergewaltigt hat. Wer der andere Mann ist.«
»Du machst Witze«, sagte Sjöberg, ohne es für einen Augenblick zu glauben. »Wer ist es?«
»Es ist Gunnar Malmberg.«
»Gunnar Malmberg? Das ist doch nicht möglich … Warum hast du nichts gesagt?«
»Wegen Petra. Das hier darf auf keinen Fall rauskommen. Niemand außer mir weiß Bescheid. Und jetzt du natürlich.«
»Wie lange weißt du das schon?«, fragte Sjöberg, dem die volle Tragweite dessen, was Hamad ihm da gerade erzählte, noch nicht bewusst geworden war.
»Seit anderthalb Jahren.«
»Und du hast Petra nichts davon erzählt? Ich dachte, ihr seid so vertraut …«
»Das sind wir auch. So vertraut, dass sie mir erzählt hat, dass sie ein kurzzeitiges Verhältnis mit Malmberg gehabt hat. Nach der Vergewaltigung.«
»Nach der Vergewaltigung?«, rief Sjöberg aus. »So ein Schwein!«
»Du weißt, wie solche Leute ticken. Es geht nicht um Sex, sondern nur um Macht. Und nachdem Peder Fryhk von Petra ins Gefängnis gebracht worden war, sann der andere Mann auf Rache. Daran erinnerst du dich wohl?«
Sjöberg nickte. Und wie er sich erinnerte, er war schließlich selbst in höchstem Grade darin verwickelt gewesen.
»Er hat sie jede Nacht angerufen«, fuhr Hamad fort, »hat diese widerlichen Bilder an Brandt geschickt, damit sie entlassen wird, und er hat sogar einen Filmausschnitt von der Vergewaltigung auf einer Pornoseite im Internet eingestellt. Von der letzten Sache weiß nur ich etwas, ich habe die Sache gestoppt, bevor Petra davon erfahren hat. Oder irgendein anderer, den wir kennen – hoffe ich zumindest. Dazu kam noch, dass er versucht hat, den Verdacht auf mich zu lenken. Petra hat sechs Monate lang geglaubt, dass ich dieser andere Vergewaltiger gewesen wäre, dass ich die Bilder geschickt hätte, und so weiter.«
»Dann hat mich das Gefühl doch nicht getäuscht, dass es da eine Zeit lang etwas unterkühlt zwischen euch war.«
»Das kannst du wohl sagen. Sie hat mich im Fitnessraum fast totgeprügelt. Und ich habe nichts verstanden. Bis mir irgendwann aufging, was Sache war, und von da an war es eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und mir. Und weil wir ihm ständig Knüppel zwischen die Beine warfen, inszenierte er am Ende seinen teuflischsten Plan. Er machte sie zu seiner Geliebten. Aber weil er im Grunde kein Interesse an freiwilligem Sex hatte, war die Geschichte bald vorbei. Petra betrachtete es als spannendes und etwas dummdreistes Abenteuer, aber Malmberg betrachtete es als Gelegenheit, seine Macht auszuüben, sich zu
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