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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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an. Sie sah so sonderbar angespannt aus. Wie ein anderer Mensch. Ihre Lippen formten: ›zerschlagen‹.
    »Zerschlagen«, sagte Paul Hjelm.
    »Sind alle fertig? Jetzt tritt Viggo die Tür ein. Drei, zwei, eins.«
    Die Tür flog auf. Hjelm sah es durchs Fenster. Wie in Zeitlupe. Norlander taumelte herein, und der Mann über der Frau schoss ihm in die Brust. Da schoss Hjelm. Schräg von hinten. Durch die Glasscheibe der Balkontür. Die Kugel drang von rechts in den Brustkorb des Mannes ein. Er fiel auf die Frau. Blut rann heraus. Die beiden anderen streckten instinktiv die Hände hoch. Die Scheibe über ihnen wurde zerschlagen, Glas regnete auf sie herab. Nybergs Gesicht und seine Pistole kamen zum Vorschein. Hjelm trat die zerschossene Balkontür ein. Die Frau glitt auf den Fußboden. Der Angeschossene auf dem Bett schoss noch einmal, haarscharf über Hjelms Schulter. Hjelm schoss wieder auf ihn. Zwei Schüsse ins Gesicht. Einfach durch die Gesichtsmaske. Hultin kam herein. Norlander stand auf und betrachtete das rauchende Loch in seiner Brust. Hultin, Söderstedt und Nyberg oben vom Fenster richteten ihre Waffen auf die beiden, die die Hände hochhielten.
    Chavez lief außen herum und schrie auf: »Kerstin!«
    Hjelm wandte sich um und sah Kerstin Holm auf dem Balkon liegen und die Hände gegen die Schläfe drücken. Zwischen ihren Fingern rann Blut. Chavez hockte sich neben sie. Hjelm taumelte zu ihr. Da kam der Große unter dem Fenster auf die Idee, seine Pistole zu ziehen. Er bekam sie hoch und schoss geradeaus. Hjelm fühlte, wie er auf den Balkon geschleudert wurde und neben Holm landete. Der Schmerz kam in rollenden Wogen.
    Hultin erschoss den Mann. Ohne Pardon und mit vier Schuss genau ins Herz.
    »Herrgott«, stieß Gunnar Nyberg oben am Fenster hervor.
    Hultin ging zu dem Kleinen, der mit erhobenen Händen dastand, riss ihm die Maske vom Gesicht, presste ihm die Pistole in den Mund und drückte ihn zurück, so dass er gegen die Wand fiel. Er war vollkommen weiß im Gesicht. Seine Augen starrten wild.
    »Jan-Olov!« schrie Söderstedt laut.
    Der Finger am Abzug zuckte. Der Pistolenlauf schlug klappernd an die Zähne des Mannes.
    »Tu es nicht, Jan-Olov«, beharrte Söderstedt. »Geh weg da.«
    Der Pistolenlauf blieb, wo er war. Hultin drückte ihn tiefer und tiefer in den Rachen. Der Erbrechensreflex setzte ein. Der kleine Mann weinte und schniefte und schluchzte. Schließlich erbrach er sich direkt in die Pistole.
    »Geh da weg«, wiederholte Söderstedt. »Sieh nach, wie es Paul und Kerstin geht. Das zählt. Jetzt! Geh!«
    Hjelm lag da und starrte nach oben in den Regen. Er sah die Regentropfen größer und größer werden. Alle wurden größer und größer. Sie veränderten sich nicht. Er starb nicht. Er wandte sich zu Kerstin um. Jorge presste sein Jackett an ihren Kopf. Er schrie drauflos. Jorge schrie einfach drauflos. Eine vage Gestalt glitt in Pauls Rücken vorbei. Er starrte auf Kerstins Gesicht. Es bewegte sich. Es formte ein Wort, und das Wort war: »Paul.«
    »Ja, Kerstin, ich bin hier. Es wird alles gut.«
    »Paul, ich liebe dich.«
    »Es wird gut, Kerstin. Es wird gut.«
    Hultin riss die Pistole aus dem Mund des kleinen Mannes, zog ein paar Zähne mit, beugte sich vor und zerschlug ihm mit einem Kopfstoß die Augenbrauen. Das konnte er sich leisten.
    Nyberg richtete von oben die Waffe auf den Kleinen, Söderstedt unten im Zimmer. Er verkroch sich in die Ecke und schluchzte.
    Norlander saß auf dem Bett und riss sich wie wild die kugelsichere Weste vom Leib. Von seinem Brustkorb stieg ein wenig Rauch auf. »Scheiße, tut das weh«, sagte Viggo Norlander.
    »Schnauze«, sagte Arto Söderstedt.
    Hultin riss dem Toten unterm Fenster die Maske vom Kopf. »Roger Sjöqvist«, sagte er enttäuscht.
    Dann ging er zum Bett und riss der Leiche mit den heruntergelassenen Hosen die Maske weg. Das Gesicht zerlief übers Bett. Es war einmal lila gewesen.
    »Dan Andersson«, sagte er noch enttäuschter.
    Erst da sah er Jorge, Paul und Kerstin draußen auf dem Altan. Aus dem Ärmel von Pauls Leinenjackett rann Blut. Und Kerstins Kopf war in Jorges Jackett eingewickelt. Und Jorge brüllte nur.
    Hultin trat zu ihm und gab ihm eine Ohrfeige. Er verstummte.
    »Was ist mit ihr?« fragte Hultin.
    »Sie ist am Kopf getroffen, verdammt«, sagte Chavez gedämpft. »Was glaubst du, was mit ihr ist?«
    Hultin nahm sein Handy und forderte Krankenwagen an.
    Norlander kam mit Agne ›Kulan‹ Kullberg in Handschellen heraus,

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