Falsche Opfer: Kriminalroman
Weg zu finden.«
»Was hast du aus dem Internet?«
»›Brambos‹ Bilder. Ich habe sie bei mir. Willst du sie sehen?«
»Nein, will ich nicht«, sagte Gunnar Nyberg, streckte den Mausarm aus und nahm die Bilder. Farbausdrucke aus dem Internet. Die ganze Kavalkade von Erniedrigungen. Und er hatte sich eingebildet, dies gehöre der Vergangenheit an. Er nahm sich Zeit. Seine Gedanken waren in Unordnung. Hinter jedem Bild sah er Ludvig Johnssons Gesicht. »Er kann nicht vorgehabt haben, Nedic laufen zu lassen«, sagte er. »Er muss irgendein doppeltes Spiel geplant haben. Das Geld von Nedic zu bekommen, aus Schweden abzuhauen und ihn hochgehen zu lassen. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
Sara nickte. »Ich weiß doch, wie brennend er sich hier engagierte. Seine eigenen Kinder starben. Jetzt konnte er andere retten. Es war ein persönliches Anliegen. Vielleicht allzu persönlich. Er brannte, bis er ausgebrannt war. Aber nie im Leben hätte er einen Pädophilen für Geld davonkommen lassen.«
Nyberg nickte und reichte die Bilder zurück. »Da ist ein kleines Mädchen«, sagte er und zeigte darauf.
»Ja«, sagte sie und warf einen Blick auf den Stapel von Bildern. »Eine arme Kleine, die häufiger vorkommt als andere. Ich glaube, ich werde versuchen, sie zu identifizieren. Und dieses Goldkissenzimmer.«
»Tu das«, sagte er und ergriff ihre Hand. »Wir haben geglaubt, dass Nedics Organisation wasserdicht ist, aber wir haben verschiedene Lecks gefunden. Es gibt eine Chance.
Wenn jemand in der Organisation davon weiß, dass er pädophil ist, ist es nicht unmöglich, dass er oder sie das nicht gut findet. Versuch, jemanden zu finden, den man unter Druck setzen kann.«
Sara Svenhagen stand auf. Sie hielten immer noch ihre Hände. »Und du nimmst dich Ludvigs an?« sagte sie. »Mach es auf die richtige Weise, Gunnar. Versprich mir das.«
Er nickte und drückte ihre Hand. »Das verspreche ich, Sara.«
Die Reise nach Grillby war keine normale Reise. Es war eine Schmerzensreise. Aber auch eine Reise der Metamorphose. Gunnar Nyberg machte sich davon, ganz einfach. Kappte die Verbindungen. Verließ die A-Gruppe. Vielleicht würde er entlassen, vielleicht sogar disziplinarisch belangt, doch daran dachte er nicht. Er dachte nur: Jetzt sollte Ludvig verdammt noch mal in dem Mist aufräumen, den er hinterlassen hat.
Neben ihm auf dem Beifahrersitz des Renault lagen zwei Laptops mit Mobiltelefonanschluß, zwei Mobiltelefone und ein Adapter für den Zigarettenanzünder des Wagens. Hier war Arbeit angesagt.
Er hielt an einer Tankstelle und kaufte für einen Tausender Essen, Bier und Kaffee. Aber keine Kopenhagener.
Er kontrollierte sogar, ob er verfolgt wurde. Er traute Ragnar Hellberg nicht richtig.
Die Rapsfelder leuchteten prallgelb, und als Gunnar Nyberg auf das Grundstück mit der kleinen Kate in der Nähe von Grillby in Uppland einbog, war Ludvig Johnssons Wagen da – aber er selbst nicht. Wahrscheinlich lief er seine Trainingsrunden. Nyberg fasste die Tür an. Sie war offen. Er betrat die kleine Kate hoch bepackt mit den Einkaufstüten und verstaute das Ganze im Gaskühlschrank. Dann machte er ein Bier auf und ließ sich auf der Veranda nieder. Die Sonne schien freundlich auf ihn herab.
Nach einer Stunde kam Ludvig Johnsson tatsächlich angejoggt. Er lächelte schwach, als er Nyberg auf der Veranda sah. Nyberg sah das Lächeln, und er sah auch, was es ausdrückte. Die Einsicht.
Es war schiefgegangen.
»Es steht eine Tonne mit Regenwasser hinterm Haus«, sagte er. »Man muss das Wasser da rausschöpfen und sich damit begießen.«
»Das hat Zeit«, sagte Nyberg.
»Ja«, sagte Ludvig Johnsson und ließ sich auf der Veranda nieder. »Das hat Zeit. Hast du ein Bier für mich?«
»Ich denke nicht daran, dich allein ins Haus zu lassen«, sagte Nyberg. »Und ich denke auch nicht daran, dich aus den Augen zu lassen. Nicht eine Sekunde.«
Ludvig Johnsson starrte zum Himmel. Sein Blick schien sich im Blauen zu verlieren. »Wie viele wissen davon?« fragte er nur.
»Sara hat dich gefunden. Den ›Polizisten‹. Via ›brambo‹, wenn dir das was sagt.«
»Sara«, sagte Johnsson und lächelte. »Das hätte man ahnen können. Und Hellberg?«
»Hellberg weiß es auch. Aber er hält eine Weile still. Wartet ab, was ich mitbringe. Also hat es wenig Sinn, wenn du mich umbringst.«
»Aber Herrgott!« stieß Ludvig Johnsson hervor. »Was glaubst du eigentlich?«
»Was ich glaube, ist, dass dein kleines Manöver
Weitere Kostenlose Bücher