Falsche Opfer: Kriminalroman
bisher acht Menschen das Leben gekostet hat. Drei exjugoslawische Kriegsverbrecher, einen Mann namens Lordan Vukotic sowie Eskil Carlstedt, Sven Joakim Bergwall, Roger Sjöqvist und Dan Andersson. Aber mit dem allen hätte ich leben können. Dieser Tage wurden aber auch zwei meiner Kollegen und engsten Freunde angeschossen. Paul Hjelm und Kerstin Holm. Ihr seid euch neulich begegnet. Kerstin hat mit dir bei diesem Fest anlässlich der World Police and Fire Games übers Marathonlaufen diskutiert, falls du dich erinnerst.«
Ludvig Johnsson begegnete seinem Blick. Sein eigener war völlig verstört. Wie erloschen. »Wie geht es ihnen?« fragte er.
»Sie überleben. Aber nur um Haaresbreite.«
»Alles, was ich wollte, war, irgendwohin zu kommen, wo der Winter kürzer ist...«
Sie saßen eine Weile im Schatten. Das Sonnenlicht wurde durch die umgebenden Rapsfelder noch intensiver. Gelb überall. Die Farbe des Verrats.
»Ich hatte nicht vor, ihn davonkommen zu lassen«, sagte Ludvig Johnsson. »Ich wollte weg. Und danach wollte ich dafür sorgen, dass das Material in die Hände der Polizei käme. Ich wollte nur einen kleinen Bonus.«
»Das war ein teurer Bonus.«
»Du weißt, dass ich die Pädophilenabteilung eigenhändig aufgebaut habe. Ich war derjenige, der es erreichte, dass die Kinderpornographie in diesem toleranten Land endlich ernst genommen wurde. Meinungsfreiheit bis zum Gehtnichtmehr. Meine eigenen Söhne starben. Ich sah alle diese Kinder leiden, ich sah, dass das Internet einer Zunahme aller Formen von Kindesmissbrauch Tür und Tor öffnen würde. Jedes Kind, das ich rettete, wurde auf diese Weise zu meinem Kind. Ich arbeitete Sara ein, und wir waren ein verdammt gutes Team. Dann kam Party-Ragge und erntete die ganzen Lorbeeren. Das machte mir eigentlich nicht so viel, denn so geht es zu in der Welt, aber ich hatte auch nichts dagegen, ihn zum Sündenbock zu machen.«
»Und deshalb hast du dir einen kleinen Bart angeklebt, als du dich mit Nedics Gang im Kvarnen getroffen hast.«
Johnsson schnaubte nur.
»Gut, das war ein bisschen albern, aber ich brauchte einen Ausweg. Er musste zum Sündenbock werden. Diese Typen waren knallharte Verhandlungspartner, wir saßen lange im Kvarnen und diskutierten hin und her, nur über den Treffpunkt, und es sollte nicht einmal Geld oder Ermittlungsmaterial übergeben werden. Nur zwei Bankfachschlüssel und eine Funkausrüstung. Und nach und nach würden wir einander mitteilen, um welche Banken es sich handelte. Ein ziemlich umständliches Verfahren, aber ich ließ ihn bestimmen. Alles, was ich tat, war, mir das allerneueste Polizeifunkgerät aushändigen zu lassen. Jaja, wir saßen da und redeten im Kvarnen und hatten uns gerade auf den Treffpunkt in Sickla um zwei Uhr in der darauffolgenden Nacht geeinigt, als dieser Blödmann einem anderen einen Bierkrug auf den Schädel knallte. Ich schickte die Jugos schnell weg und dankte den Göttern für den kleinen albernen Bart und wartete, bis sie außer Sichtweite waren, und da tauchten die Türsteher auf. Ich wedelte mit dem Polizeiausweis und kam raus.«
»Ihr wurdet abgehört. Habt ihr nicht die Umgebung kontrolliert? Eine ganze Gang Nazis saß in der Ecke und hat euch abgehört.«
Ludvig Johnsson nickte. »Also so ist es zugegangen? Doch, es war ziemlich schlampig, sich nicht ordentlich umzusehen, aber ich hatte einfach eine Scheißangst. Mit diesen Typen war nicht zu spaßen. Drei richtige Ungeheuer aus Bosnien. Sie hätten ja auf die Idee kommen können, mich zu foltern, um mich dazu zu bringen, meine Versicherung preiszugeben.«
»Versicherung?«
»Die klassische. Eine Kopie des gesamten Ermittlungsmaterials bei einem alten Jugendfreund. Im Falle meines Todes sollte es der Polizei übergeben und Rajko Nedic als Pädophiler entlarvt werden.«
»Als ihr rauskamt, wurdet ihr fotografiert, die ganze Gang, ironischerweise von einem Pädophilen, aus dem Söder-Turm.«
»Aber dann hattet ihr mich doch schon lange.«
»Das Bild von dir war leider saumäßig. Man sah ein bisschen vom Bart, das war alles.«
Ludvig Johnsson lachte unfroh. »Da kann man mal sehen, Glück im Unglück.«
»Erzähl jetzt mal alles von Anfang an.«
»Jaja. Es war wohl im Februar oder so. Ich fand eine Serie versteckter Homepages im Internet und konnte eine Reihe von Signaturen lokalisieren. Ich nahm die ganze Bande fest – außer einem. Die Idee wurde im gleichen Moment geboren, als ich sah, dass ›branco‹ Nedic war. Dem Teufel Geld
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