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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Ljubomir Protic höflich. »Kann ich vielleicht etwas tun?«
    »Das kommt darauf an, wer Sie sind.«
    »Ich bin Herrn Nedics Mädchen für alles, könnte man sagen.«
    »Ich dachte, das wäre Lordan Vukotic. Aber er ist ja tot.«
    Protic behielt sein höfliches Lächeln und antwortete: »Leider ist mir der Name nicht bekannt.«
    »Stehen Sie Rajko Nedic nahe, Ljubomir?« fragte Sara.
    »Ich stehe ihm sehr nahe, Frau Svenkragen.«
    »Svenhagen. Und Sie können mich Sara nennen, Ljubomir. Wir werden in der nächsten Zeit viel miteinander zu reden haben. Und natürlich stehen Sie ihm nahe. Wenn ich nicht ganz falsch unterrichtet bin, verließen Sie vor dreißig Jahren gemeinsam Jugoslawien. Nur die jungen Männer Rajko und Ljubomir per Anhalter durch Europa einer goldenen Zukunft in Schweden entgegen.«
    Ljubomir Protic betrachtete sie. Sein Lächeln begann zu verblassen. »Worauf wollen Sie hinaus? Ich habe nichts mehr zu sagen. Ich glaube, ich muss Sie jetzt bitten zu gehen.«
    »Ich glaube, ich vergaß zu sagen, woher ich komme. Von der Abteilung für Kinderpornographie beim Reichskriminalamt. Dies hier hat nichts mit dem Drogenhändler Nedic zu tun. Es geht um den Pädophilen Nedic.«
    Jetzt war die Reaktion wichtig.
    Sara hatte die Zeit seit dem Gespräch mit Gunnar dazu genutzt, soviel Material über Nedics Organisation wie möglich einzusehen. Drogenhandel war sicherlich ein wesentlicher Faktor, wenn es um den eigentlichen Aufbau der Organisation ging. Der wichtigste Neuzugang war Ljubomir Protic, der Rajko Nedic praktisch von Geburt an kannte, doch erst jetzt in die Organisation eingetreten war, als Nedics rechte Hand. Von außen betrachtet schien er das schwächste Glied zu sein – aber dafür waren die inneren, freundschaftlichen Bande um so stärker.
    Und die Reaktion war glasklar. Er erbleichte leicht. Er gab sich Mühe, die höflich zuvorkommende Miene beizubehalten, doch seine Gesichtsfarbe wurde fahl.
    Auf diese Reaktion hatte sie gehofft.
    Sie wandte sich an die Polizeiassistenten. »Nehmt ihn mit«, sagte sie und wanderte zum Tor des Paradieses.
    Ljubomir saß in einem Vernehmungszimmer. Er fühlte sich wunderlich. Nur er und die Wände. Und sobald er sie anpustete, würden sie einstürzen. Das fühlte er. Also hörte er auf zu atmen. Es kam ihm vor, als verließe ihn mit jedem Ausatmen ein Stück Leben.
    Schließlich war nichts mehr da.
    Er hatte jetzt zwei Stunden hier gesessen. Niemand war bei ihm gewesen. Aber ihm war klar, dass jemand ihn beobachtete. Von irgendwo. Und inzwischen wusste wohl auch der Große davon, dass er hier war. Er sah keine richtige Zukunft.
    Er erinnerte sich an die Lektion des Großen. Ein kleiner Regelkanon für den Fall einer Konfrontation mit der Polizei.
    Sei immer höflich und entgegenkommend. Streite alles mit bedauernder Miene ab. Achte auf dich und deine kleinste Miene. Sag kein unnötiges Wort.
    Der Große hatte ihm bereits klargemacht, dass er als Sicherheitsrisiko angesehen wurde. Er verstand ungefähr, wie er zu diesem Zeitpunkt argumentierte. Zwei Stunden bei der Polizei. Er hat schon alles erzählt, was er weiß. Ein Glück, dass er nichts erfahren hat.
    Doch der Große wusste nicht, bei welcher Polizei er war. Der Polizei für Pädophilie. Und darüber wusste er wirklich alles.
    Dann ging die Tür auf, und die kurzgeschorene Polizistin trat ein. Endlich. Sie sah so unansehnlich aus. Zart. Dass eine zarte Frau einem das Leben zerstörte, war wohl trotz allem nicht so ungewöhnlich. Jetzt hatte sie Trümpfe gesammelt. Würde er die Ruhe bewahren können – wenn dieser Ort zur Sprache kam?
    Er kam direkt zur Sprache.
    Sara Svenhagen legte einen Papierstapel auf den Tisch und sagte: »Zu diesem Zeitpunkt glaubt er, dass Sie alles erzählt haben, nicht wahr? Und da ist Ihr Leben nicht mehr viel wert. Deshalb können Sie ebenso gut alles erzählen. Zum Beispiel über das Pädophilennest mit geräuschisolierten Wänden, die aussehen wie Bordellkissen aus Gold.«
    »Glauben Sie wirklich«, sagte Ljubomir, als leiere er etwas Auswendiggelerntes herunter, »dass die Organisation so einfach zu knacken ist? Glauben Sie nicht, dass sie widerstandsfähiger ist?«
    »O doch«, sagte sie. »Was den Drogenhandel angeht. Da ist sie nahezu unerschütterlich. Da sitzen alle Sicherungen am richtigen Platz. Aber hier dreht es sich nicht um den Drogenhandel. Hier geht es um die Hintertür in Nedics Organisation. Via Rajko Nedics sexuelle Eskapaden.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie

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