Falsche Opfer: Kriminalroman
Situation war unter Kontrolle. Danne und Rogge wollten sich ein bisschen mit der Kleinen amüsieren. Das war nicht Nickes Stil. Er ist nach draußen gegangen, um nachzusehen, ob in der Umgebung alles okay war.«
»Gute Arbeit, Agne«, sagte Chavez. »Jetzt haben wir auch dafür eine natürliche Erklärung.«
»War es dein Stil, Agne?« fragte Hjelm.
»Was?« sagte ›Kulan‹.
»Sich ›ein bisschen mit der Kleinen zu amüsieren‹? Es fand ja praktisch eine Vergewaltigung statt, als wir reinkamen.«
»Und du Danne in den Rücken geschossen hast, ja. Sehr mutig. In den Rücken. Und dann zweimal ins Gesicht, als er lag. Er war schon vorher verletzt.«
»Ich habe gefragt, ob es dein Stil war, Agne.«
»Nein, es war nicht mein Stil. Ich hatte nicht vor, sie zu vergewaltigen. Aber einer muss ja Wache stehen.«
»Kennst du Risto Petrovic?«
»Nein.«
»Das war schnell geantwortet. Findest du nicht, Jorge, dass Agne verdammt schnell geantwortet hat?«
»Doch, das war imponierend schnell geantwortet von Agne. Du musst doch wissen, dass er es war, der Lindberg in Kumla gesteckt hat, dass Nedic eine Lieferung plante.« »Das war Nickes Sache. Mit dem Kumla-Teil hatte ich nichts zu schaffen.«
»Petrovic ist Kriegsverbrecher, organisierter Faschist und Nickes Kumpel aus der Fremdenlegion.«
»Was du nicht sagst.«
»Ja, das sage ich, Agne. Und das sagt mir, dass ihr alles andere wart als eine gewöhnliche Räuberbande, sondern nahezu ein faschistischer Kader, der im Auftrag einer hohen internationalen rechtsextremistischen Organisation unterwegs war, einer Organisation, die vermutlich weiß, wer Olof Palme ermordet hat.«
»Du machst Witze!«
»Ja, ich mache Witze, Agne. Danne Blutwurst und der immer noch ziemlich gut florierende Sicherheitsdienst des Apartheidregimes in Südafrika passen nicht richtig zusammen.«
»Ich heiße nicht Agne.«
»Nein, Agne, das Attentat, das ihr plant – und das Nicke bestimmt nicht auf Eis gelegt hat –, ist eure eigene Idee. Aber um den hochexplosiven Sprengstoff zu bekommen, sind Kontakte mit dem internationalen Rechtsextremismus erforderlich. Das Problem ist, dass sie ihn sich bezahlen lassen. Begreifst du nicht, Agne, was für kleine Fische ihr seid? Sie wollen Geld von euch. Sie haben keine Lust, die Kosten für eure läppischen kleinen Attentate zu übernehmen.«
Chavez hielt inne. Sie machten eine Pause und musterten Agne Kullberg. Gerade hier sollte sich sein Mienenspiel ein wenig ändern. Es sollte ausdrücken: ›Wartet nur ab, ihr Bauerntölpel.‹
›Kulan‹ starrte mit einem Blick auf den Tisch, der sagte: ›Wartet nur ab, ihr Bauerntölpel.‹
»Danke«, sagten Chavez und Hjelm im Chor.
»Wofür denn?« sagte ›Kulan‹ und beäugte sie misstrauisch. »Für den Hinweis, den du uns gerade gegeben hast, Agne«, sagte Hjelm. »Dafür bedanken wir uns herzlichst.«
»Was macht ihr da eigentlich, ihr Erbsenhirne?«
Auf ›Kulans‹ Gesicht zeichnete sich Unruhe ab. Sein Körper begann sich zu bewegen. ›Bauerntölpel‹, dachte Chavez.
»Warum hast du gesagt, dass du nicht Agne heißt, Agne?«
»War das, weil du nicht Agne heißt, Agne?«
»Denn wer Agne heißt, Agne, ist ein kleiner Kerl, auf dem sie alle herumhacken und der auf dem Schulhof von Östra Real gezwungen wird, Dreck zu fressen.«
»Und Agne hast du weit hinter dir zurückgelassen, Agne.«
»Oh, wie weit weg der Streber Agne ist, der kleinste in der Klasse.«
»Und wie lange es her ist, dass Agne von den großen Jungs richtig die Hucke vollgekriegt hat, Agne.«
»Und wie lange es her ist, dass die Mädchen vorbeiparadieren konnten, eine nach der anderen, und kichernd den haarlosen Penis des kleinen Agne betrachten konnten, Agne.«
»Und wie lange es her ist, dass Agne ihn nicht hochkriegte, als er in einem Hotelzimmer in Skövde ein kleines Kanakenluder vergewaltigen wollte, Agne.«
»Du bist ein kleiner Scheißkerl, Agne.«
»Du bist eine absolute Null, Agne. Keiner mag dich, keiner will dich haben, nur weil du ein kleiner Wurm bist.«
»Ein kleiner Ringelwurm. Wie dein Schwanz. Ein kleiner Wurm mit einem noch kleineren Wurm. Der Agnepagne-Tatterich.«
Dann abruptes Schweigen.
Jetzt gaben sie einen Scheiß auf ›Kulan‹. Gleichgültig. Abwesend.
»Gehen wir was essen?« sagte Chavez.
»Ich weiß nicht, ich muss Lotta aus der Tagesstätte abholen.«
»Lassen wir das hier sausen? Es ist langweilig. Er ist langweilig. Wie hieß er noch? Arne?«
»Banarne.«
Sie gingen zur Tür
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