Falsche Opfer: Kriminalroman
Nahmen die Gelegenheit wahr, Gesinnungsgenossen in der Legion diesem internationalen faschistischen Kontaktnetz zuzuführen. Unter anderem Niklas Lindberg, der dann anfing, Bomben hochgehen zu lassen und Kurden zu verprügeln und deshalb in den Knast ging. Er seinerseits warb in Kumla Kumpels für das Kontaktnetz an: die sogenannte ›Nazi-Clique‹, darunter der bekannte Rechtsextremist Sven Joakim Bergwall, der bei der Sicklaschlacht ums Leben kam. Sie drei planten gemeinsam ein größeres Attentat in Stockholm, und was konnte sich besser dafür eignen als die sommerlichen World Police and Fire Games?
Bullen und Gefängniswärter in die Luft jagen. Was für ein Traum. Sie wussten, dass in Ihrem großen internationalen Kontaktnetz ein geeigneter Sprengstoff zu bekommen war. Eine hyperaktive und zuverlässig explosive Flüssigkeit mit elektronischer Mikrozündung. Die Südafrikaner hatten es für die Massentreffen des ANC entwickelt, doch die Apartheid brach zusammen, bevor das Zeug in Gebrauch genommen werden konnte. Sie schmuggelten eine Warenprobe nach Kumla und gaben sie Lindberg, und Sie sorgten dafür, dass Lindberg ausreichende finanzielle Mittel hatte, um eine ordentliche Menge von diesem Sprengstoff einzukaufen. Das Geld konnte Ihrem Arbeitgeber Rajko Nedic abgeluchst werden, dem Scheiß-Serben, der es schaffte, die ehemaligen Feinde in seiner Organisation zu vereinen. Eine richtige Friedensorganisation. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie konnten Polizisten und Serben mit ein und demselben Knall hochgehen lassen. Gut gedacht. Lindberg ist da draußen, er hat vielleicht nicht zehn Millionen, aber doch mindestens eine, und er kann trotz aller Komplikationen den Plan durchführen. Während Sie hingegen, bewacht von vier feinen Polizisten, Spaghetti kauen, Nedic vernichten und vom schwedischen Staat eine hübsche neue Identität erhalten. Wieder gut gedacht. Aber Sie haben die A-Gruppe vergessen.«
»Was habe ich vergessen?« stieß Risto Petrovic hervor.
»Nichts«, entgegnete Hjelm. »Gar nichts. Eine Nebensächlichkeit.«
»Wo? Wann? Wie?« sagte Chavez. »Sonst schicken wir Sie zurück zu Rajko Nedic. So einfach ist das. Wo soll die Bombe platziert werden? Wo wird Lindberg sein, wenn er sie auslöst? Wann wird die Bombe dort platziert? Wann soll sie gezündet werden? Und wie soll das Ganze vor sich gehen?«
»Sie irren sich«, sagte Risto Petrovic und wischte sich den Mund ab. »So einfach ist es nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil es Dinge gibt, die größer sind als der einzelne.«
»Was meinen Sie damit?«
»Schicken Sie mich meinetwegen zu Nedic zurück. Dies hier ist größer als ich. Ich bin ein entbehrliches Rädchen in einer großen Maschinerie.«
Hjelm und Chavez sahen sich an. Es hatte so gut angefangen. Und jetzt kam etwas so Unerwartetes dazwischen wie -Idealismus.
Kranker schwarzer Idealismus.
Von der gefährlichsten Sorte.
»Schicken sie ihn zurück?« fragte Ludvig Johnsson.
Nyberg sah ihn an, während er an einem weiteren eiskalten Hähnchenschenkel knabberte.
»Kaum«, sagte er. »Er kann immer noch wertvoll sein.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Johnsson. »Er wird nicht reden. Er ist in diesem verrückten Idealismus geschult. Das schwache Glied ist Kullberg. Da besteht noch eine Chance.«
»Wenn er genug weiß. Und das frage ich mich.«
»Ich glaube es. Ich glaube, deine Kollegen haben vollkommen recht. Und ich stimme dir zu: Sie sind ihrer Sache verdammt sicher. Dass die mir entgangen sind, als ich damals Leute für die Pädophilengruppe suchte. Sie haben sicher recht damit, dass die Planung in Kumla gemacht wurde. Drei intelligente Faschisten planten ein cleveres Attentat: Petrovic, Lindberg, Bergwall. Aber es stand noch ein intelligenter Faschist zur Verfügung: Kullberg. Ich glaube nicht, dass sie ihn nicht einweihten. Der Rest war Fußvolk, Kanonenfutter: Carlstedt, Andersson, Sjöqvist. Aber nicht Kullberg. Er weiß Bescheid.«
»Vielleicht. Was, glaubst du, macht Niklas Lindberg jetzt?«
»In Kürze wird die Lieferung erfolgen. Er kauft von der rechtsextremen Organisation Sprengstoff. Aber er ist immer noch sauer, weil die zehn Millionen eingefroren sind. Es hätte ein unvergesslicher Knall werden können. Für eine Million wird es auch ganz ordentlich rumsen, schon, aber er will ums Verrecken die zehn Millionen.«
»Du meinst, dass ...?«
»Ja. Ich glaube, dass Niklas Lindberg sich direkt an Rajko Nedic ranmacht.«
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E r ist hell, sie ist dunkel, und sie
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