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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hielt besagtes Auto am Kontrollschalter des Kumlabunkers.
    »Guten Morgen«, sagte die Wache.
    Sag jetzt nicht Schnauze, dachte Söderstedt im stillen.
    »Schnauze«, sagte Viggo Norlander.
    Der Wachmann sah eher überrascht als verärgert aus. Er prüfte ihre Ausweise. »Länskriminalbehörde Stockholm? Wir haben eine eigene Länskripo.«
    »Wir sind vom Reichskrim«, sagte Söderstedt. »Ans Länskrim ausgeliehen. Es geht um eure Explosion.«
    Der Wachmann führte ein paar Telefongespräche und erhielt die Bestätigung. Die Tore glitten auf.
    »Du kannst nicht zu allen, die dich ansprechen, Schnauze sagen«, bemerkte Söderstedt und ließ genussvoll das Kupplungspedal kommen. »Das ist eine unmögliche Lebensstrategie.«
    »Schnauze«, sagte Viggo Norlander.
    Sie parkten den Wagen auf einem genauestens ausgewiesenen Platz, passierten eine ganze Serie von Sicherheitskontrollen und gelangten ins Innere des Kumlabunkers. Sie wanderten durch Korridore, die bleigrau wirken würden, egal, in welcher Farbe sie gestrichen waren. Sie wurden durch eine Tür zum Büro des Chefs der Anstalt geführt. Er saß in einem ledernen Drehstuhl hinter einem leeren, auf Hochglanz polierten Schreibtisch und sah aus, wie Gefängnisdirektoren auszusehen pflegen. Eine ganz spezielle Kombination aus Beamter, Sozialarbeiter und Berufsoffizier.
    Es war zehn Uhr zweiundzwanzig am Donnerstag, dem vierundzwanzigsten Juni, der Tag vor dem Mittsommerabend.
    Noch glaubten sie, sie würden ihn feiern können.
    Der Anstaltschef erhob sich und begrüßte sie. »Wie viel wisst ihr?« fragte er knapp.
    »Nicht besonders viel«, entgegnete Söderstedt ebenso knapp. »Nur, dass es sich offenbar um einen Fall fürs Reichskrim handelt.«
    »Es betrifft Gefangene der Kategorie I. Also ist es automatisch eine Sache fürs Reichskrim. Aber wir wissen nicht einmal, ob wir es überhaupt mit einem Verbrechen zu tun haben.«
    »Krankes Kind zu versorgen«, dachte Norlander laut.
    Der Anstaltschef betrachtete ihn entgeistert und entschied, dass Söderstedt derjenige war, mit dem sich reden ließ. Also redete er nur mit ihm. »Heute morgen explodierte in einer der Zellen eine starke Sprengladung. Der Insasse befand sich in seiner Zelle und musste anschließend von den Wänden gekratzt werden. Wir haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Ahnung, wie es ablief, um was für eine Sprengladung es sich handelte, wie sie gezündet wurde etcetera. Der betreffende Insasse hieß Lordan Vukotic, wenn das bei euch was klingeln lässt.«
    Söderstedt dachte nach, Norlander dachte nicht nach.
    »Vage«, sagte Söderstedt. »Wir haben die Akte mitbekommen, aber ...«, er musste husten, »... hatten keine Möglichkeit, sie auf dem Weg hierher zu lesen. Aber es geht natürlich um Drogen?«
    »Schwere Drogenvergehen und schwere Körperverletzung. Acht Jahre. Drei hatte er abgesessen. Mustergültiger Gefangener. Machte eine Ausbildung zum Wirtschaftsjuristen und sollte in Kürze seinen ersten Freigang bekommen.«
    »Vukotic ... der Kreis um Nedic?«
    Der Anstaltschef nickte vielsagend. »Ganz klar, der Kreis um Rajko Nedic. Einer der führenden Drogenhändler. Aber das hat Vukotic nie zugegeben. Lordan Vukotic hat den Namen Rajko Nedic überhaupt nie erwähnt. Das ist die Art von Loyalität, die zählt, wenn man wieder rauskommt.«
    »Nedic hat nie gesessen, nicht wahr?«
    »Nie. Und jetzt war er außerdem auf dem besten Weg, sich einen persönlichen Anwalt anzuschaffen. Doch daraus wurde also nichts. Die Reste des Advokaten werden noch immer von den Wänden gekratzt.«
    »Was ist passiert? Wurde sonst jemand verletzt?«
    »Die exakt begrenzte Schadenswirkung lässt uns an ein sehr gezieltes Verbrechen denken. Eine perfekt berechnete Ladung. Pustete Vukotics Zelle vollständig weg, aber nichts anderes. Die Nebenzellen blieben unversehrt. Da sitzt übrigens ein alter Bekannter von euch, von der A-Gruppe.«
    »Die A-Gruppe existiert nicht mehr«, sagte Norlander brummig.
    »Es hat sie aber gegeben. Ihr wart verdammt gut, soweit ich das mitgekriegt habe. Die Besten. Allerdings habe ich nie begriffen, was mit diesem Kentuckymörder passiert ist.«
    »Nein, wer hat das schon«, sagte Söderstedt leichthin. »Ein alter Bekannter?«
    »Er heißt Göran Andersson. Noch ein mustergültiger Gefangener.«
    Weder Söderstedt noch Norlander konnten ein kurzes Lachen unterdrücken. Die Verbrechenslandschaft der Vergangenheit ... »Der lebt noch?« sagte Norlander.
    Dann sagte keiner mehr etwas. Statt

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