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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Die Gruppe war im Augenblick die Nummer eins der Reichskriminalpolizei, nach dem Hinscheiden der A-Gruppe. Sie waren, nach einer Phase trostlosen Jagens, mitten in einer erfolgreichen Periode und arbeiteten fleißig mit internationalen Kollegen zusammen. Bevor Nyberg dazugestoßen war, hatte man mit fünfzehn Ländern unter der Führung der National Crime Squad in England an der internationalen Aktion Operation Cathedral zusammengearbeitet, die ein großes Netzwerk von Pädophilen im Internet aufgedeckt hatte, und das erste, was er sich Ende Oktober hatte vornehmen müssen, war eine Widerwärtigkeit namens Pedo University. Im Mai des voraufgegangenen Jahres hatte die amerikanische Polizei eine internationale Aktion unter dem Namen Operation Sabbatical eingeleitet, und Ende Oktober erfolgte ein koordinierter Zugriff in den beteiligten Ländern. Und zu Hause verfolgten andere Teile der Gruppe all die Spuren und Netzwerke, die im Zusammenhang mit der Entlarvung eines zweiundzwanzigjährigen Pädophilen in Örebro entdeckt wurden, der als der bislang schlimmste Kinderschänder des Landes galt.
    Es ging also voran. Und Gunnar Nyberg hatte zum erstenmal ernsthaft das Gefühl, dass er etwas Wesentliches tat. Er rettete Kinder. Und damit verbrachte er auch seine Freizeit. Seit einem Jahr hielt er in den Schulen der Stadt Vorträge über Doping, die immer mehr Anerkennung fanden. Gratis, zur unverhohlenen Verblüffung der Rektoren.
    Wer kannte die negativen Nebenwirkungen der anabolen Steroide besser als er?
    Und obwohl er tagein, tagaus die schrecklichsten Seiten des menschlichen Begehrens betrachtete, fand er, dass sein Leben sich gut anließ. Wider Erwarten, wenn er an den Kentuckymörder dachte.
    Sein Blick schweifte über den Mälaren. Den Hochsommersee. Ein paar Wochen des Juni waren schon vergangen. Das Wetter konnte sich nicht richtig entscheiden, was es wollte, doch gerade im Moment schaute die Sonne hervor und strich ihre frischgebutterte Butter auf die Scheibe frischbackenes Riddarfjärden-Brot und garnierte das Ganze mit Spinnakern in allen Farben des Regenbogens. Die Luft fühlte sich ungewöhnlich gesund an, was nur teilweise an dem fehlenden Autoverkehr lag. Auf Västerbron war es jetzt die immer dichter werdende Läuferschar, die Schlangen bildete.
    Gunnar Nyberg wandte sich wieder Sara Svenhagen zu. Ihre Miene ließ erkennen, dass sie auf etwas geantwortet hatte, was er schon wieder vergessen hatte.
    »Entschuldigung, was hast du gesagt?« musste er sagen.
    »Ludvig ist seiner Trauer um die Familie davongelaufen«, sagte sie. »Das hast du also nicht gewusst? Dass Ludvig Johnsson vor ein paar Jahren seine Familie bei einem Verkehrsunfall verloren hat?«
    »Wie? Das begreife ich nicht. Er ist mir immer als so ... unbekümmert erschienen.«
    »Das ist eine Maske. Er läuft im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben. Jeden Tag. Frau und zwei Söhne, einfach so. Weg, von einer Sekunde zur nächsten.«
    »Habt ihr damals schon zusammengearbeitet?«
    »Ja, allerdings nicht mit dem hier. Das war, bevor die Polizei richtig begriffen hatte, wie ernst diese Geschichte mit der Kinderpornographie wirklich war. Wie wahnsinnig verbreitet sie ist. Nein, wir arbeiteten bei der Stockholmer Kripo. Er war mein Lehrmeister, kann man wohl sagen. Und Ludvig war es, der die ganze Pädophilenabteilung aufgebaut hat und mich mit rübergenommen hat.
    »Und mich auch, nehme ich an.«
    »Ihr kanntet euch von früher, ja«, sagte Sara. »Wieso?«
    Gelände, das so schwer zu betreten gewesen war. Fast ausradiert unter Ängsten von zwanzig Jahren. Die Vergangenheit. Die Zeit damals. Die Zeit der Steroide.
    »Wir sind zusammen zur Polizeischule gegangen«, sagte Gunnar Nyberg. »Wir waren damals richtig enge Freunde. Teilten das Zimmer. Aber wir drifteten auseinander. Als er ein guter Polizist wurde und ich ein schlechter. Und jetzt wusste ich nicht einmal, dass er seine Familie verloren hat.«
    »So was macht die Zeit«, sagte Sara und legte ihre Hand auf seine.
    Er lächelte. Schief, spürte er. Er lächelte schief und blickte in die Runde. Sie aßen ein bisschen was. Fünf Pädophilenjäger. Seine neue A-Gruppe.
    Deren Chef, der Kometkarrierist Kommissar Ragnar Hellberg, allgemein als Party-Ragge bekannt, plötzlich aufstand und mit dem Finger zeigte: »Jetzt kommt die Spitze.«
    Sie verließen das Strandcafe und drängten sich durch die Volksmassen hinauf zum Norrmälarstrand. Nyberg konnte ohne schlechtes Gewissen den Kopenhagener den

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