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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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überstanden, achtzig Tage eifrigen Bombens. Krieg auf Distanz. Die ethnische Säuberung im Kosovo hatte endlich ein Ende gefunden. Die Flüchtlinge begannen in ihre verminte Heimat zurückzukehren. Zwei amerikanische Gymnasiasten hatten Hitlers Geburtstag damit begangen, ihre Schulkameraden mit allen möglichen Schießeisen niederzumähen. Die Eltern hatten keine Erklärung. Und in Schweden war ein Zweiundzwanzigjähriger in Örebro als einer der übelsten Kinderschänder des Landes überführt worden. Videofilme der selbst verübten Vergewaltigungen, eine großartige Sammlung von Filmen und Bildern und Internetkontakten. In einigen Tagen sollte der Prozess beginnen, aber es stand bereits im voraus fest, dass er in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen werden würde. Und dann der Polizistenmord in Malexander. Die Täter waren endlich gefasst, alle drei. Drei junge Männer mit Nazisympathien hatten in Östgötaland kaltblütig zwei Polizisten hingerichtet. Einer der Burschen war Kriegsveteran aus Bosnien. Ein anderer krönte seine Schauspielerkarriere mit ein paar Polizistengenickschüssen. Er hatte in Lars Norens geschickt inszeniertem Stück Sju tre mitgespielt, in dem drei Nazis vor den Augen eines ohnmächtigen Autors auf der Bühne für ethnische Säuberung plädierten, was in schwedischen Feuilletons eine hitzige Diskussion hervorgerufen hatte. Doch kaum anderswo. Bis sich das Land gemeinsam über die Genickschüsse von Malexander empören und dem Theater die Schuld geben sollte.
    Ein eigenartiges Frühjahr.
    Kerstin Holm wandte sich auf der Parkbank um. »Was sagt die Familie?« fragte sie.
    »Die sind auf dem Torp in Dalarö«, sagte Hjelm. »Ich kann mir die ganze Nacht um die Ohren schlagen, wenn ich will. Mit einer alten Flamme im Kvarnen einen draufmachen.«
    »Alles zu seiner Zeit«, lachte Kerstin Holm. »Wie geht es ihnen?«
    »Gut. Danne ist über die schlimmsten Pubertätsmacken hinaus. Er ist siebzehn und will Polizist werden, komischerweise. Man kann nur hoffen, dass es vorübergeht. Tova ist fünfzehn und absolut unerträglich.
    »Und...Cilla?«
    Paul lachte leichthin und betrachtete Kerstin. Sie blinzelte zurück. Er sah die schmalen Ringe um ihre Iris, die verrieten, dass sie Kontaktlinsen trug. Und ihre Oberlippe war ausgebeult, als sei sie misshandelt worden. Allerdings nur von der Gothia Kautabak AG.
    »Danke, gut«, sagte er. »Cilla ist jetzt Abteilungsleiterin in der Reha-Abteilung im Krankenhaus Huddinge. Normale Arbeitszeiten. Und im Augenblick nimmt sie einen langen angesammelten Urlaub.«
    Sie schwiegen eine Weile. Die Vergangenheit waberte zwischen ihnen wie ein Gespenst. Aber das kleine Gespenst Laban. Oder Casper. Das netteste Gespenst der Welt.
    Es war eine Zeit, auf die sie beide mit offenen Sinnen zurückblickten. Und ganz ohne Bitterkeit.
    Schließlich sagte Kerstin Holm: »Sollten wir ein schlechtes Gewissen haben, weil wir uns nicht voll auf den Kvamenmörder konzentrieren?«
    »Das haben wir doch getan, nach allen Regeln der Kunst. Dies hier muss man wohl als private Nachforschung bezeichnen. Außerhalb der Arbeitszeit.«
    »Wir wagen also nicht, uns Überstunden anzuschreiben?«
    »Das kommt ganz auf das Resultat an, vermute ich.«
    Kerstin seufzte einmal tief und streckte die Arme zur Seite aus. Ihre Fingerspitzen berührten sein Nackenhaar. »Lass uns mal hoffen, dass es für diesen Sommer genug gewesen ist mit der Gewalt«, sagte sie, schien jedoch ihren Worten selbst keinen Glauben zu schenken.
    »Warten wir ab, ob die Polizeiolympiade eine abschreckende Wirkung hat. World Police and Fire Games. Du weißt, dass sie in ein paar Tagen mit einem Fest eröffnet wird? Da kannst du all die Veteranen treffen. Die Spieler der A-Mannschaft.«
    »Wie peinlich ist es, wenn man der Begeisterung für diese Spiele nicht soviel abgewinnen kann?«
    »Sehr peinlich. Du bist schließlich Polizistin.«
    Sie lachten.
    »Es ist eine amerikanische Idee«, sagte Hjelm schließlich. »Zum ersten Mal in Europa versammeln sich Polizisten, Gefängnispersonal, Zollbeamte und Feuerwehrleute, um gegeneinander anzutreten. Besonders das Boxen muss eine Menge Kriminelle als Zuschauer anziehen. Bullen zuzuschauen, die aufeinander losdreschen.«
    Ein frischer Wind blies dem Abend Leben ein. Es wurde rasch kühler. Die Sinne wurden nüchtern. Konzentrierten sich auf die Aufgabe.
    »Es ist wohl an der Zeit, das Unformulierte zu formulieren«, sagte Kerstin Holm.
    Da die einzige konkrete

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